Der Fachkongress FMX beschäftigt sich im Stuttgarter Haus der Wirtschaft mit den Bildern von morgen.

Stuttgart - „Wir können unseren Augen und Ohren nicht mehr trauen, man kann uns heute alles vorgaukeln“, sagt Mario Müller. Er muss es wissen – er ist ein Programmacher der Stuttgarter Fachkonferenz FMX, die von kommendem Dienstag an mit internationale Gästen untersucht, wohin die Welt der Bilder sich bewegt. Einige Beispiele: Der Stand der Dinge bei den visuellen Effekten (VFX), ohne die Film heute kaum mehr auskommt. werden anhand aktueller Projekte wie „Avengers 4“ erörtert. Roland Emmerichs Trick-Partner Volker Engel hat eine Reihe zu klassischen analogen Effekten kuratiert, die Sounddesignerin Nina Hartstone berichtet, wie die homogene, Oscar-prämierte Klangspur des Queen-Films „Bohemian Rhapsody“ zustande kam.

 

Animation, Effekte, Sound – „alles verschmilzt zu einem ästhetischen Guss“, sagt Andreas Hykade, der Leiter der FMX und des Ludwigsburger Animationsinstituts. Die Nachfrage von Streaming-Diensten wie Netflix wirbelt derzeit die Branche durcheinander, der Bedarf nach Bildern seit weit größer als „die Zahl derer, die sie herstellen können. Es gibt einen Run auf Talente“, sagt Hykade. Rosige Zeiten also? Nicht ganz, denn die nächste digitale Revolution ist im Gang: künstliche Intelligenz. „Das ist ein Science-Fiction-Begriff, der gefällt uns nicht, Machine Learning trifft es besser“, sagt Hykade. „Die Maschine lernt nur, was man ihr beibringt.“ Aktuell dies: „Animationsprozesse werden automatisiert, spart das Monate harter Arbeit und viel Geld. “

Auch diesmal geht es um digitale Menschen

Beim Spielfilm wird nun die Produktion in Echtzeit möglich, am Set sind alle digitalen Elemente fotorealistisch in Echtzeit vorhanden, die aufwändige Postproduktion verschwindet. „Bis vor kurzem dauerte es 20 Stunden, ein einziges Filmbild mit digitalen Inhalten zu rechnen, nun sind es noch 19 Millisekunden“, sagt Müller. Wird das Jobs kosten? „Redundante digitale, dafür holt man wieder Kameraleute und Beleuchter ans Set, die das virtuelle Bild einrichten, als wäre es ein reales“, sagt Müller. „Und digitale Wesen, Gegenstände, Landschaften müssen nach wie vor gestaltet werden.“ Diskussionen über ethische Implikationen gehören seit jeher zur Konferenz, auch diesmal geht es um digitale Menschen: „Wie sprechen wir einen Avatar an? Werden wir ihn als solchen erkennen? Wird er es uns sagen?“, formuliert Müller die Fragen, die absolut brisant seien: „Digitale Fernseh-Moderatoren sind bereits in Planung.“

Für Hykade bleibt geistiges Eigentum ein entscheidendes Thema – dass Künstler eigene Marken auf- und ausbauen können. „Die Animatorin Julia Ocker hat für ihre SWR-Serie „Animanimals“ den Grimme-Preis bekommen“, sagt er , „das zeigt mir: Wenn wir auf Qualität und eigene Handschriften setzen, ist das nachhaltig.“ Allerdings: „Deutschland verschläft derzeit den Boom. Es gibt zu wenig Zeit für Stoffentwicklung, man macht weiter wie bisher, weil das immer gereicht hat.“

Als nächsten wichtigen Schritt für die Region formuliert Hykade eine großes Ziel: Ein selbst entwickeltes Projekt für die hiesige VFX-Branche, die bislang vor allem als Dienstleister für Hollywood und Streaming-Dienste arbeitet.