In Winterbach funktionierte ein Kreisverkehr für Fahrradfahrer nicht so wie geplant und musste teuer zurückgebaut werden. Das hat auch der Bund der Steuerzahler in seinem Schwarzbuch moniert.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Winterbach - Das Urteil des Bundes der Steuerzahler ist eindeutig: „Ein Kreisel für Radfahrer: Wie so oft ein Versuch, der den Steuerzahler nur Geld kostet“, heißt es im jüngst erschienenen Schwarzbuch „Die öffentliche Verschwendung 2019/20“. Insgesamt listet der Verein darin 100 exemplarische Fälle des „sorglosen Umgangs“ mit Steuergeldern auf, neun davon stammen aus Baden-Württemberg. Darunter ist auch die Gemeinde Winterbach, wo im Zuge der Remsrenaturierung der parallel zum Fluss verlaufende Weg nach Remshalden ausgebaut wurde.

 

Radfahrer sollen langsamer fahren

„Zwei Wirtschaftswege, die sich dort kreuzten, sollten zu einem Kreisverkehr umgebaut werden – in einen ‚Kreisverkehr’ für Radfahrer“, so wird das Projekt im Schwarzbuch beschrieben. Etwas anders stellt es Hans-Peter Sieg dar, der technische Geschäftsführer des Wasserverbands Rems, der für die Planung verantwortlich war: „Als ‚Radwegkreisel’ wurde diese Fahrbahnerhöhung nicht konstruiert“, sagt er. Vielmehr sei sie „ursprünglich als Rasenschotterfläche geplant und sollte als optische Verkehrsbremse dienen.“

Dazu erklärt der Bauherr, in diesem Fall das Regierungspräsidium Stuttgart, Ziel der 3 500 Euro teuren Maßnahme sei gewesen, sichere Verkehrsverhältnisse zu schaffen. Denn dadurch, dass die Wege parallel verlaufen und der einmündende Weg ein deutliches Gefälle hat, könnten die Radfahrer im Kreuzungsbereich sehr schnell werden – der Kreisel sollte den Radverkehr daher verlangsamen. Er wurde letztendlich aber nicht als Rasenschotterfläche gestaltet, sondern asphaltiert – „zwecks besserer Überfahrbarkeit“, sagt Hans-Peter Sieg. Allerdings sei er dadurch bei schlechten Witterungsverhältnissen nicht so gut erkennbar gewesen.

Gefahr erhöhte sich

Offenbar nutzten die Radfahrer den Kreisel nicht so wie vorgesehen: Viele von ihnen „folgten dem Kreisverkehr nicht in vorgeschriebener Richtung, sondern haben diesen an der falschen Seite umfahren, um ihr Tempo nicht drosseln zu müssen – wodurch das Gefahrenpotenzial erhöht wurde“, teilt das Regierungspräsidium mit. Die Folge: Die Verantwortlichen entschlossen sich dazu, die Fahrbahnerhöhung wieder abzutragen, dadurch entstanden dem Land zusätzlich 10 000 Euro an Kosten. Am Wirtschaftsweg wurde stattdessen ein Stoppschild angebracht, um den Verkehr zu regeln.

„Meiner Erfahrung nach funktioniert das sehr gut“, sagt Michael Maier. Er ist der Ansprechpartner für Schorndorf im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und meint, das Projekt habe es „nicht ganz zu Unrecht ins Schwarzbuch geschafft“. Man hätte schon viel früher „mit der jetzt ergriffenen simplen Lösung die Situation gut entschärfen können“, ist sich Maier sicher. Viele Fahrradfahrer seien froh, dass der Kreisel inzwischen wieder abgetragen wurde.

ADFC wurde nicht gefragt

„Ich würde mir wünschen, dass engagierte Bürger und Vereine schon vor der Bauphase in solche Projekte involviert werden. Hier hätte es den Behörden Einiges erspart“, sagt Maier. „Eine Rücksprache bei der Radfahrervereinigung wurde als nicht nötig angesehen, da die Vorbeifahrtsbreiten mehr als ausreichend waren“, erklärt hingegen Hans-Peter Sieg vom Wasserverband Rems. Im übrigen seien die vermeidbaren Baukosten, die durch den Kreisel entstanden sind, „verschwindend gering“ angesichts der Gesamtkosten von rund 3,5 Millionen Euro für die Remsrenaturierung. „Kommt man aus der Baubranche, so überrascht es doch, dass hier auf allen Medien-Ebenen so ein Wirbel gemacht wird“, findet Sieg.

Das Regierungspräsidium Stuttgart erklärt indes, das Projekt habe gezeigt, „dass bei der Übernahme von Planungen von Kommunen eine weitere Prüfschleife sinnvoll sein kann.“