Seit vergangenem Freitag weisen an besonders engen Stellen der Böblinger Straße in Stuttgart-Kaltental Verkehrsschilder darauf hin, dass Radler nicht überholt werden dürfen. Wir haben getestet, ob der Hinweis bei den Autofahrern schon ankommt.

Lokales: Tom Hörner (hör)

Stuttgart - Keine Frage, der Herr oder die Dame in dem 3er-BMW hat wohl keine Notiz von dem Überholverbot genommen. Zügig fährt er oder sie dicht an dem bergauf radelnden E-Biker vorbei, obwohl es nicht möglich ist, den vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten.

 

Auf dem Streckenabschnitt zwischen den Stadtbahnhaltestellen Waldeck und Kaltental sind seit vergangenem Freitag Verkehrsschilder aufgestellt, die auf einen Umstand hinweisen, der eigentlich hier schon lange gilt: Da Autofahrer nicht den Mindestabstand einhalten können, dürfen hier keine Radler überholt werden, selbst wenn die nur mit zehn bis 15 Sachen Richtung Vaihingen hochschnaufen. Auch langsame Kleinkrafträder sind tabu.

Bergab schwimmen Radfahrer mit dem Verkehr mit

Noch mehr Engstellen mit neuer Beschilderung tauchen talwärts Richtung Stuttgart-Süd auf. Aber auf der Kaltentaler Abfahrt gibt es, so zumindest der Eindruck bei unseren Testfahrten am vergangenen Sonntag, weniger Probleme, was wohl daran liegt, dass Radfahrer bergab mit dem Verkehr mitschwimmen. Eine Kollegin hatte am vergangenen Wochenende eine andere Erfahrung gemacht. Sie wurde unterhalb des Schillerplatzes in Vaihingen von einem Überholenden an einer Engstelle fast touchiert.

Auch bei der zweiten Bergfahrt mit dem E-Bike werden wir überholt, allerdings sehr vorsichtig. Zwei Autos schleichen am Radfahrer vorbei. Offenbar scheinen die Schilder und die Berichterstattung darüber Wirkung zu zeigen. Unser Radler könnte zwar damit leben, aber ein Verkehrsvergehen ist es dennoch, das mit 70 Euro geahndet würde.

23 Autofahrer erwischt, aber auch 15 Radler

Immer wieder, so die Polizei, habe sie auch vor dem Aufstellen der Schilder in Kaltental kontrolliert. Recht erfolgreich war sie dabei an einem Nachmittag im vergangenen März, als sie 23 Autofahrer beim Überholen erwischte. Im Polizeibericht heißt es dazu: „Neben der Einleitung von Ordnungswidrigkeitsverfahren führten die Beamtinnen und Beamte aufklärende Gespräche mit den Betroffenen. Den Autofahrern war dabei oft nicht bekannt, dass an dieser Örtlichkeit insbesondere aufgrund der baulichen Gegebenheiten ein Überholverbot gilt.“ Diese Unklarheit sollen die neuen Schilder beheben.

Auch etliche Radfahrerinnen und Radfahrer kamen an jenem Märztag nicht ungeschoren davon. 15 ignorierten im Bereich der Haltestelle Waldeck das Rotlicht der Ampel. Das schlug laut Polizei mit 60 Euro und einem Punkt in Flensburg zu Buche.

Pop-up-Radweg dürfte für Diskussion sorgen

So richtig zufrieden ist mit der Situation in Kaltental wohl niemand. Nachgedacht wird über eine zeitlich begrenzte Radwegerweiterung, einen Pop-up-Radweg, der im Februar im Bezirksbeirat Süd und im Ausschuss für Stadtentwicklung und Technik des Gemeinderats vorgestellt werden soll. Da dem Projekt aber rund 100 Parkplätze zum Opfer fallen würden, darf man auf die Diskussion gespannt sein.