Der Verein ist jeden Mittwoch in einer der vier Fahrradstationen.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Vaihingen/Möhringen - Peter Beckmann hat viel zu tun. Der Mann vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) berät gerade eine ältere Dame vor der Fahrradstation am Vaihinger Bahnhof. Die Rentnerin fährt leidenschaftlich gern mit dem Drahtesel. Drei Stück hat sie, darunter auch ein Pedelec. Doch derzeit schmerzt das Knie. Und darum überlegt sie, ob sie mit einem neuen und exakter auf sie eingestelltem Fahrrad buchstäblich besser fahren würde.

 

„Das macht viel aus“, sagt Beckmann. Die Größe und die Form des Rahmens, der Lenker, der Sattel, die Stellung der Pedale – das alles entscheidet, ob man auf dem Drahtesel bequem sitzt oder nicht. Der ADFC berät kostenlos und unabhängig zu allen Themen rund ums Fahrrad. Normalerweise tut er das in seinen Räumen an der Breitscheidstraße im Stuttgarter Westen. „Dieser Weg ist für Menschen aus Vaihingen und Möhringen aber nicht attraktiv“, sagt Beckmann. Darum kooperiert der ADFC seit April mit der Neuen Arbeit. Das Sozialunternehmen betreibt die Fahrradstationen in Bad Cannstatt, Feuerbach, Möhringen und Vaihingen. Der ADFC ist seit fünf Monaten jeden Mittwoch von 14 bis 19 Uhr an einer der vier Stationen anzutreffen.

Der ADFC und die Neue Arbeit haben ein gemeinsames Ziel

„Wir kennen uns seitdem es die Neue Arbeit gibt“, sagt Beckmann und lacht. Am Anfang habe der ADFC die Fahrradstationen des Sozialunternehmens etwas kritisch beäugt, gibt er zu. Aber schnell habe sich gezeigt, dass die Fahrradstationen sehr nützlich sind und dass der ADFC und die Neue Arbeit das selbe Ziel haben. „Wir wollen mehr Menschen aufs Fahrrad bringen und den Autoverkehr reduzieren“, sagt Beckmann. Und auch die soziale Komponente bei den Projekten der Neuen Arbeit gefalle dem ADFC.

„Das ist eine klassische Win-Win-Situation“, sagt Marcus Freidank. Er ist bei der Neuen Arbeit für die Fahrradstation verantwortlich. Der ADFC könne so sein Angebot einem größeren Publikum präsentieren, und die Fahrradstationen würden dank der regelmäßigen ADFC-Besuche an Attraktivität gewinnen.

Die Fahrradcodierung ist eines der Hauptthemen

Inzwischen ist bereits der nächste Kunde mit seinem Drahtesel vorgefahren. Er hat ein Pedelec, das wahrscheinlich nicht ganz billig war. Darum will er sein Fahrrad codieren lassen. Der ADFC bietet diesen Service an. Mit einem speziellen Gerät gravieren die Mitarbeiter einen Zahlen-Buchstaben-Code auf den Rahmen. Dieser ermöglicht es der Polizei oder dem Ordnungsamt, den Besitzer des Fahrrads ausfindig zu machen. Mit etwas Glück kann dieser so seinen Drahtesel zurückbekommen. „Die Fahrradcodierung ist eines unserer Hauptthemen“, sagt Beckmann.

Aber es gibt auch ganz andere Fragen. Einmal sei ein Mann aus Rohr gekommen. Er wohnt in einem Mehrfamilienhaus mit einem Gemeinschaftskeller für die Fahrräder. In dem Raum haben aber derzeit nicht alle Drahtesel Platz. „Der Mann hatte ein exaktes Aufmaß von dem Keller dabei. Und wir haben dann gemeinsam überlegt, wie man mit Hilfe spezieller Aufhängevorrichtungen und Ähnlichem mehr Fahrzeuge unterbringen kann“, sagt Beckmann.

Die Aktion dauert noch bis Ende Oktober

Bis Ende Oktober wird er noch Woche für Woche an einer der vier Fahrradstationen anzutreffen sein. Beckmann geht davon aus, dass der ADFC und die Neue Arbeit die Kooperation im kommenden Jahr fortsetzen. „Bislang gibt es jedenfalls noch nichts, was dagegen sprechen würde“, findet auch Freidank. Wer das Angebot nutzen möchte, kann am 28. September oder 26. Oktober in die Fahrradstation am Vaihinger Bahnhof kommen. Die nächsten Termine in der Fahrradstation Möhringen an der Filderbahnstraße 59 sind am 28. September und 26. Oktober.