Der Generalsekretär des Club of Rome Graeme Maxton
fordert eine radikale Änderung des Wirtschaftssystems – sonst drohe der Kollaps.

Lokales: Sybille Neth (sne)

Stuttgart - Der britische Ökonom Graeme Maxton hat die Fair-Handeln-Messe eröffnet.

 
Mister Maxton, Sie haben unpopuläre Forderungen: Einkindpolitik in den Industriestaaten, Rente mit 70. Wie wollen Sie das umsetzen?
Es gibt zwei Gründe für unsere Probleme: unser Wirtschaftssystem mit dauerndem Wachstum. Das zerstört die Umwelt und das Klima. Der zweite Grund ist die Überbevölkerung. Ein Kind in der reichen Welt hat einen ökologischen Fußabdruck, der 30-mal größer ist als der eines Kindes in Afrika. Alle Klima- und Umweltprobleme stammen aus unserer Wirtschaft der letzten 30 bis 50 Jahre.
Schon 1972 mahnte der Club of Rome, dass die Grenzen des Wachstums erreicht seien. Wo stehen wir jetzt?
Wir werden einen Kollaps erleiden. Wir leben momentan, als ob wir 1,6 Planeten hätten. Die Leute haben die Warnung nicht befolgt, sondern sind noch schneller auf diesem Weg vorangeschritten. Es ist genau so, wie wir es damals prognostiziert haben. Auch die aktuellen politischen Probleme und die Flüchtlingsbewegung sind Ergebnisse dieses Wirtschaftssystems.
Welchen positiven Einfluss kann die Fair-Handeln-Messe in Stuttgart haben?
Wir müssen unser Handelssystem ändern. Wir brauchen nicht nur Freihandel. Wir müssen unsere Partner beispielsweise in Afrika oder Indonesien besser behandeln. Es geht nicht nur um Gewinn. Wir müssen eine Form finden, die für alle die Lebensqualität verbessert.
Was kann eine Messe angesichts der globalen Problematik beim Einzelnen bewirken?
Sie kann Produkte zeigen, die nach bestimmten Prinzipien produziert wurden: mit wenig Wasserverbrauch, ohne Kinderarbeit, ohne die Zerstörung des Regenwaldes, unter Verwendung von erneuerbaren Energien. Deshalb unterstütze ich diese Messe. In Deutschland ist das Bewusstsein dafür sicher viel ausgeprägter als in vielen anderen Ländern. Deutschland ist für mich ein tolles Vorbild für die Welt.