Die Lebensmittelretter aus Stuttgart-Degerloch sagen, der Fairteiler sei gefragt. Allerdings gibt es trotzdem Probleme. Der Standort steht zur Debatte.

Degerloch - Wer die Löwenstraße in Stuttgart-Degerloch hinunterläuft, wird den leicht nach hinten versetzt liegenden Schuppen bei Hausnummer 54 vielleicht übersehen. Bürger, die sich für die Vermeidung unnötiger Lebensmittelvernichtung interessieren, ist er seit Jahren ein Begriff. Hier befindet sich der Fairteiler des Stadtbezirks, in einem Kühlschrank und in Regalen wird Nahrhaftes hinterlegt und kann kostenlos abgeholt werden. Reste von falsch kalkulierten Einkäufen etwa oder Vorräte, die vor dem Urlaub weg müssen.

 

„Es besteht eine große Nachfrage“, sagt Joscha Gimmler (23), der sich seit zwei Jahren mit um den Fairteiler kümmert. „Die Bürger und Bürgerinnen wissen, wann Lebensmittel hergebracht werden. Es kommt oft vor, dass sie dann schon darauf warten. Wir haben selten das Problem, dass Lebensmittel nicht abgeholt werden.“

Ein Antrag für den Fairteiler in Stuttgart-Degerloch

Es gibt aber trotzdem Schwierigkeiten: Das Häuschen an der Löwenstraße müsste saniert werden. Ob es auf dem Grundstück bleiben kann, ist fraglich. Die Zukunft des Fairteilers ist daher ungewiss. Bei der jüngsten Sitzung des Bezirksbeirats brachte Die Fraktion einen Antrag ein, der darauf abzielte, das Fortbestehen der seit 2016 bestehenden Foodsharing-Institution zu sichern. Ein Zeichen dagegen zu setzen, dass genießbare Lebensmittel weggeworfen würden, sei wichtig, so Michael Köstler. Er wünsche sich eine Fortführung der Idee mit der Option auf Ausweitung, etwa durch gezielte Information von Lebensmittelgeschäften, die Waren abgeben könnten.

Grundsätzlich stieß der Antrag auf Erhalt des Fairteilers im Gremium mehrheitlich auf Sympathien. Bezirksvorsteher Marco-Oliver Luz gab allerdings zu bedenken, man könne seitens der Stadt keine Infrastruktur für das Projekt zur Verfügung stellen oder es betreiben, da dies nicht vom Verwaltungsrecht gedeckt sei.

Wunsch nach Unterstützung von Foodsavern

Möglich wäre es hingegen, einen Träger zu unterstützen. In Stuttgart-Sillenbuch etwa befindet sich der Fairteiler auf einem Grundstück der evangelischen Kirche. Joscha Gimmler wünscht sich für die Zukunft auch die Unterstützung der ehrenamtlichen Foodsaver durch Stadt und öffentliche Hand: „Sie stemmen die Versorgung der Fairteiler“, hält er fest. „Das erfordert ein hohes Maß an Engagement. Wir kommen immer wieder an unsere Grenzen.“ Ginge es nach dem 23-Jährigen und den anderen Fairteiler-Betreuern, dann wäre das geplante neue Bürgerzentrum in Degerloch eine gute Anlaufstelle für Lebensmittelretter. „Unsere Vision ist, dass dort ein Raum geschaffen wird, zu dem alle Bürger und Bürgerinnen Zugang haben“, so Gimmler.

Dadurch würde man auch noch mehr Aufmerksamkeit für das Thema Lebensmittelverschwendung wecken. „Vor dem Hintergrund der Debatte um den Klimawandel könnte ein öffentlich zugänglicher Fairteiler in Degerloch ein Vorbild für andere Bezirke in Stuttgart sein“, ist er sich sicher. Da das Bürgerzentrum aber erst in drei bis vier Jahren fertiggestellt sein solle, brauche man eine Übergangslösung an einem öffentlichen Platz. Man wolle sich diesbezüglich in den nächsten Wochen an den Bezirksbeirat wenden.