Auf Facebook kochen manche Nutzer aus Welzheim vor Wut: Asylbewerber seien bei einer Second-Hand-Börse früher eingelassen worden. Ein Anruf im Rathaus bringt ans Licht, was sich beim Warentauschtag wirklich zugetragen hat.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Welzheim - Die Geschichte hat das Potenzial zum ganz großen Aufreger: In einer lokalen Facebook-Gruppe ist zu lesen, am Samstag seien Asylbewerber bei einer Second-Hand-Börse in Welzheim (Rems-Murr-Kreis) bevorzugt behandelt worden. Ein Nutzer hatte dort die Textnachricht eines Bekannten eingestellt: „Gestern war in der jusinus Kerner Halle Tauschbörse. Heb dich mal Fest, Asylanten durften 30 Minuten früher rein als wir eigenen. Schlimm genug das das arbeitervolk da hingehen muss was. Ironie sage ich dazu“, hatte der geschrieben [Anm.: Rechtschreibung aller Posts im Original]. Und danach – unter anderem – „Freiheit der unterdrückten im eigenen Land“ gefordert.

 

Die angebliche Bevorzugung macht viele Facebook-Nutzer fuchsteufelswild

Die Nachricht schlägt in der Gruppe hohe Wellen – „weil sie bevorzugt werden und die restlichen nur noch das bekommen was zum Schluss übrig geblieben ist“, wie es eine Frau formuliert. „Das ist Gang und gebe das die bevorzugt werden“, meint ein anderer Facebooknutzer. Als ein Nutzer fragt, was die Asylbewerber denn als Tauschobjekte mitbringen könnten, meint ein anderer „Drogen, Waffen etc.“ Andere Nutzer kritisieren die ausländerfeindlichen Posts aber auch und beschwichtigen: „Man könnte ja mal den Veranstalter fragen: Wenn dem so war, warum dem so war“, meint einer.

Stadtsprecher: Die Flüchtlinge gehörten zu den Helfern

Ein Anruf bei der Stadt Welzheim: Uwe Lehar, Pressesprecher der Stadt, war nach eigenen Angaben selbst beim Warentauschtag dabei. „Da waren zwei Familien von Asylbewerbern“, erinnert er sich. Von einer Bevorzugung könne aber keine Rede sein: „Sie hatten freiwillig geholfen, Waren anzunehmen und Kisten zu tragen“, sagt er. Bei dem von der Stadt organisierten Warentauschtag sei es immer so, dass morgens Waren angenommen und in der Halle ausgelegt würden. Nachmittags habe - wie immer – um 13 Uhr die Ausgabe begonnen. „Wer mitgeholfen hat, ist eben schon früher in der Halle“ – und das sei schon immer so gewesen. „Die haben dafür auch schwer arbeiten müssen“, sagt Lehar.

Den Warentauschtag in Welzheim gibt es seit mehr als zehn Jahren. Die Aktion funktioniert folgendermaßen: Wer intakte Kleidungsstücke, Bücher, Spielsachen oder Haushaltswaren loswerden möchte, kann diese morgens abgeben. Am Nachmittag können dann Interessierte – auch, wer nichts gebracht hat – mitnehmen, was sie tragen können.