Vergangene Woche wurde bekannt, dass ein Deutscher als Verdächtiger im Vermisstenfall von Madeleine „Maddie“ McCann gilt. Nun wird geprüft, ob der Sexualstraftäter womöglich in weitere Fälle verstrickt ist.

Wiesbaden/Braunschweig - Der deutsche Verdächtige im Fall Maddie ist in weiteren Fällen verschwundener und getöteter Kinder in Verdacht geraten. Die belgischen Behörden nahmen in dem Zusammenhang die Ermittlungen zum Mord an der deutschen Jugendlichen Carola Titze im Jahr 1997 wieder auf, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Brügge am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP sagte. Auch in Portugal und den Niederlanden wird möglichen Verbindungen zum verdächtigen Christian B. nachgegangen.

 

Die dreijährige Madeleine „Maddie“ McCann war 2007 aus einer portugiesischen Ferienanlage an der Südalgarve verschwunden und wurde bis heute nicht gefunden. Vergangene Woche wurde bekannt, dass die Braunschweiger Staatsanwaltschaft in dem Fall wegen Mordes gegen den mehrfach verurteilten Sexualstraftäter B. ermittelt. Der 43-Jährige sitzt derzeit wegen Rauschgifthandels in Schleswig-Holstein in Haft.

Verdächtiger lebte lange in Portugal

Carola Titze war 1996 in Belgien getötet worden. Der verstümmelte Leichnam der 16-jährigen deutschen Urlauberin wurde damals im belgischen Küstenort De Haan gefunden. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf einen deutschen Verdächtigen Anfang zwanzig. Der damalige Ermittlungsrichter Paul Gevaert hatte vergangene Woche eine mögliche Verbindung mit Christian B. ins Spiel gebracht. „Die Beschreibung passt“, sagte Gevaert der Zeitung „De Standaard“.

B. soll zwischen 1995 und 2007 regelmäßig an der Algarve gelebt haben. „Die Tatsache, dass er so lange in Portugal war, würde erklären, warum wir ihn nie gefunden haben“, sagte der heute pensionierte belgische Richter Gevaert. Seine Ermittlungen im Fall Carola Titze waren 2016 eingestellt worden, wurden nun aber wiederaufgenommen, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte.

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In Portugal bat der Stiefvater eines 2004 verschwundenen Mädchens die Behörden, mögliche Verbindungen zu Christian B. zu untersuchen. Die achtjährige Joana Cipriano verschwand im September 2004 in dem Dorf Figueira an der Südalgarve. Auch sie wurde nie gefunden. Die portugiesische Staatsanwaltschaft hatte am Dienstag angegeben, den deutschen Verdächtigen mit anderen Fällen in Portugal in Verbindung gebracht zu haben, nannte aber nicht explizit den Fall Joana.

Auch in den Niederlanden beschäftigt B. die Behörden: 1995 war der siebenjährige portugiesische Junge Jair Soares an einem Strand südlich von Den Haag spurlos verschwunden. Nachdem die Ermittlungen bereits vergangenes Jahr wiederaufgenommen worden waren, „werden wir unsere deutschen Kollegen über die geeigneten Kanäle kontaktieren“, um einer möglichen Verbindung zu dem Verdächtigen in den anderen Fällen nachzugehen, erklärte ein Polizeisprecher.

Verbindung zu Fall aus Sachsen

In Deutschland prüfen die Ermittler, ob Christian B. möglicherweise für das Verschwinden der fünfjährigen Inga aus Sachsen-Anhalt vor fünf Jahren verantwortlich sein könnte. Im Fall des sechsjährigen René aus Nordrhein-Westfalen, der 1996 in Portugal verschwunden war, fanden die Behörden Medienberichten zufolge bislang keine Anhaltspunkte für eine Verbindung zu den anderen Fällen.

Christian B. ist mehrfach vorbestraft, unter anderem wegen Sexualdelikten an Kindern. Laut „Spiegel“ wurde er wegen derartiger Straftaten bereits 1994 in Bayern und dann erneut 2016 in Niedersachsen verurteilt. 2005 soll er zudem bei einem Einbruch in Portugal eine 72-jährige US-Bürgerin vergewaltigt haben.