In Stuttgart gibt es im Landesvergleich besonders viele „späte“ Mütter. Statistische Daten zeigen: Familien wohnen bevorzugt in den Außenbezirken, Alleinerziehende in der Innenstadt.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Die Stuttgarter empfinden ihre Stadt als immer familienfreundlicher – doch nicht einmal in jedem fünften Haushalt leben heute überhaupt noch Kinder. Das sind zwei Ergebnisse der „Stuttgarter Familiendaten“, die das Statistische Amt der Stadt jüngst veröffentlicht hat.

 

Auch wenn 2011 die Zahl der Kinder unter 18 Jahren wieder leicht gestiegen ist von  88 183 im Jahr 2010 auf  88 320 im Jahr 2011, ist der langfristige Trend eindeutig: „Die Zahl der Kinder wird kleiner“, sagt der Sachgebietsleiter für Sozialstatistik beim Statistischen Amt, Robert Gunderlach. So erfasste die Statistik im Jahr 1995 noch 92 002 Kinder in Stuttgart.

Mehr Geburten als Sterbefälle

Positiv für die Stadt: 2010 und 2011 gab es erstmals seit Jahren wieder mehr Geburten als Sterbefälle. Daraus könne man jedoch nicht schließen, dass die Stuttgarter wieder mehr Lust auf Kinder haben und die Stuttgarter Frauen nachhaltig mehr Kinder auf die Welt bringen, analysiert Ansgar Schmitz-Veltin vom Statistischen Amt in einem aktuellen Beitrag zur Geburtenentwicklung. Der Anstieg sei auf andere Faktoren zurückzuführen: die Zahl der Sterbefälle sei aktuell niedrig, hinzu kämen Wanderungsgewinne. Es sind mehr junge Erwachsene und damit mehr potenzielle Mütter und Väter nach Stuttgart gezogen.

Das Statistische Amt hat auch ermittelt, wo die Familien in der Stadt leben. Interessant ist dabei, dass Paare mit Kindern eher in den äußeren Stadtbezirken wohnen, Alleinerziehende hingegen bevorzugen tendenziell die Innenstadt – und hier vor allem den Osten. Der Anteil der Alleinerziehenden liegt im Osten bei 25,1 Prozent, stadtweit hingegen bei 20,1 Prozent.

Die Mehrheit der Paare hat zwei oder mehr Kinder

Insgesamt ist die Kinderdichte in den Stadtbezirken Birkach, Botnang, Wangen und Zuffenhausen am höchsten. Hier hat jede Familie im Durchschnitt 1,68 Kinder – stadtweit sind es im Schnitt 1,63. Im Westen und in Mitte leben hingegen im Schnitt nur 1,55 Kinder pro Familie, das ist die geringste Kinderdichte. Schaut man sich die absoluten Zahlen an, liegt Bad Cannstatt vorne mit 11 304 Unter-18-Jährigen, auch 1,66 Kinder pro Familie sind ein hoher Wert. Münster kann nach absoluten Zahlen mit 917 am wenigsten Kinder aufweisen – 1,57 Kinder je Familie sind zudem ungewöhnlich wenige für einen der äußeren Stadtbezirke.

Noch etwas ergeben die statistischen Daten: Wie viele Kinder die Stuttgarter bekommen, hängt stark davon ab, ob sie alleinerziehend sind oder ob die Partnerschaft hält. Insgesamt ist der Ein-Kind-Haushalt bei den Familien zwar in der Mehrheit (51,2 Prozent). Differenziert man jedoch nach Familienpaaren und Alleinerziehenden, sieht die Situation etwas anders aus: Familienpaare haben mehrheitlich zwei oder sogar mehr Kinder (53,3 Prozent), Alleinerziehende in der Regel nur ein Kind (68,9 Prozent).

1370 Kinder leben beim Vater

Die große Mehrheit der 10 901 Alleinerziehenden in Stuttgart sind – das ist nicht überraschend – die Mütter: Nicht mal eines von zehn Kindern lebt beim Vater. 90,3 Prozent der Alleinerziehenden sind Frauen. Aber man könne die Statistik auch anders lesen, meint der Sozialwissenschaftler Gunderlach: Immerhin 1370 Kinder werden in Stuttgart von ihren Vätern aufgezogen, 13 740 nur von ihren Müttern.

Ausländische Eltern – das Amt bezeichnet sie als „nichtdeutsche Paare“ – bekommen tendenziell mehr Kinder als deutsche Paare. 55,8 Prozent haben zwei oder mehr Kinder, bei den Deutschen sind es 52,2 Prozent. Aber dieser Unterschied ist laut den Statistikern schon größer gewesen. „Das nähert sich an“, sagt Gunderlach. Typisch für eine Großstadt: der Anteil der „späten Mütter“ ist in Stuttgart vergleichsweise hoch. Laut dem Statistischen Landesamt sind in Stuttgart 27,3 Prozent der Mütter bei der Geburt ihres Kindes mindestens 35 Jahre alt. Im Landesschnitt sind es 23,8 Prozent. Nur in Heidelberg und Karlsruhe gibt es noch mehr Spätgebärende. Im Schnitt sind die Stuttgarter Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes inzwischen knapp 32 Jahre alt – im Jahr 2000 waren sie noch keine 30 Jahre alt.

12 Prozent finden, Stuttgart ist nicht familienfreundlich

Seit 1997 werden die Stuttgarter zudem bei der Bürgerumfrage gefragt, ob sie Stuttgart als familienfreundlich erachten: Im Jahr 2011 antworteten 46 Prozent der Befragten, dies stimme völlig oder überwiegend zu, 42 Prozent fanden, teilweise treffe dies zu. Nur zwölf Prozent erachteten Stuttgart als nicht familienfreundlich.

Vor 15 Jahren, 1997, waren hingegen nur 33 Prozent davon überzeugt gewesen, Stuttgart sei familienfreundlich.Natürlich freue sie dieses Ergebnis, sagt die Kinderbeauftragte der Stadt, Roswitha Wenzl. Solche Umfrageergebnisse seien auch ein „Beweis dafür, dass unsere Bemühungen, Familien ins rechte Licht zu rücken, sich gelohnt haben“.