Der Sensorspezialist Balluff aus Neuhausen auf den Fildern verstärkt mit zwei neuen Töchtern seine Soft- und Hardwarekompetenz. Das Unternehmen hat sich der Digitalisierung verschrieben und lässt seine Sensorsysteme sogar über Twitter kommunizieren.

Stuttgart - Das Familienunternehmen Balluff wächst. Gleich zwei Übernahmen verkündete Geschäftsführer Florian Hermle am Donnerstag den Belegschaften der beteiligten Unternehmen: In Oppenweiler (Rems-Murr-Kreis) kauft Balluff 75 Prozent an dem Spezialisten für kamerabasierte Sensoren Matrix Vision GmbH mit rund 100 Mitarbeitern und 15 Millionen Euro Umsatz. In Stuttgart-Vaihingen gehört künftig das Softwareunternehmen ISS (Innovative Software Services GmbH) mit etwa 60 Mitarbeitern komplett zur Balluff-Gruppe. Den Umsatz von ISS beziffert Florian Hermle auf etwa sechs Millionen Euro.

 

In Neuhausen auf den Fildern (Kreis Esslingen) beheimatet ist Balluff einer der weltweit großen Hersteller von Industriesensoren und der dazugehörenden Technik. Das 1921 gegründete Unternehmen setzte im Geschäftsjahr 2016 nach eigenen Angaben etwa 378 Millionen Euro um und wird von den Urenkeln des Gründers Gebhard Balluff geführt. Die Gruppe hat 37 Tochterunternehmen weltweit. Von den 3550 Mitarbeitern sind 1120 in Deutschland beschäftigt, davon 980 in Neuhausen.

Mit Matrix verbindet Balluff eine Entwicklungspartnerschaft

Für die beiden Zukäufe nimmt Balluff einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ in die Hand, wie Hermle dieser Zeitung sagte. Matrix und ISS sind die ersten Zukäufe von Balluff seit der Übernahme der STM Sensor Technologie München GmbH im Jahr 2014. Die Standorte der Zukäufe sollen erhalten bleiben, Versetzungen sind nicht geplant, und auch die beiden Führungsduos – Joachim Mettenleitner und Michael Wäschle bei ISS und Uwe Furtner sowie Erhard Meier bei Matrix – bleiben an Bord, so Hermle.

Während ISS und Balluff „gesucht und sich gefunden“ haben, ist Matrix für die Neuhausener kein Unbekannter: Beide Unternehmen verbindet laut Hermle „bereits seit vier Jahren eine erfolgreiche Entwicklungspartnerschaft. Dadurch wissen wir bereits, dass wir sehr gut zusammenpassen und sich unsere Produktlinien optimal ergänzen.“ Die 1986 gegründete Matrix Vision GmbH ist auf den Bereich industrielle Bildverarbeitung spezialisiert. Gemeinsam entwickeln die beiden Unternehmen kamerabasierte Sensorik, mit der sich beispielsweise automatisierte Qualitätskontrollen bewerkstelligen oder Barcodes an Produkten lesen lassen. Bisher spiele dieser Bereich bei Balluff noch eine vergleichsweise kleine Rolle.

ISS soll Sensorsysteme kommunikativer machen

Matrix verspricht sich von der neuen Mutter nicht zuletzt Hilfe auf internationalem Parkett: „Viele unserer Kunden haben weltweit Produktionsstandorte und erwarten von ihren Zulieferern Unterstützung vor Ort. Für Matrix Vision allein wäre das über kurz oder lang mit unserer Unternehmensgröße schwierig geworden“, zitiert Balluff den technischen Geschäftsführer von Matrix, Uwe Furtner.

ISS ist auf Softwareentwicklung spezialisiert und soll bei Balluff „die Rolle des Softwarespezialisten übernehmen“, um die Kompetenz in der Digitalisierung auszubauen. Konkret gehe es darum, offene Softwareplattformen zu entwickeln, so Hermle. Sie sollen es ermöglichen, verschiedene Datenquellen miteinander zu verbinden. Auf diese Weise kann beispielsweise ein Gerät, das mithilfe von Sensoren den Zustand einer Maschine überwacht, gleich ein Ersatzteil bestellen, wenn es Verschleißerscheinungen entdeckt. Das geht beispielsweise über den Nachrichtendienst Twitter. Wie Balluff sei die Automobil- und Zuliefererindustrie die wichtigste Kundengruppe der 1996 gegründeten ISS.