Die Einwohner des Fasanenhofs haben ihr Stadtteilfest gefeiert. Die Festfreude wurde aber von Plänen der Baugenossenschaften überschattet, dort neue Wohnungen zu bauen. Wir sagen, was die Menschen bewegt.

Fasanenhof - Die Einwohner des Fasanenhofs haben am Samstag bei schönem Sommerwetter das Stadtteilfest des Bürgervereins gefeiert. Trotz der guten Stimmung liegen dunkle Wolken über dem Quartier. Die Wohnbaugesellschaften wollen vor allem entlang des Ehrlichwegs drei- bis viergeschossige Gebäude bauen. Die Bewohner des Fasanenhofs befürchten, dass der grüne Charakter ihres Wohnortes dadurch Schaden nimmt.

 

„Seit 2007 ist das jetzt der vierte Anlauf, in dem über die sogenannte Nachverdichtung diskutiert wird. Wir können so langsam nichts mehr davon hören“, sagt Angelika Lehrer, die Schriftführerin des Bürgervereins. Er ist das Sprachrohr der Quartierbewohner. Bisher habe keine Nachverdichtung eine soziale Verbesserung gebracht. „Die Probleme für Schulen und Kitas sind geblieben. Dort gibt es zu wenig Personal.“ In der Vorschule tummelten sich Kinder aus Einwandererfamilien aus 16 Nationen: „Sprachprobleme sind einfach vorhanden. Für uns ist es deshalb schon auch wichtig zu wissen, wer in die neuen Wohnungen kommt.“

„Wir sind nicht gegen neue Einwohner“, sagt der Bürgervereinsvorsitzende Günther Joachimsthaler. Es gebe durchaus Bereiche, auf denen sich der Verein Ansiedlung vorstellen könne, zum Beispiel auf wenig genutzten Flächen, zum Beispiel dort, wo die Stadtbahntrasse in den Fasanenhof hineinführe. Dort könne sich der Verein sogar Hochhäuser vorstellen.

Kein Widerstand gegen neue Häuser, aber gegen deren Standort

„Wir haben Neubürger immer integriert und an der Gestaltung des Europaplatzes, bei der neue Wohnungen entstanden sind, konstruktiv mitgearbeitet. Wir fordern aber, dass die Grünflächen, die wir haben, erhalten bleiben“, ergänzt Joachimsthaler. „Unser Eindruck war, dass die Stadt die Nachverdichtung mit allen Mitteln vorantreibt. Wir empfinden die Bürgerbeteiligung als Alibi-Veranstaltung“, sagt Joachimsthalers Stellvertreter Olaf Geier.

Eckhard Benner wohnt seit einigen Jahren im Fasanenhof. Vom Quartier ist er begeistert. „Hier hat man darauf geachtet, viel grün zwischen den Häuserzeilen zu belassen“, sagt er. Auch als die Stadtbahn gekommen sei, habe man die Trasse dem Wunsch der Anwohner entsprechend unter den Boden verlegt. „Man hat auf die Einwohner gehört. Deshalb ist hier eine wunderschöne parkartige Achse im Quartier entstanden. Wenn man auf die Bewohner hört, kommt immer etwas Positives heraus“, sagt er. Eckhard Benner war als Vertreter der Einwohner mit in der Jury, welche jüngst die Entwürfe der Städteplaner für die Nachverdichtung bewertet hatte. Allerdings war er nicht stimmberechtigt. Das Modell des Siegerentwurfs, der vom Stuttgarter Büro Schwarz Jacoby Architekten stammt, war einige Tage lang im Stadtteilbüro ausgestellt und bis zum gestrigen Sonntag dort durchs Fenster zu sehen. Wie bei Modellen üblich, war alles Weiß-in-Weiß gehalten. „Niemand hätte sich etwas darunter vorstellen können. Deshalb habe ich die neuen Häuser blau markiert, und die Flächen, auf denen die Stadt später bauen will, rot gekennzeichnet“, sagt Benner. Beim Rundgang zum Ehrlichweg sagt er: Man wisse jetzt, wo nach dem Willen der fünf Baugenossenschaften Häuser entstehen sollten. Vieles sei aber noch offen, denn das Modell werde überarbeitet, und es gebe Stimmen, denen die Anzahl der Häuser nicht genügten. Außerdem sei auch Lärm ein Thema: „Die Anwohner fürchten, dass die Wände der Punkthäuser das Echo des Autobahnlärms ins Wohnviertel tragen.“

Angeblich gehen durch die neubaten keine Parkplätze verloren

Mit dem Begriff Punkthaus ist ein Gebäude mit quadratischer Grundfläche gemeint, dessen Treppenhaus mit Aufzug im Zentrum liegt, um das sich die Wohnungen gruppieren. Die Punkthäuser sollen der Vorstellung der Stadtplaner auf den bisherigen Garagen entstehen, die zugunsten von Tiefgaragen und quer angeordneten oberirdischen Stellplätzen weichen sollen. Angeblich gehen auf diese Art und Weise keine Parkplätze verloren. Gegen Ende des Ehrlichwegs, wo auf der einen Seite die Genossenschaften Flüwo und VdK Punkthäuser errichten sollen, stehen auf der gegenüberliegenden Seite auf städtischem Grund noch mindestens zehn Jahre lang Systembauten für Flüchtlinge. Auf diesem Areal hätte niemand von uns etwas gegen Neubauten gesagt“, sagt Eckhard Benner.