Die Karnevalsgesellschaft Contacter ist 50 Jahre alt. Das Jubiläum wird an diesem Wochenende gefeiert. Mit besonderen Gästen.

Gerlingen - Die Geschichte ist schon einigermaßen ungewöhnlich: Da gibt es im Strohgäu einen Verein, der seinen Ursprung in einer Kirchengemeinde hat. Es handelt sich um einen Karnevalsverein – und die katholische Kirche. Und das in einem Ort, in dem das Evangelische seit der Reformation jahrhundertelange Tradition hat. Der Spruch, die Katholiken seien eh die besseren Fasnachter, beweist sich in Gerlingen – und er feiert fröhliche Urständ in der Karnevalsgesellschaft Contacter. Die begeht an diesem Wochenende ein halbes Jahrhundert ihres Bestehens.

 

Stefanie Hauke ist die fünfte Präsidentin des Vereins, sie hat das Amt seit 2015 inne. Sie sei im Jahr 2000 „in den Verein reingerutscht“ wie manch’ andere Eltern, erzählt sie: über die Kinder. Die nämlich wollten tanzen – und die Contacter pflegen den karnevalistischen Tanzsport seit Jahrzehnten. Vor allem für Kinder und Jugendliche, aber auch einige junge Erwachsene sind noch aktiv dabei.

Mehr als 90 Tänzerinnen und Tänzer aktiv

Fünf Garden sind zur Zeit aufgestellt, mit mehr als 90 aktiven Jugendlichen, auch Jungs. Dazu kommen noch knapp zwei Dutzend Aktive in den Kindergarden. Bereits bei den „Küken“, den Drei- und Vierjährigen, und den „Tanzkindern“, den Vier- bis Sechsjährigen, ist regelmäßiges Training angesagt. Nur so erreicht man ein Niveau, welches das Mitmachen bei Turnieren ermöglicht.

Zahlreiche Auszeichnungen belegen den Erfolg, an den jüngsten süddeutschen Meisterschaften haben alle Contacter-Garden teilgenommen. Das sei „echter Hochleistungssport“ – der in der eigentlichen Sommerpause keine Pause kennen.

Der Verein hat aber nicht nur die Garden, von blau-weiß über rot-weiß bis zu blau-gelb, samt zwei Dutzend Betreuern und Trainerinnen, sondern auch einen Vorstand. Der heißt Präsidium und nicht Elferrat, wie sonst bei Karnevalsvereinen – weil er nur aus acht Personen besteht. Dazu kommen der Narrenrat, Ehrenpräsidenten, Ehrenmitglieder und Ehrenräte.

Im Lauf der fünf Jahrzehnte hat sich das alles entwickelt, was eigentlich mit einem kleinen Faschingsspaß begann. Sabine Herrmann kennt die Geschichte des Vereins und die vielen Dokumente und Fotos. „Unser Gründungspräsident Karlheinz Weber zog im Sommer 1969 nach Gerlingen“, erzählt sie. Er bekam Kontakt zum Ortspriester Franz Schmid. Der wollte mit den Eltern der Kommunionskinder eine kleine Faschingsveranstaltung machen – die im November 1969 in der Breitwiesenschule zustande kam. Sogar der Bürgermeister Wilhelm Eberhard war dabei. Das belege der Kalender des Rathauschefs, so Sabine Herrmann. Ihr Bruder, der Archivleiter, habe das entdeckt.

Aus KKE wurden die Contacter

Dann ging es Schlag auf Schlag: Die Eltern der Kommunionkinder taten sich zusammen und nannten sich „Die KKE-ler“ – auch, um Kontakte zu knüpfen. Daraus wurden die Contacter. Der Verein beteiligte sich an Umzügen und Rathausstürmen, die Prunksitzungen nach dem Muster des Rheinischen Karnevals standen im Mittelpunkt. „Früher hatten wir bis zu 1100 Gäste“, erzählt Robert Kieninger. Dann kamen immer weniger Gäste – „und in den vergangenen vier Jahren wieder mehr“. Kieninger, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, hat zusammen mit von Sabine Herrmann, Stefanie Hauke und zahlreichen Mitstreitern eine Broschüre zum 50-Jahr-Jubiläum mit vielen Fotos erstellt. Das sind Archivschätze, Bilder zum Schmunzeln und Dokumente der Aktiven.

Für den Verein stehen jetzt die Höhepunkte der Kampagne 2019/2020 an: zwei Sitzungen, für Jung und Alt, nachmittags und abends. Zum Jubiläum erwartet man prominente Gäste auf der Bühne: Fräulein Wommy Wonder, also den Travestiekünstler Michael Panzer, sowie den Stuttgarter Comedian Michael Gaedt. Und natürlich alles, was in den eigenen Farben tanzen kann. Na, denn: Gerlingen – Helau!