Ob feucht, ob kalt, ob grau: in Donzdorf wird die Fasnet bunt, laut und schrill, jedoch ebenso wie in Wäschenbeuren ausgelassen, aber weitgehend friedlich gefeiert.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Kreis Göppingen - Es gibt einige Stunden im Jahr, in denen Donzdorf seine Einwohnerzahl von rund 11 000 locker verdreifacht. An diesem Sonntag ist es wieder so weit gewesen. Viele tausend Närrinnen und Narren aller Altersklassen ließen sich auch vom schmuddeligen Wetter nicht davon abhalten, der selbst ernannten Lautertalmetroplole einen ausgiebigen Besuch abzustatten. Zum Höhepunkt der Donzdorfer Fasnet zogen rund 3000 Mitwirkende durch die Straßen der Stadt. 38 Gruppen hatten sich angesagt, mit 16 überdimensionalen Motivwagen, die sich hinter denen des rheinischen Karnevals keinesfalls verstecken müssen.

 

Wochenlang waren die Donzdorfer Vereine und Stammtische mit der Konstruktion und dem Bau der Wagen beschäftigt und so gab es fast kein politisches, gesellschaftliches oder sportliches Thema, das nicht auf die Schippe genommen wurde. Ob die geplatzten Jamaika-Verhandlungen, das mühsame Groko-Ringen oder der Pflegenotstand, ob deutscher Schlager, das Vermächtnis des verstorbenen Playboy-Machers Hugh Hefner oder der Buchsbaumzünsler, ob Olympia oder der Videobeweis im Fußball – alles bekam mächtig und satirisch sein Fett weg,

Lokale Spitzen zu Windkraft, zu Bürgermeisterwahl und Müllverbrennung

Auch lokale Spitzen durften natürlich nicht fehlen: So stellte der Stammtisch Lombaglomb einen direkten Bezug zwischen der Erderwärmung und den möglichen Windkraftrotoren auf der Kuchalb her. Die Unterdorfer Lausbuben hingegen widmeten sich der anstehenden Donzdorfer Bürgermeisterwahl, bei der mancher Stadtrats-Löwe darauf versessen sei, den Direktor des ganzen Zirkusses, Rathauschef Martin Stölzle, zu fressen.

Die Dünnbrettbohrer wiederum nahmen sich die Debatten, um die Göppinger Müllverbrennungsanlage vor. „Müllheizkraftwerk in Chinesenhand, von Nah und Fern wird Müll verbrannt, Chinesensupp’ mit Dioxin – ist klar, schmeckt jedem ,Narr’ ganz wunderbar“, so hieß es mit Blick auf die beantragte Kapazitätsausweitung.

Es war bunt, es war laut, es war schrill, aber es blieb der Polizei zufolge beim Umzug und bei den Festivitäten danach, die trotz der feucht-trüben Witterung auch unter freiem Himmel bis weit in den Abend hinein andauerten, „alles im friedlichen und vertretbaren Rahmen“.

Neues Sicherheitskonzept bewährt sich

Dies war am Samstag, als sich in Wäschenbeuren zum großen Gaudiwurm die Einwohnerzahl der 4000-Seelen-Gemeinde ebenfalls verdreifacht haben dürfte, nicht anders. Da es im vergangenen Jahr nach dem Fasnetsumzug nicht nur zu etlichen Sachbeschädigungen und zu heftigen Streitereien, sondern auch zu mehreren Körperverletzungen gekommen war, hatten der veranstaltende Brauchtumsverein, die Kommune und die Polizei ein neues Sicherheitskonzept umgesetzt. Es gab deutlich mehr Polizeipräsenz und mehr Kontrollen der Besucher.

Die Maßnahmen haben offenkundig gegriffen. Die 1500 Hästräger und mit ihnen die Besucher konnten ausgelassen, aber unbeschadet feiern. Wie ein Polizeisprecher erklärte, hat es, von einzelnen Streitereien zwischen Betrunkenen und von Dummheiten, wie etwa einem ausgehobenen Gullydeckel, mal abgesehen, nichts gegeben, was aktenkundig geworden wäre.