Wegen der Vermessungsarbeiten auf den 34 Etagen wirkt die Baustelle des Schwabenlandtowers in Fellbach seit Wochen fast verlassen. Das ändert sich, wenn ein 140 Meter hoher Bauhelfer aufgestellt wird. Über die Fassade hat der neue Investor entschieden.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Eine Aluminiumfassade aus weißen und bronzefarbenen Elementen soll den Schwabenlandtower in Fellbach zieren. Das hat der Berliner Bauträger Consus RE AG nach einer Bemusterung entschieden. Der Traumblick aus den 34 Etagen auf den Kappelberg, das Remstal oder auch Stuttgarts Fernsehturm soll für die künftigen Mieter frei bleiben – statt eisernen Gitterstäben erhalten die bodentiefen Fensterfronten eine Absturzsicherung aus Glas.

 

Noch im September will die Berliner Investorengruppe einen gigantischen Baukran aufstellen

Die Entscheidung über die Fassade ist für die seit Monaten geradezu verlassen wirkende Baustelle wie ein Startsignal für den Endspurt. Zwar waren auch bei einem Ortstermin am Freitag keine Arbeiter auf dem Areal an der Schorndorfer Straße zu sehen, die Absperrgitter wurden nur für ein paar Fotojournalisten und den sich seit Wochen durch den entkernten Rohbau messenden Geometer zur Seite geräumt. Doch wenn Aufzugsschächte und Sanitärstränge vom beauftragten Statikbüro korrekt eingelotet sind, soll es endlich weitergehen mit den Arbeiten am dritthöchsten Haus der Republik.

Noch im September will die Berliner Investorengruppe einen gigantischen Baukran aufstellen, der mit einer Höhe von 140 Metern den selbst 107 Meter hohen Schwabenlandtower noch um ein gutes Stück überragt. Dann beginnt der Ausbau der 196 geplanten Wohnungen. Beim Anbringen der neuen Fassadenelemente wird – samt der teilweise bereits eingebauten Fensterfronten – auch das bisherige System entfernt. Bereits erledigt ist der Abriss des von dem Investor Christoph Gröner bei der Übernahme der Bauruine als architektonisch fragwürdig empfundenen Schrägdachs – in luftiger Höhe ragt noch Armierung aus den Stahlbetonpfeilern.

Die Stadt Fellbach ebnete dem neuen Investor mit einem reduzierten Stellplatzschlüssel den Weg

Deutlich mehr Arbeit als die äußere Hülle erfordert freilich das Innere des Wohnturms. Ursprünglich vorgesehen waren 66 Luxus-Appartements, die sich teilweise über mehrere Stockwerke er-strecken sollten. Nach der Übernahme des Towers aus der Insolvenzmasse plante der neue Investor um und reichte vor exakt einem Jahr einen Bauantrag für 194 deutlich verkleinerte Wohnungen ein. Für die Vermarktung rückten statt Käufern mit dickem Geldbeutel nun Mieter mit einem Faible für „Smart-Living“-Technik und innovative Verkehrskonzepte ins Blickfeld. Interesse sollte bei einer nach Wohnungsgröße und Stockwerkszahl gestaffelten Quadratmetermiete zwischen 13,50 und 23 Euro monatlich die Aussicht auf geringe Nebenkosten machen. Das ehrgeizige Ziel, mit Fußbodenheizung, einer Raumkühlung über die Decken und der intelligenten Steuerung der Jalousien einen KfW-55-Standard zu erreichen, sollte sich auch beim Energieverbrauch bemerkbar machen. Die Stadt Fellbach ebnete dem neuen Investor mit einem reduzierten Stellplatzschlüssel den Weg – pro Wohnung muss die inzwischen in Consus RE AG umfirmierte CG-Gruppe nur 0,8 Stellplätze nachweisen.

Die für die neuen Wohnungen nötige Entkernung ist im Schwabenlandtower abgeschlossen. Dabei mussten die bereits verlegten Elektrokabel und die Abwasserrohre wieder raus – für dreimal so viele Wohnungen reichte die Kapazität nicht aus.

Bereits munter im Wind drehen sich die drei Turbinen

Der Bau der neuen Wände sollte eigentlich im Juni beginnen, wurde aber um zwei Monate verschoben. Zum einen wirkte sich die Corona-Pandemie auf die Vorplanung aus, Vor-Ort-Termine mit Architekt Jörg Wolf und den beauftragten Handwerkern waren lange nur schwer möglich. Zum anderen kostete die Nachvermessung des Wohnturms viel Zeit – bei einer Höhe von 107 Metern haben schließlich schon kleine Abweichungen große Auswirkungen. Bereits munter im Wind drehen sich die drei Turbinen, die auf dem Dach installiert worden sind – allerdings vorerst nur zu Testzwecken. Sie sollen die Energie erzeugen, die für die Kühlung des Schwabenlandtowers nötig ist, aber auch den Strom für den Betrieb der vier Aufzugsanlagen und der Ladestationen für Elektrofahrzeuge liefern.

Mit dem verzögerten Start rückt bei der größten Fellbacher Baustelle erneut auch der geplante Fertigstellungstermin nach hinten. Bisher war ein Bezugstermin im Herbst kommenden Jahres genannt worden, inzwischen ist bereits von Ende 2021 die Rede – auch wenn auf der Firmenhomepage nach wie vor Juni 2021 als Termin der Fertigstellung genannt wird. Das gilt übrigens nicht nur für den Wohnturm selbst, sondern auch für das durch die genehmigte Aufstockung um eine Etage auf 168 Zimmer erweiterte Hotel im Sockel des Schwabenlandtowers. Unverändert übrigens sind auch die Vorstellungen der Berliner Investoren über den Kaufpreis: Schlüsselfertig gebaut und komplett vermietet soll das Objekt für exakt 117 Millionen Euro an eine interessierte Kapitalverwaltungsgesellschaft gehen.