Früher war alles besser? Mitnichten! Warum „Fürchtet euch nicht!“ ein gutes Motto für die zweite Woche der evangelischen Fastenaktion „Sieben Wochen ohne Pessimismus“ ist – trotz Coronapanik und allgegenwärtigen Schreckensmeldungen.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Waiblingen - Es ist ein denkwürdiges Zitat: „Es geht uns besser als je zuvor. Das ist wissenschaftlich solide belegt: Noch nie waren die Menschen so gesund, so gebildet, so wohlhabend, so frei und so sicher vor Gewalt wie heute.“ Gesagt hat das der Journalist Walter Wüllenweber, und er hat es damit in den Fastenkalender von „Sieben Wochen ohne Pessimismus“ geschafft. Eine steile These, finden Sie?

 

Das Ozonloch wird kleiner

Es gibt viele Zahlen, die diese Behauptung belegen, hier seien nur zwei Beispiele angeführt: Im vergangenen Herbst meldete die US-Raumfahrtbehörde Nasa, dass das Ozonloch über dem Südpol so klein sei wie noch nie seit seiner Entdeckung Anfang der Achtzigerjahre. Das Verbot von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), die einen Abbau des Ozons bewirkt hatten, hat also Wirkung gezeigt.

Eine weitere gute Nachricht: Die weltweite Kindersterblichkeit ist in den vergangenen Jahren um mehr als die Hälfte gesunken: Von 12,6 Millionen Kindern im Jahr 1990 auf 5,6 Millionen im Jahr 2016, so das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef). Damit kein Missverständnis entsteht: 5,6 Millionen tote Kinder sind 5,6 Millionen zu viel. Doch die Bemühungen der Weltgemeinschaft fruchten, langsam aber stetig. Millionen Kinder konnten bereits gerettet werden. Früher war definitiv nicht alles besser – vielmehr sind wir auf einem guten Weg, dass vieles noch besser wird.

Bad news are good news?

„Doch diese ‚frohen Botschaften’ dringen nicht in unser Bewusstsein vor. Denn: Unsere Gehirne reagieren vor allem auf Gefahren, und die Medien liefern genau die Art von Information, nach denen wir ständig Ausschau halten. Alarm, Terror, Katastrophen“, wird Journalist Wüllenweber im Fastenkalender zitiert. Warum ist das so? Forscher haben weltweit untersucht, was gute und schlechte Nachrichten in uns auslösen – ihr Ergebnis, über verschiedene Kulturen hinweg: Viele Menschen neigen dazu, auf negative Meldungen stärker zu reagieren als auf positive. Das lässt sich möglicherweise evolutionsbiologisch erklären: Es konnte einem selbst vermutlich das Leben retten, wenn man wusste, dass ein Gefährte vom Säbelzahntiger gefressen worden war.

Wenn negative Nachrichten also mehr Aufmerksamkeit erregen, ist es logisch, warum es so viele davon gibt: Sie verkaufen sich besser. Natürlich ist es wichtig, dass Journalisten kritisch berichten und über Missstände informieren. 5,6 Millionen tote Kinder sind ein grausamer Missstand. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass es Lösungen gibt, die Kindersterblichkeit zu senken und dass diese bereits erfolgreich angewendet werden. Journalismus, der diese positiven Aspekte nicht außer Acht lässt, ist im besten Sinne konstruktiver Journalismus. Weil er den Leser nicht mit einem Gefühl der Ohnmacht zurücklässt, sondern mit dem Gefühl, dass die Welt es besser kann. Es gibt Hoffnung – und womöglich kann sogar ich selbst etwas dazu beitragen.

Fürchtet euch nicht!

Damit schließt sich der Kreis zum Motto der zweiten Fastenwoche: „Fürchtet euch nicht!“ Das mag herausfordernd klingen in Zeiten von Coronapanik und sonstigen Schreckensmeldungen. Sich nicht fürchten, das erfordert Mut: Den Mut, an eine bessere Zukunft zu glauben, sich für eine bessere Welt einzusetzen, so gut man eben kann – allen Widrigkeiten zum Trotz. Auch Gottvertrauen kann mutig machen.