Helena Schätzle und Lioba Keuck haben für ihr sehenswertes Projekt „Unsere Träume“ im Süden Spaniens und Portugals die raue Lebenswirklichkeit der Einwanderer fotografiert. So schön und zugleich hässlich kann Europa sein.

Bauen/Wohnen: Tomo Pavlovic (pav)

Stuttgart - Wann wird der Traum von einem besseren Leben in Europa zum Albtraum? Ist es der Augenblick, wenn man bemerkt, dass man nicht willkommen ist und einem die Bürokratie jede Energie raubt? Oder sind es diese zahllosen rätselhaften Eindrücke in einer fremden Welt?

 

Kriege, Naturkatastrophen oder Armut verursachen weltweit anhaltende Migrationsströme nach Europa. Viele dieser Menschen kommen über das Mittelmeer und landen dann an den vermeintlich idyllischen Südküsten Portugals und Spaniens. Und sie sehen vielleicht Dinge, die wir nicht sehen oder längst nicht mehr bemerken: löchrige Zäune oder Hochhäuser in Vorstädten mit einsamen Bewohnern, die aus ihren Fenstern ins Nirgendwo starren. Ist das tatsächlich dieser Kontinent, wo man sein Glück sucht und findet?

Schattenflecken des Seins

Aber auch jene Auswanderer, die aus dem Norden Europas auf die Iberische Halbinsel kommen, um die Sonnenseite des Seins zu entdecken, reiben sich nicht selten verwundert die Augen, wenn sie die Schattenflecken des Tourismus kennenlernen. Der Süden, er ist kaum mehr als ein übles Gerücht.

Helena Schätzle und Lioba Keuck nähern sich mit ihrem fotografischen Projekt „Unsere Träume“ diesen mitunter verstörenden Projektionsflächen. Die Fotos von den Wellen und dem Strand verlieren durch den thematischen Kontext jegliche Harmlosigkeit. Das brandende Meer steht nun gleichermaßen für das Leben und den Tod. Die stärksten Impressionen sind aber jene, die den Betrachter in einen Migranten im Geiste verwandeln, in einen Flüchtenden, der einfach nur wegwill: weg von den unüberwindbaren Zäunen und den hässlichen Fassaden – weg aus diesem Albtraumgebilde namens Europa!