Der Entlassung von Trainer Carlo Ancelotti sind Fehler der Clubführung des FC Bayern München vorausgegangen. Ein Kommentar von Peter Stolterfoht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Peter Stolterfoht (sto)

München - Am Ende stand Carlo Ancelotti der rasanten Entwicklung im Spitzenfußball hilflos gegenüber. Den technisch perfekten Hochgeschwindigkeitsspielern von Paris St. Germain begegnete der hochdekorierte italienische Trainer mit einer betulichen Ballbesitztaktik aus der Bayern-Mottenkiste. In der Champions League stößt man so früh an Grenzen. Und selbst in der Bundesliga, wo gerade Borussia Dortmund das Tempo vorgibt, reicht das nicht mehr für ganz oben. Der Rauswurf Ancelottis war unvermeidlich.

 

Die Clubführung des FC Bayern sollte es sich aber nicht zu einfach machen und die Schuld an der Misere allein am entlassenen Trainer und an den extremen finanziellen Möglichkeiten anderer Clubs festmachen. Der Krise gingen in München weitreichende strategische Fehler voraus. So hätten mehr Hebel in Bewegung gesetzt werden müssen, um Pep Guardiola zu halten. Der Katalane wollte um Toni Kroos ein neues Bayern-Team aufbauen. Doch den Mittelfeldstrategen verprellte der Rekordmeister, weil man ihn nicht in den Kreis der Bayern-Spitzenverdiener aufsteigen lassen wollte. Bei Real Madrid wird Kroos nun mehr wertgeschätzt. Außerdem wurden Guardiolas Wunschspieler Ilkay Gündogan und Kevin De Bruyne von den Bayern nicht verpflichtet. Die Drei haben stattdessen bei Manchester City zusammengefunden.

Unter Pep Guardiola stand der FC Bayern 2014, 2015 und 2016 gleich dreimal im Halbfinale der Champions League. Das war den Chefs Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß damals allerdings zu wenig. Im Moment dagegen erscheint das Erreichen der Vorschlussrunde als ziemlich unrealistisches Ziel für den FC Bayern.