Der VfB zieht durch ein 1:0 bei Hansa Rostock in die nächste Pokalrunde ein, hat vor dem Bundesligastart gegen den SC Freiburg aber noch eine Menge Arbeit vor sich.

Rostock - Als die dreiminütige Nachspielzeit angebrochen war, hieß es: weiterzittern. Denn entschieden war nach aufreibenden 90 Minuten im Ostseestadion noch lange nichts. Erst als Schiedsrichter Felix Zwayer den lautstarken Forderungen der Hansa-Spieler um einen Handelfmeter nicht stattgab und noch vor einem weiteren Rostocker Eckball abpfiff, stand fest: Der VfB Stuttgart hat sein erstes Etappenziel erreicht und durch ein 1:0 (1:0) einen erfolgreichen Start in die neue Saison hingelegt. Es war ein hartes Stück Arbeit, das mit dem Erreichen der zweiten Runde im DFB-Pokal (22./23. Dezember) belohnt wird.

 

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Aller Anfang ist bekanntlich schwer – die Partie gegen den Drittligisten erwies sich als echter Härtetest vor dem Bundesligastart am Samstag (15:30 Uhr) gegen den SC Freiburg. „Ich bin insgesamt zufrieden – mit dem Ergebnis und dem Spiel. Wir haben phasenweise gut gespielt. Am Ende haben wir es unnötig spannend gemacht“, sagte der VfB-Vorstandschef Thomas Hitzlsperger.

Zum ersten Mal seit dem 9. März war die Mannschaft wieder vor Fans und einer geräuschvollen Kulisse angetreten. 7500 Zuschauer waren am Sonntagnachmittag im Ostseestadion zugelassen. Die Gastgeber profitieren von vergleichsweise niedrigen Infektionszahlen im Nordosten, die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern genehmigte daher diesen Schritt. Ohne eigenen Anhang – dieser war nicht zugelassen – mühte sich der Bundesliga-Aufsteiger fortan gegen die bissigen Gastgeber.

Die 7500 Fans hielten sich jedoch mitnichten an alle Vorschriften. Sie standen teilweise eng an eng und machten Stimmung wie 20 000. Die Atmosphäre übertrug sich schnell auf den Rasen. Mit den gängigen Mitteln des Außenseiters setzten sich die Gastgeber gegen den Favoriten zur Wehr. Eine beherzte Grätsche hier, ein Mätzchen mit dem Schiedsrichter da. Vieles erinnerte aus Stuttgarter Sicht an die vergangene Zweitligasaison. Es gab wenig Platz – und wenig Ideen, Lücken im Rostocker Bollwerk zu finden.

Rostocker Fans halten sich kaum an Abstandsvorschriften

Erst Mitte der ersten Halbzeit bekam die Mannschaft von Trainer Pellegrino Matarazzo in einem 3-4-2-1-System Struktur in ihr Spiel und konnte sich besser aus der Umklammerung befreien. Es begann das Warmschießen für Keeper Markus Kolke. Dreimal parierte dieser stark bei Gonzalo Castros Direktabnahme (19.), Orel Mangalas Distanzschuss (23.) und dem Versuch von Sasa Kalajdzic, den Ball ins Tor zu stochern. Der Schlussmann pumpte sich nach jeder gelungen Aktion auf, wie man das aus Pokalfights kennt, in denen die Nummer eins den viel umjubelten Sieg des Underdogs festhält. Kurz vor der Pause war Kolke aber geschlagen.

Ein feiner Pass von Wataru Endo landete bei Daniel Didavi, der abzog und den linken Pfosten traf. Silas Wamangituka musste den Abpraller nur noch ins Tor schieben. Zum Glück aus VfB-Sicht ohne Videoassistenten – wer weiß, wie dieser bei gleicher Höhe entschieden hätte.

Endo erweckt Fans und Gegner mit Fehlpass wieder zum Leben

Das Tor nahm der wilden Hansa-Kogge ein wenig den Wind aus den Segeln. Der ohne acht verletzte Spieler angetretene VfB verließ sich darauf, Ball und Gegner unter Kontrolle zu halten. Auch, weil die in einer Dreierkette aufgebotene Defensive um Waldemar Anton, Marcin Kaminski und Marc Oliver Kempf ihr Tagewerk lange Zeit solide verrichtete. Und dem letztjährigen Sechsten der dritten Liga in der Offensive die Qualität fehlte, den VfB ernsthaft in Gefahr zu bringen. Dachte man. Bis Wataru Endo Fans und Gegner mit einem missratenen Rückpass nach 62 Minuten wieder zum Leben erweckte.

Gregor Kobel lenkte den Abschluss von John Verhoek gerade noch um den Pfosten. Hansa bekam die zweite Luft – und der VfB die Flatter. Brachiale Angriffe ohne Feinabstimmung genügten, das auf zahlreichen Positionen neu formierte Gebilde ins Wanken zu bringen. Der VfB stand unter Druck – und spielte seine Konter schlampig zu Ende. Der eingewechselte Darko Churlinov vergab die beste Chance zum 2:0 (67.)

Matarazzo: „Am Ende wurde es eklig“

So musste bis zum Schluss gezittert werden, ehe der Sieg unter Dach und Fach war. „Nach der Halbzeit sind wir mit dem Druck nicht mehr so gut zurechtgekommen. Wir haben uns zu tief hinten reindrücken lassen. So wurde es am Ende eklig“, kritisierte Matarazzo.

Der sich dennoch freuen konnte, den Rostock-Fluch besiegt zu haben. Lange Jahre waren die Ostdeutschen der Stuttgarter Angstgegner; reihenweise hagelte es an der Ostsee Niederlagen. Vergangenes Jahr gab es dann einen 1:0-Sieg im Pokal, der in eine erfolgreiche Zweitligasaison mündete. Der mühsame Erfolg von Sonntag, er könnte sich zumindest als gutes Omen erweisen.

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