Großer Einsatz, reichlich Spannung, viel Applaus. Das 2:2 zwischen Schalke und Freiburg taugt als Beweis, warum beide Teams in der Hinrunde positiv überraschten. Und doch wurde die Freude beim Revierclub schon am nächsten Tag getrübt. Torwart Alexander Nübel wird wohl nach München wechseln.

Gelsenkirchen - Freude über die famose Hinrunde, Frust über den wechselwilligen Alexander Nübel. Bei allem Stolz über den sportlichen Aufwärtstrend der Mannschaft machte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider aus seiner Verärgerung keinen Hehl. Die Ankündigung des Torhüters, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen, drückte auf die Stimmung. „Nach allen Gesprächen, die wir in den letzten Monaten mit Alexander Nübel und seinem Berater geführt haben, sind wir über seinen Entschluss nicht sehr überrascht und respektieren diesen selbstverständlich. Verstehen müssen wir seine Entscheidung indes nicht“, kommentierte Schneider vielsagend. Nach übereinstimmenden Medienberichten wird Schalkes Torwart im kommenden Sommer zum FC Bayern wechseln.

 

Noch am Samstag nach dem rasanten 2:2 (1:0) gegen den SC Freiburg hatten sich die Königsblauen wie auch die Breisgauer trotz der Punkteteilung wie Gewinner gefühlt. In seliger Stimmung verabschiedeten sich die beiden Fußball-Lehrer David Wagner und Christian Streich in die Weihnachtsferien. Schließlich gehörten ihre Teams zu den positiven Überraschungen der Hinrunde. Das Statement von Wagner klang wie eine Kampfansage an die Konkurrenz: „Wir werden einen Teufel tun, uns selbst ein Limit zu setzen. Diese Vorrunde hat uns allen Hunger auf mehr gemacht.“

Verstärkung im Winter?

In der Winterpause wird sich Wagner nun aber auch Gedanken müssen, wie er mit der Personalie Nübel umgeht. Geht der 23-Jährige erst im Sommer, wäre es zum wiederholten Mal der Verlust eines Schalker Leistungsträgers ohne den Gegenwert einer Ablöse. Laut Schneider ist Nübel aber bis zum Saisonende fest eingeplant: „Ich bin überzeugt, dass Alex bis Saisonende alles für unseren Verein geben wird. Ab Sommer 2020 werden wir unseren eingeschlagenen Weg dann auch ohne ihn konsequent fortsetzen.“

Die Chance auf internationalen Fußball, möglicherweise gar die Champions League, hätte Nübel nach aktuellem Stand auch auf Schalke gehabt. Nur aufgrund der schlechteren Tordifferenz im Vergleich zum Erzrivalen aus Dortmund überwintert Schalke auf Rang fünf. In der Winterpause könnte das Team zudem noch verstärkt werden: Laut „Bild“-Zeitung soll Augsburgs Stürmer Michael Gregoritsch für ein halbes Jahr ausgeliehen werden.

Mit 30 Zählern steht das Team so gut da, wie in der Vizemeister-Saison 2017/18. Voller Stolz verwies Trainer Wagner auf die mentalen Fortschritte des Teams: „Wir sind angetreten, einen Fußball zu spielen, der von Leidenschaft, Emotionen, Intensität, positiver Aggressivität geprägt ist. Wie die Jungs das relativ konstant gemacht haben, ist etwas Besonderes.“ Auch gegen Freiburg bewies sein Team große Moral und wendete dank des Treffers von Einwechselspielers Ahmed Kutucu (80.) die drohende Niederlage ab.

Optimistisch in die Rückrunde

Dass diese positive Entwicklung trotz des großen Verletzungspechs anhielt, wertet die Hinrunde zusätzlich auf: „Es war alles andere als rosarot“, klagte Wagner, „aber wie wir das als Gruppe und Verein gelöst haben, war großartig. Je größer der Widerstand, je größer die Herausforderung, desto größer wurde die Lust.“

Nicht nur die Schalker schauen optimistisch in das neue Jahr. „Ich freue mich auf die Rückrunde“, sagte Streich, obwohl seine Mannschaft erstmals in dieser Saison ihren Platz in den Top sechs der Tabelle verlor. Freiburgs Coach wertete den Punkt nach zwei Niederlagen bei Hertha BSC (0:1) und gegen die Bayern (1:3) als Achtungserfolg: „Die Niederlage gegen die Bayern hat uns wahnsinnig genervt. Jetzt bin ich einfach froh, dass wir alles reingeworfen haben.“

Dass Vincenzo Grifo seinen Elfmeter (67.) eiskalt in die Tormitte chippte, spricht für das in den vergangenen Wochen gewachsene Selbstvertrauen. „Gerade vor der Schalker Kurve braucht man da auch Eier aus Stahl“, sagte der Mittelfeldspieler bei Sky.

Nicht minder groß war die Freude beim ersten Elfmeter-Torschützen der Gäste. Dank seines 83. Pflichtspieltreffers zog Nils Petersen mit Bundestrainer Joachim Löw als SC-Rekordschütze gleich. „In den Geschichtsbüchern zu stehen, ist immer schön. Ich habe ja vor, mich in Freiburg niederzulassen. Dann ist man auf so etwas natürlich schon stolz“, kommentierte der Angreifer sein zwischenzeitliches 1:1.