Herzogin Meghan Markle, das US-Model Chrissy Teigen und auch Ex-Präsidentengattin Michelle Obama: Immer mehr Frauen sprechen öffentlich über ihre Fehlgeburt. Tatsächlich sind Aborte eine häufige Schwangerschaftskomplikation. Was sind die Ursachen? Das sagen Experten des Uniklinikums Tübingen.

Tübingen - Wenn eine Schwangerschaft früh mit einer Fehlgeburt endet, stellt sich für die betroffenen Frauen sehr oft die Frage nach dem Warum: „Dabei sind die Gründe überaus vielfältig“, sagt Karl Oliver Kagan, Universitäts-Professor für Pränatale Medizin am Uniklinikum Tübingen. In Deutschland gehört eine spontane Fehlgeburt – medizinisch Abort genannt – zu den häufigen Schwangerschaftskomplikationen. „Man kann sagen, dass das Risiko für eine Fehlgeburt innerhalb des ersten Schwangerschaftstrimesters nach Feststellung des Herzschlags bei dem Embryo bei etwa 15 Prozent liegt“, sagt Kagan.

 

Eine genetische Störung verhindert die Kindesentwicklung

Am häufigsten sind es genetische Ursachen, dass der Körper die Schwangerschaft beendet – etwa weil es bei dem Embryo zu eine Chromosomenstörung oder eine Bildung eines Syndroms gekommen ist, dass die weitere Entwicklung des Embryos unmöglich macht. „Hier kann auch das Alter der Frau eine Rolle spielen“, sagt Kagan. Je älter die werdende Mutter ist, umso höher ist das Risiko einer Chromosomenstörung bei dem Ungeborenen.

Es kann aber auch sein, dass es während der Schwangerschaft zu Veränderungen der Gebärmutter kommt, die verhindern, dass sich der Embryo dort einnisten kann. Auch lokale bakterielle und virale Infektionen sowie Pilzerkrankungen können eine Schwangerschaft beeinträchtigen. Möglich ist auch eine überschießende oder fehlgesteuerte Reaktion des Immunsystems der Frau. Ist die Blutgerinnung der Schwangeren gestört oder ihr Hormonhaushalt, kann es ebenfalls zu Fehlgeburten kommen, so der Tübinger Experte Kagan. Bei Frauen, die mehrere Fehlgeburten hintereinander erlitten habe, sei es daher wichtig, nach den Ursachen zu forschen.

Hebammen können betroffenen Paaren beim Trauern helfen

Auch wenn eine spontane Fehlgeburt in der Regel der Gesundheit der Frau nicht schadet, so kann die Psyche unter dem stillen Verlust sehr leiden. „Wichtig ist es daher, sich Unterstützung zu suchen“, sagt Kagan. Frauen, die eine Fehl- oder Totgeburt erleiden, haben Anspruch auf Hebammenhilfe. Die Kosten übernehmen die Krankenkassen. Einige Hebammen haben eine Zusatzqualifikation als Trauerbegleiterin erworben und können die Frauen seelisch begleiten. Psychologische Hilfe bieten zudem Vereine, Selbsthilfegruppen sowie Psychotherapeuten.