Für die einen ist Weihnachten das Fest der Familie samt üppigen Mahls und satter Bescherung. Doch was machen die armen und einsamen Menschen der Stadt? Für sie wurde an Heiligabend das Haus der Diakonie in Stuttgart-Mitte dank Evas Stall zum großen Treffpunkt.

Stuttgart - Für die einen ist Weihnachten das Fest der Familie samt üppigem Mahl und satter Bescherung. Doch was machen die armen und einsamen Menschen der Stadt? Für sie wurde an Heiligabend das Haus der Diakonie in Stuttgart-Mitte dank Evas Stall zum Treffpunkt. Wie stark der Bedarf für dieses Angebot der Evangelischen Gesellschaft (Eva) unter der Federführung der Stadtmission ist, zeigte sich auch dieses Jahr. Denn schon vor der Öffnung des Stalls sammelten sich die vielen Besucher vor dem Gebäude und standen bis weit in die Büchsenstraße. Der Flaschensammler Alex sorgte mit seiner Mundharmonika spontan für Musik.

 

Pünktlich zum Glockenschlag der Hospitalkirche begrüßte Sozialdiakon Peter Meyer per Megafon die Gäste, die sich dann rasch auf die verschiedenen Räume verteilten. Voll war auch gleich die Wärmestube, wo zu Kaffee und Weihnachtsgebäck, aber auch gerne zur Tageszeitung gegriffen wurde. Und die Gäste in Evas Stall wurden freundlich umsorgt von vielen Helfern, wie etwa Mark, einem 27-jährigen Ingenieur: „Ich mache das, weil hier christliche Grundwerte gelebt, sichtbar und bewusst gemacht werden.“

Zum wiederholten Male Gast in Evas Stall war so beispielsweise der 47 Jahre alte Alexander: „Man ist unter Leuten, und alle sind angenehm und freundlich.“ Sie habe keine Lust, „an Heiligabend alleine zu Hause zu sitzen“, sagte Antje. Sie ist zum ersten Mal in Evas Stall: „Mir gefällt die Atmosphäre. Wenn man offen ist, kommt man ins Schwätzen. Und als Rentnerin mit Grundsicherung bin ich für alles froh, was es umsonst gibt.“ Die Saitenwürstchen mit Kartoffelsalat, der Heiligabend-Klassiker, haben auch Freddy geschmeckt. Im großen Saal lässt er sich gerne einen Kaffee nachschenken: „Ich habe hier meinen Stammplatz, seit vielen Jahren“, sagt er.

Weihnachtsfreude bescherten auch die Schauspieler von Mein Theater mit einer pfiffigen Krippenszene. Nicht bei allen weicht die Traurigkeit, doch vielen geht offenbar das Herz auf. Und an die 500 Gäste zieht es später zur Leonhardskirche, wo nach der Christmesse Bescherung angesagt ist. Den Lastwagen mit den Geschenken hatte Meyer angesichts des Berliner Anschlags erstmals bei der Polizei gemeldet: „Damit es nicht aus Versehen falschen Alarm gibt.“ Die Weihnachtsnacht aber blieb fröhlich und friedvoll. Und auch am ersten Weihnachtsfeiertag war Evas Stall geöffnet.