Noch heute fährt Hans Herrmann Smart: Zu seinem 95. Geburtstag wird der frühere Formel-1-Pilot aus Maichingen mit viel Prominenz in Stuttgart groß gefeiert

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

„Hans im Glück“ hat man ihn genannt, weil ihn eine Armada an Schutzengeln mehrfach vor dem Unfalltod bewahrte. Dass der Formel-1-Pilot Hans Herrmann mal 95 Jahre werden sollte, war in seinen jungen Jahren nicht abzusehen. „Vor jedem Rennen hat man sich überlegt, wen es diesmal trifft, wer diesmal stirbt“, erinnert er sich, „natürlich war aber auch klar, dass einem selbst nichts passieret.“ Mit Angst ist der gelernte Konditor, der für Porsche und Mercedes gestartet ist, niemals ins Sportauto gestiegen.

 

1959 prallte Herrmann auf der Berliner Avus bei Tempo 290 in einem Flitzer des britischen Herstellers BRM frontal gegen einen nassen Strohballen und wurde aus dem Wagen geschleudert – das Auto flog 50 Meter weiter. „Du kannst doch jetzt nicht sterben, wo es so viele schöne Mädels gibt“, habe er gedacht. „Hans im Glück“ überlebte auch hier. Ein Jahr später lernte er eine Düsseldorferin kennen und sagte der wilden Zeit als Frauenheld Ade. Über seine Madeleine sagt er heute: „Sie ist die beste Frau der Welt und hat einen wesentlichen Anteil daran, dass ich so alt geworden bin.“ Für sie hat er 1970 nach dem großartigen Porsche-Sieg in Le Mans seine Rennfahrerkarriere beendet.

„Hans Herrmann ist immer bescheiden geblieben“

Zum 95. Geburtstag, den Hans Herrmann am 23. Februar feierte, hat der Württembergische Automobilclub die Legende aus Maichingen nun im Stuttgarter WAC-Haus mit einem Essen geehrt. Vor 160 Gästen erinnert sich der frühere EU-Kommissar und Ministerpräsident Günther Oettinger in seiner Gratulationsrede, wie er als Schüler für den Rennfahrer Herrmann schwärmte und begeistert die Artikel über ihn in den Stuttgarter Zeitungen las. Später habe er Herrmann als Politiker bei Empfängen oder Museumseröffnungen persönlich kennen gelernt. Bis heute schätze er den 95-Jährige für seine „sympathische, fröhliche, stets positiv denkende Art“ und dafür, dass er „immer bescheiden“ geblieben sei. Oettinger drückt seine Sorge aus, dass der Strukturwandel weg vom Verbrennungsmotor die Wertschöpfung der Automobilindustrie erheblich senken könnte. Außerdem unter den Gästen: OB Frank Nopper, Motorworld-Chef Andreas Dünkel, Ex-Staatssekretär Matthias Kleinert, WAC-Präsident Bernd Schlossnickel, Vera Niefer, die Witwe der früheren Mercedes-Chefs, Autofotograf René Staud, der frühere Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug, Unternehmer Walter Lais, Uwe Brodbeck, der Präsident des Allgemeinen Schnauferl-Clubs, Patricia Scholten, die Mitinhaberin des Verlags Motor Presse.

Viele Anekdoten sind bei der Matinee zu hören

Noch heute fährt Hans Herrmann Auto. In seinem Smart legt er kürzere Strecken zurück. „Der Hans fährt gut“, sagt seine Frau. Jedes Rennen der Formel 1 schaut er sich an. Viele Anekdoten sind bei der Matinee zu hören. Nicht nur Unfälle hat er überlebt, auch 1991 eine Entführung. Die Liebe zum Rennsport, ist zu erfahren, war ihm bereits in die Wiege gelegt. Das Elternhaus der späteren Rennfahrerlegende stand direkt an der Stuttgarter Solitude-Rennstrecke. Zuerst habe der Bube Solitude gesagt und dann erst Mama. Später gelang es ihm, seine Mutter zu überreden, dass sie ihm ihre Goldkette überließ. Vom Erlös des Schmucks kaufte er sich „ein kleines Auto“ – also einen Porsche. Wie man ein guter Rennfahrer wird? Hans Herrmann erklärt es so: „Man muss ganz sanft lenken – so sanft, wie man mit einer Frau umgeht.“