Bei einem Rückblick auf die vergangene Feinstaub-Saison fällt auf: im Kreis Böblingen ist die Luft meistens gut. Im frostigen Februar allerdings zeigte sich ein anderes Bild.

Böblingen - Am 15. April ist sie offiziell ausgelaufen, die Feinstaub-Saison. Zeit für Ewald Thoma, Bilanz zu ziehen. „Die vergangene Saison war teilweise extrem“, sagt der 67-Jährige. Er gehört zum Kernteam des OK Lab Stuttgart, das die Entwicklung der Feinstaub-Werte in der Region Stuttgart beobachtet.

 

An Thomas Haus in Leonberg hängen einige von mehr als 100 Messgeräten, die allein im Kreis Böblingen Feinstaubdaten sammeln und an den Server des Ok Lab schicken. Privatleute können diese Sammler selbst zusammenbauen und straßenseitig etwa an ihrem Haus befestigen. Ihre Daten werden dann in das „Feinstaubradar“ eingespeist. So heißt ein Datenprojekt, mit dem unsere Zeitung seit Anfang November die Feinstaubkonzentration in der Fläche misst. Auch wenn dessen Ergebnisse nicht an die Genauigkeit der von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) offiziell ermittelten Werte heranreichen, können sie doch eine Ahnung vermitteln, wie belastet die Luft in einer bestimmten Region ist.

Hohe Messwerte im Februar

Dabei zeigt sich: die Luft im Kreis Böblingen ist überwiegend gut. Nur an einigen Tagen zwischen dem 15. Oktober und dem 15. April, vornehmlich im Februar, maßen die Geräte im Tagesmittel mehr als die von der EU erlaubten 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Feinstaub wird immer dann zum Problem, wenn der Austausch der Luftmassen und damit der Abtransport der feinen Staubpartikel stockt.

Hier gibt es die aktuellen Werte des Feinstaubradars

Ewald Thoma berichtet, die vergangene Feinstaub-Saison habe zunächst relativ ruhig begonnen. Von Oktober bis Januar seien die Luftmassen durch eine außergewöhnlich lange Westwindlage häufig gut durchmischt worden, es habe im Kreis Böblingen so gut wie keine Grenzwertüberschreitungen gegeben. Zum 1. Februar hin habe sich die Wetterlage dann allerdings gedreht. Es sei kälter geworden, außerdem habe sich ein Hochdruckgebiet aus dem Nordosten durchgesetzt. „Kontinentalluft ist oft staubiger“, sagt der Hobby-Meteorologe Thoma. Bis in den März hinein habe diese Wetterlage angehalten. In dieser Zeit seien die Feinstaubwerte denn auch außergewöhnlich hoch gewesen.

Elf Mal Feinstaubalarm

Die Daten des Feinstaubradars untermauern seine Einschätzung. In Leonberg beispielsweise lagen die Tagesmittel fast durchgängig im mittleren zweistelligen Bereich und überschritten auch immer wieder den EU-Grenzwert. Auch die Messstationen in anderen Orten im Kreis Böblingen, darunter beispielsweise in Ehningen und in Bondorf, aber auch die Geräte in der gesamten Region Stuttgart zeichneten im Februar teils sehr hohe Werte auf.

Sehen Sie im Video: Zehn Fakten zum Feinstaubalarm

Der Sindelfinger Grünen-Stadtrat Helmut Hofmann, der zehn Messstationen für das OK Lab betreibt, hat dies ebenfalls bemerkt. „Das war ganz auffällig“, sagt er. Er führt dies allerdings auf die Komfortöfen, die wegen des kalten Wetters häufiger gebrannt hätten, zurück. „Wenn man riechen konnte, dass mit Holz geheizt wurde, hat sich das auch sofort im Feinstaubwert niedergeschlagen.“

Passend dazu galt über weite Teile des Februar in der Stuttgarter Innenstadt Feinstaubalarm. Insgesamt zehrte die vergangene – die dritte – Feinstaub-Saison vielen Stuttgartern an die Nerven. Nach Angaben der Stadt wurde zwischen dem 15. Oktober 2017 und 15. April 2018 elf Mal Feinstaubalarm ausgerufen, diese dauerten insgesamt 56 Tage. Zum Vergleich: In der vorangegangenen Saison 2016/2017 wurden 13 Alarme ausgerufen, die insgesamt 85 Tage dauerten.