Luftverschmutzung schädigt Herz, Lunge und Bronchien. Doch wirkt sie sich auch negativ auf das Gehirn und die geistige Leistungsfähigkeit aus? Chinesische Forscher sind dieser Frage nachgegangen.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Peking - Feinstaub, Stickoxide, Autoabgase, Ozon, Smog: Die Luft in unseren Städten ist ein toxischer Mix. Dass diese „dicke Luft“ auch die Gesundheit schädigen kann, ist seit langem bekannt. Wer in luftverschmutzten Städten lebt, leidet im Schnitt häufiger an Herz-Kreislauf-Krankheiten, Lungen- und Atemwegs-Erkrankungen, Asthma und auch an Schlaflosigkeit.

 

Forscher der Beijing Normal University in Peking haben jetzt herausgefunden, dass eine hohe Luftverschmutzung das Gehirn schädigen und möglicherweise die geistigen Fähigkeiten beeinträchtigen kann.

Für ihre im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichten Studie wertete die Chemikerin Xin Zhang mit ihren Kollegen die Daten des staatlichen chinesischen Luftmessnetzes in 86 Städten und 162 Landkreisen aus. Diese Statistiken verglich sie mit den mathematischen und sprachlichen Wissenstests in den entsprechenden Gebieten, die die Regierung regelmäßig in der Bevölkerung durchführen lässt.

Folgen der Luftverschmutzung

„Die Belastung mit Luftschadstoffen ist mit niedrigeren Punktwerten vor allem bei den sprachlichen Aufgaben verknüpft“, berichtet Xin in der Studie. „Der Effekt wird dabei umso stärker, je länger die Menschen der belasteten Luft ausgesetzt waren.“ Ähnliche Ergebnisse, wenn auch weniger stark ausgeprägt, gab es in den Mathematik-Tests.

Zugleich fanden die Forscher heraus, dass sich die geistigen Defizite verstärken, je länger die Betroffenen unter schlechter Luft leiden. „Wir liefern damit Belege dafür, dass der Effekt der Luftverschmutzung auf das Abschneiden bei verbalen Tests mit dem Alter stärker wird.“

Stickoxide und Feinstaub

Stickstoffoxide – kurz Stickoxide genannt – sind gesundheitsschädliche Gase. Sie können Atemwege und Augen reizen und auf Dauer zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zur Störung der Lungenfunktion führen. Stickoxide sind Nebenprodukte in Kfz-Motoren – besonders Diesel – oder beim Verbrennen von Kohle, Öl, Gas, Holz und Abfällen. Sie tragen auch zur Bildung von Feinstaub bei.

Als Feinstaub werden winzige Artikel bezeichnet, die eine gewisse Zeit in der Luft schweben. Man unterscheidet Feinstaub mit Partikelgrößen von 10 Mikrometern (PM10) und 2,5 Mikrometern (PM2,5) sowie ultrafeine Partikel (kleiner als 0,1 Mikrometer). Die feinen Teilchen kommen in Dieselruß, Reifenabrieb oder in Abgasen von Industrie-, Kraftwerks- und Heizungsanlagen vor