Lkw-Verbote, Pförtnerampel und Umweltzone zeigen Wirkung – die Luftqualität in Remseck und Ludwigsburg hat sich 2017 verbessert. Ob das ausreicht, um in der Barockstadt Diesel-Fahrverbote abzuwenden, ist aber völlig unklar.

Remseck/Ludwigsburg - Der teils heftig umstrittene Luftreinhalteplan für Remseck zeigt offenbar Wirkung, und auch in Ludwigsburg hat sich die Luftqualität weiter verbessert. Das geht aus einer Analyse hervor, die das Landesverkehrsministerium jetzt veröffentlicht hat. Demnach wurde der Grenzwert für Feinstaub in der Barockstadt im vergangenen Jahr 23-mal überschritten, erlaubt sind 35 Tage.

 

Das ist zwar kein gutes Ergebnis, aber offiziell blieb die Belastung damit im grünen Bereich. Anders ist die Situation bei der Stickstoffdioxid-Belastung, die im Jahresmittel ebenfalls leicht zurückging, aber mit 51 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft immer noch elf Mikrogramm über dem Grenzwert lag. „Feinstaub ist bei uns nicht mehr das große Thema, und bei den Stickstoffdioxiden haben wir uns kontinuierlich verbessert“, sagt Heinz Mayer, der Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung.

Das ist zwar korrekt, aber die andere Wahrheit ist: Ob das ausreicht, um Fahrverbote zu verhindern, ist unklar. Bekanntlich hat die Deutsche Umwelthilfe (DUH) der Stadt wegen der anhaltenden Grenzwertüberschreitungen mit einer Klage gedroht. Die DUH geht davon aus, dass sich die Luftqualität allein mit Diesel-Fahrverboten entscheidend verbessern lässt.

Die Stadt will massiv in den ÖPNV investieren – auch, um Fahrverbote abzuwenden

Dass es seit einigen Jahren immerhin in kleinen Schritten vorangeht, führt Mayer unter anderem darauf zurück , dass die regionale Umweltzone, in der ausschließlich Fahrzeuge mit grüner Plakette fahren dürfen, kontinuierlich vergrößert wurde. Eine große Rolle spielt wohl auch, dass modernere Autos meist auch weniger Abgase ausstoßen. Die Stadt hofft jedenfalls noch, dass sie um das Dieselverbot herumkommt.

Auch deshalb soll in den kommenden Jahren massiv Geld in den Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs fließen, etwa in die Reaktivierung der Bahntrasse nach Markgröningen, den Aufbau eines Schnellbusnetzes, eventuell auch den Ausbau der Stadtbahn. „Wir hoffen, dass wir in zwei bis drei Jahren unter den Stickstoffdioxid-Grenzwert kommen“, sagt Mayer.

Auch in Remseck ist die Konzentration der Schadstoffe in der Luft im vergangenen Jahr an beiden Messstellen im Stadtgebiet zurückgegangen. Nach Angaben der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) wurde in der Hauptstraße im Stadtteil Hochberg im Jahr 2017 eine durchschnittliche Stickstoffdioxid-Belastung von 39 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. In der Remstalstraße in Neckarrems waren es 36 Mikrogramm.

In Remseck wurde der Stickstoffdioxid-Grenzwert erstmals eingehalten

Damit wurde der Grenzwert in Remseck erstmals eingehalten, noch vor vier Jahren waren in Neckarrems 47 Mikrogramm gemessen worden. Laut dem Verkehrsministerium liegt auch die Feinstaubkonzentration im erlaubten Rahmen. Für die Stadtverwaltung ist dies eine Folge des Luftreinhalteplans, der Anfang 2017 in Kraft getreten ist.

Dabei wurde die Hochberger Hauptstraße für Lastwagen mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht gesperrt, auf der Remstalstraße gilt seither Tempo 30. Zudem soll eine Ampel am Ortseingang aus Richtung Waiblingen-Hegnach kommend verhindern, dass innerhalb des Stadtgebiets Stau entsteht. Dieser soll auf das freie Feld verlagert werden. Dies hatte anfangs großen Ärger provoziert, der Waiblinger Oberbürgermeister Andreas Hesky sprach von einer Pseudolösung. Andererseits ärgerten sich viele Remsecker, dass das Regierungspräsidium kein Durchfahrverbot für große Lastwagen in der Remstalstraße anordnete.

Anwohner in Neckarrems haben sich bereits im Sommer in einem Brief bei der Stadtverwaltung bedankt, weil sich die Situation auf der stark befahrenen Trasse zwischen dem Kreis Ludwigsburg und dem Rems-Murr-Kreis durch das Tempolimit und die Pförtnerampel deutlich verbessert habe. Die nun veröffentlichen Zahlen der LUBW bestätigen diesen Eindruck. Auf das Jahr gesehen sank die Stickstoffdioxid-Belastung um fast ein Viertel – und das, obwohl die Pförtnerampel und die Tempo-30-Schilder erst seit Sommer 2017 stehen. „Erheblich verbessert“ habe sich die Luft, sagt der Oberbürgermeister Dirk Schönberger.

Damit das so bleibt, soll die Pförtnerampel stehen bleiben, auch das Tempolimit und das Durchfahrverbot werden nicht angetastet. Da die Grenzwerte dauerhaft eingehalten werden müssen, stehe keiner der drei Punkte zur Disposition, bestätigt das Regierungspräsidium.