Kaum Wind und seit Wochen kein Tropfen Regen: Der spätsommerliche November treibt die Feinstaubbelastung im Land in die Höhe.

Stuttgart/Karlsruhe - Von wegen trüber Herbst: Das wochenlange schöne Wetter im Südwesten wird für die Natur allmählich zum Problem. In den Flüssen und Bächen fließt so wenig Wasser wie seit acht Jahren nicht mehr, und in der Luft steigt die Konzentration von Schadstoffen. In den großen Städten wurden am Mittwoch Feinstaubwerte erreicht, die als gesundheitsgefährdend gelten. Entlang des Rheins sowie in Stuttgart gab das zuständige Landesamt für Umwelt, Messungen und Naturschutz der Luftqualität die Schulnote fünf, fast überall sonst gab es eine vier. Lediglich auf der Schwäbischen Alb, im Südschwarzwald und in Oberschwaben war die Luft „befriedigend“.

 

„So schön das Wetter auch ist, aber für die Schadstoffkonzentration wäre es gut, wenn es mal wieder regnet oder schneit, oder wenn es einen Herbststurm gäbe“, sagte Günter Mezger, zuständiger Referatsleiter im Verkehrsministerium. In Mannheim hat das Landesamt fast 80 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft gemessen, Freiburg und Heidelberg kamen auf rund 70, Stuttgart auf 55 Mikrogramm - der zulässige Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm Feinstaub in einem Kubikmeter Luft. Dieser Wert darf nur an 35 Tagen im Jahr überschritten werden. Ungewöhnlich sei der Anstieg der Feinstaubbelastung im Herbst aber nicht, sagte Mezger. Wenn in den Höhenlagen die Sonne für warme Temperaturen sorgt und in den Tälern der Nebel festhängt, gebe es kaum noch einen Luftaustausch. Der Feinstaub, der vor allem durch den Straßenverkehr entsteht, bleibe dann erstmal in der Luft.

Pflanzen und Tiere sind in Gefahr

Auch die Wasserqualität der Flüsse und Bäche bereitet Experten Sorgen. Die Wasserstände seien so niedrig wie zuletzt 2003, warnte das Regierungspräsidium Stuttgart. Fische und Pflanzen müssen mit immer weniger frischem Wasser und einem immer höheren Anteil von gereinigtem Abwasser aus Kläranlagen klarkommen. Im Neckar mache Klärwasser schon jetzt einen erheblichen Anteil aus, sagte Werner Schulz von der Hochwasser-Vorhersagezentrale in Karlsruhe.

Das kann gefährliche Folgen für die Pflanzen und Tiere haben - bis hin zum Absterben von empfindlichen Arten. Auch den Schiffen auf dem Rhein macht die Trockenheit der vergangenen Wochen zu schaffen. In den vergangenen Tagen waren zunehmend kleinere Schiffe mit weniger Tiefgang eingesetzt worden. Besserung ist zumindest kurzfristig auch noch nicht in Sicht. Die Behörden rechnen damit, dass die Trockenheit noch eine weitere Woche anhält und die Pegelstände bis dahin sogar unter die Werte von 2003 sinken. „Eine derart langanhaltende Niedrigwasserperiode wurde so spät im Jahresverlauf noch nicht beobachtet“, betonten die Experten.

Die Feinstaubbelastung in den Städten wird in den nächsten Tagen voraussichtlich noch etwas ansteigen. Eine akute Gefahr für die Menschen bestehe aber nicht, beschwichtigte Mezger. „Die hohen Messwerte haben wir nur an besonders stark befahrenen Straßen und in Straßenschluchten. Schon in den Seitenstraßen werden die Grenzwerte nicht mehr überschritten.“ Anders als bei hohen Ozonbelastungen im Sommer gebe es deshalb keinen Grund, Sport im Freien zu vermeiden. „Man muss ja nicht unbedingt in Stuttgart entlang der B14 joggen.“