Gerade in der Großstadt ist die Sehnsucht nach einem Garten groß. In Stuttgart und der Region vermieten mehrere Landwirte einen Teil ihrer Äcker an Privatleute. Tomaten, Bohnen oder Salat anbauen – auch Anfänger sind willkommen.

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Wenn der Winter endlich vorbei ist und die Temperaturen langsam steigen, wünschen sich viele Menschen einen eigenen Garten. Zum Entspannen, zum Spielen – und vielleicht auch für das ein oder andere selbst gezogene Gemüse. Schließlich schmeckt keine Tomate und kein Salat so gut, wie jene, die man selbst angebaut und später dann geerntet hat. Längst muss man dafür keinen Garten mehr besitzen oder sich in die lange Warteliste von Schrebergarten-Vereinen eintragen lassen. In Stuttgart und der Region vermieten mehrere Landwirte von Frühjahr bis Herbst Ackerstreifen, die man selbst bewirtschaften kann. Wir beantworten die wichtigsten Fragen dazu – zu Kosten, Ernte und Aufwand.  

 

Wo gibt es Äcker zum Mieten?

In der Landeshaupt gibt es zwei Anbieter für Felder zur Miete: Meine Ernte in Stuttgart-Möhringen, mit denen der örtliche Biobauer Klaus Brodbeck, alias Bauer Klaus, zusammenarbeitet. In Stuttgart-Sillenbuch kooperiert der Anbieter Ackerhelden mit dem Demeter-Bauern Klaus Wais. Und in der Nähe von Backnang (Rems-Murr-Kreis) vermietet der Landwirt Jürgen Benignus einen Teil seines Maisfelds an Privatleute.

Wie funktioniert das?

Der jeweilige Bauer stellt die Geräte und das Gießwasser zur Verfügung, legt die Gärten an und zieht auf einer Teilfläche Gemüsesorten vor, die die Hobbygärtner nur noch pflegen und ernten müssen. Den Rest bepflanzen sie vollständig selbst.

Vorerfahrung im Gemüseanbau ist nicht nötig. Bei Meine Ernte und Ackerhelden erhalten die Hobbygärtner regelmäßig Newsletter, in denen steht, was gerade zu tun ist und wie was funktioniert – etwa Unkraut jäten, Kartoffelkäfer eliminieren oder Radieschen ernten. Auch Anrufe und Mails sind möglich, wenn man Fragen hat. Zudem stehen am Tag des Saisonbeginns überall die Landwirte selbst beziehungsweise weitere Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung, teils gibt es danach weitere Sprechstunden.  

Wie viel kostet das?

Das kommt darauf an. Jürgen Benignus vermietet zwischen Backnang und Allmersbach im Tal ganz unterschiedliche Größen: Das sogenannte Mikrogärtchen mit 30 Quadratmeter Fläche kostet 90 Euro pro Saison, der 60-Quadratmeter-Garten kostet 119 Euro pro Saison, und die 100 Quadratmeter kosten 178 Euro pro Saison. Wer gerne noch mehr Platz hätte – etwa 120, 160 oder 200 Quadratmeter – kann dies mit dem Landwirt individuell vereinbaren. Bei Meine Ernte kostet ein 45 Quadratmeter großer Feldstreifen 259 Euro, die doppelte Größe mit 90 Quadratmetern 479 Euro. Ackerhelden vermietet 24 Quadratmeter große Feldstreifen für 179 Euro, 40 Quadratmeter für 249 Euro. Die Saison beginnt jeweils im April oder Mai und endet im Oktober oder November.  

Kann man sich noch anmelden?

Meine Ernte hat (Stand vom 5. April) noch 14 freie Gärten. Bereits ausgebucht sind die 24-Quadratmeter-Gärtchen von Ackerhelden.

Wie groß ist der Aufwand?

Das kommt auf den Monat an. Im Hochsommer gibt es mehr zu tun (ernten, gießen, Unkraut jäten) als im Herbst. Meine Ernte gibt den Aufwand für den 45-Quadratmeter-Garten mit zwei bis drei Stunden pro Woche an. Ackerhelden rechnet ebenfalls mit zwei Stunden pro Woche für den 40-Quadratmeter-Garten. Jürgen Beningnus kalkuliert mit zwei bis fünf Stunden pro Woche, je nach Größe des Felds. Man muss übrigens nicht täglich zu seinem Feld kommen, oft reicht ein Einsatz pro Woche. Nur wenn es über einen längeren Zeitraum sehr heiß ist, können zeitweise mehr Besuche nötig werden.  

Kann man trotz der Verpflichtungen in den Urlaub fahren?

Ja. Laut Meine Ernte sind zwei- bis dreiwöchige Urlaube keinerlei Problem, in dieser Zeit kommt ein Garten auch alleine zurecht. Bei längeren Urlauben oder für „extreme Hitzeperioden“ wird empfohlen, Freunde oder Bekannte um Vertretung zu bitten – oder die Kontaktdaten mit Gartennachbarn auszutauschen und diese zu fragen.  

Wie viel Gemüse erntet man?

Das ist schwer zu sagen – und abhängig vom Wetter und dem Aufwand, den man sich macht. Ackerhelden gibt an, dass man mit einem 40-Quadratmeter-Mietgarten im Schnitt bis zu vier Personen mit Gemüse versorgen kann und dass die Kunden im Schnitt Biogemüse im Wert von mehr als 500 Euro pro Saison ernteten.