Auf der Felderrundfahrt werden kommunalpolitische Themen und berufsspezifische Probleme diskutiert.

Leonberg - Gebe es keinen Grund etwas anzumahnen, anzuregen, anzustoßen, was Stadtverwaltung und Gemeinderat unternehmen könnten oder sollten, wäre die jährliche Felderrundfahrt der Leonberger Landwirte doch recht eintönig. Doch das war sie auch jetzt nicht, denn an Themen, die den Landwirten in der Kernstadt und den Teilorten unter den Nägeln brennen, mangelt es nicht.

 

Und so führte die erste Etappe die mehr als 50 Teilnehmer vom Sportheim Gebersheim durch den Wald und vorbei an reifenden Weizen-, Mais- und Rübenfeldern und den ersten abgeernteten Gerstenfeldern an den Rand des das Höfinger Gewerbegebietes Pfad. Dieses plant die Stadt zu erweitern. „Es herrscht einiger Unmut wie das Grundstücke hier aufgekauft werden sollen“, erklärte der Obmann der Leonberger Landwirte, Gero Wanner. Aufgekauft werden soll eine etwa sechs Hektar große Fläche, aber nur etwa ein Drittel davon soll für die Erweiterung des Gewerbegebietes Pfad auch genutzt werden.

Leonberg hat die kleinste Gewerbegebiets-Fläche

Für dieses Flächendrittel will die Stadt den Eigentümern, wie in Eltingen für das Gewerbegebiet Leo-West auch, 48 Euro pro Quadratmeter Grundstück bezahlen. Die restliche Fläche will die Stadt zum Preis von Ackerland erwerben, was deutlich billiger gehandelt wird.

„Leonberg ist in der Region weit und breit die Große Kreisstadt, die die kleinste Fläche an Gewerbegebieten hat“, gab Oberbürgermeister Bernhard Schuler zu bedenken. Die Vermarktung von Leo-West laufe sehr gut. „Weitere Flächen haben wir keine und weil wir umzingelt sind von Landschaftsschutzgebieten, gibt es noch kleine Flächen in Höfingen und Geberseim“, erläuterte Bernhard Schuler.

Die Stadt sei bestrebt, diese Flächen komplett in die Hand zu bekommen, um die Gewerbeansiedlung steuern zu können. „Doch wir brauchen auch Tauschflächen für Landwirte, denn durch den Siedlungsdruck geht viel Fläche verloren und Angebote sind rar“, sagte Schuler. Deshalb soll die gesamte Fläche in Höfingen aufgekauft werden, aber man werde für Ackerland nur den gängigen Preis bezahlen, ließ er keine falschen Hoffnungen aufkommen. „Wir wollen ja nicht die Preise kaputt machen“, meinte der Rathauschef.

Der neue Radweg zu steil zum angrenzenden Acker angelegt

Der Entwicklung hier sehe er entspannt entgegen, es bestehe kein Zeitdruck, meinte Schuler. Als erstes wurden die Grundstückseigentümer über Absicht der Stadt informiert. „Wenn jetzt keine Bereitschaft besteht mitzumachen, dann wahrscheinlich später, wenn der gesellschaftliche Druck steigt und es heißt, dass die eine oder die andere Firma wegzieht, weil sie keinen Platz findet, um sich weiterzuentwickeln“, ist der Oberbürgermeister überzeugt.

Auf der Route zum nächsten Ziel der Rundfahrt, dem neuen Radweg entlang der Kreisstraße zwischen Leonberg und Rutesheim, machten die Traktoren mit ihren voll beladenen Anhängern einen kurzen Abstecher zum Höfinger Verein der Kleingärtner und Siedler. Die Vorsitzende Ursula Kreutel nutzte die Gelegenheit, um die Anlage vorzustellen, einen Erfrischungstrunk anzubieten und die gute Nachbarschaft mit den Landwirten zu loben.

Am neuen Radweg, der als Begleitweg zu der Kreisstraße so ausgebaut wurde, das ihn auch die Landwirte mit ihren Maschinen nutzen können, bemängelte der Organisator der Rundfahrt, der Bauernobmann von Gebersheim, Hans Georg Schwarz, mehrere Schwachstellen. So ist der Weg kurz nach Leonberg so steil zum angrenzenden Acker angelegt, dass sich hier bei Regen Staunässe bildet. Da sei in Kürze Abhilfe in Sicht, versicherte Berufskollege und Gemeinderat Jörg Langer (Freie Wähler). Er habe dazu bereits die Straßenmeisterei kontaktiert.

Gefährliche Situationen zwischen Radlern und Landwirten

Viel gravierender ist hingegen, dass sich seit der Eröffnung des Radwegs mehrere hochgefährliche Situationen zwischen Radlern und Landwirten ereignet haben. Wenn diese mit ihren großen Maschinen insbesondere von den Äcker in Eltingen die Kreissstraße überqueren – was selbst schon wegen des regen Verkehrs ein Kunststück ist – dann schießen ihnen auf dem abfallenden Radweg von Rutesheim her die Radfahrer mit großer Geschwindigkeit entgegen. „Es hat es schon mehrere brenzliche Situationen gegeben“, hat Schwarz in Erfahrung gebracht. Deshalb sein Vorschlag: die Radfahrern mit Schildern darauf aufmerksam zu machen, dass sie den landwirtschaftlichen Fahrzeugen die Vorfahrt gewähren sollen. „Ich habe das notiert, aber das muss mit dem Landratsamt geklärt werden“, sagte Erster Bürgermeister Ulrich Vonderheid in seiner Funktion als Leonberger Ordnungsbürgermeister.

Auch über die Probleme ihres Berufskollegen Martin Gommel in Warmbronn mit vermeintlichen Umweltschützern haben sich die Teilnehmer an der Felderrundfahrt informiert. Der sprach von immer weniger Toleranz für die Belange der Landwirtschaft. Der eine wolle ihm vorschreiben, wie er seine Äcker zu bearbeiten habe, der andere wann, der dritte überhäufe ihn mit Anzeigen. Doch Gommel hat nicht nur die moralische Unterstützung seiner Kollegen. Regina Meier, die Leiterin des Landwirtschaft- und Umweltamtes im Landratsamts Böblingen, bescheinigte ihm erneut, das er sich nichts zu Schulden hat kommen lassen.

Über Landwirtschaft und den Stand der Feldkulturen wurde natürlich auch diskutiert. Helmut Kayser vom Landwirtschaftsamt sprach von einem guten Jahr. Der Frost im Winter sei gut für den Boden gewesen, das trockene Frühjahr mit dem Regen im Mai haben nicht geschadet. „Durch die Trockenheit gab es kaum Krankheiten, Pflanzenschutz war kaum notwendig und die Kulturen reifen gesund ab“, so sein Fazit.