Norbert Peick, für gewöhnlich Veranstaltungsplaner und Oberschiedsrichter auf der internationalen Tour, hat beruflich wenig zu tun und vertreibt sich die Zeit zu Hause.

Fellbach/Leonberg - Norbert Peick hat in seinem Garten in Fellbach ein kleines Wimbledon geschaffen. Zumindest der Rasenplatz erinnert vage an das traditionsreiche Tennisturnier in London, das in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Das war keine gute Nachricht für Norbert Peick, der Anfang Juli als Schiedsrichter-Beobachter vor Ort gewesen wäre. Doch das ist nicht der einzige Job, auf den der 61-jährige gebürtige Bayer verzichten muss. Er leitet für gewöhnlich seine eigene Eventagentur, die seit dem Jahr 2005 hauptsächlich Sportveranstaltungen für Freizeitsportler organisiert. Außerdem gehört er beim Jugendcup in Renningen und Rutesheim als Supervisor zum Team der Turnierleitung. Zudem ist er als Oberschiedsrichter mit der höchsten Lizenz des Internationalen Tennisverbands ITF, die er seit 1988 besitzt, bei zahlreichen Turnieren in Deutschland und fernab der Heimat gefragt. Anfang März, bei seinem bis heute letzten Einsatz, war er beim Davis-Cup in Zagreb/Kroatien eingeteilt. „Drei Tage später war dann alles ganz anders“, sagt Norbert Peick, der nun die sonnigen Tage auf dem Fahrrad oder eben mit seiner ebenfalls sportbegeisterten Ehefrau Kerstin im heimischen Garten verbringt.

 

Was macht ein Schiri ohne Spiele?

Es ist schon seit Wochen für alle alles ganz anders. Doch einer wie Norbert Peick, ausschließlich in der Veranstaltungsbranche tätig, wartet vielleicht noch ein bisschen sehnsüchtiger auf die Rückkehr in den Alltag. Für die Tennis-Freizeitspieler organisierte er speziell in Bayern sogenannte LK-Turniere, bei denen die Teilnehmer Punkte für die Ranglistenwertung sammeln konnten. Sie sind bis Mitte Juli ausgesetzt. Auch als Tennis- und Squashtrainer bei der Sportkultur Stuttgart, bei der TSG Backnang oder auch im Freizeitsportclub Activity des TSV Schmiden hat er zurzeit nichts zu tun. Und weil auch die Saison in den oberen Tennisligen abgesagt wurde, wird er als Oberschiedsrichter nicht zum Einsatz kommen. Beim Württembergischen Tennis-Bund (WTB) hätte er Aus- und Fortbildungs-Seminare leiten sollen – wie auch bei der Deutschen Schiedsrichter-Vereinigung (DTSV). Es finden nur ab und zu Videokonferenzen statt, und die Verantwortlichen überlegen noch, welche Bausteine der Ausbildung sie online anbieten können.

Rentner auf Probe

Doch am meisten schmerzen ihn die Absagen der großen Tennisturniere in Stuttgart, München, Hamburg – und in Wimbledon. Die Veranstalter in London dagegen werden die Absage wohl ohne den größtmöglichen Schaden überstehen. Seit 2003, seit dem damals grassierenden SARS-Virus, sollen sie ihr Turnier gegen einen pandemiebedingten Ausfall versichert haben und können nun mit der Entschädigung einen Teil der entstandenen Kosten decken. Kein Trost für Norbert Peick, der zu Hause in Fellbach sitzt. „Ich fühle mich zurzeit wie ein Proberentner“, sagt der 61-Jährige, der ja aber gern noch ein paar Jahre arbeiten möchte.

Und so blickt Norbert Peick zurück und erinnert sich noch an seinen Einsatz beim Grand-Slam-Turnier in Australien im Januar dieses Jahres, als die dortigen Buschbrände die größte Sorge der Menschen waren. Dort hatte er in seiner Funktion als Beobachter die Schiedsrichter bei ihrer Arbeit begleitet und ihnen anschließend eine Rückmeldung gegeben. „Die sind da immer recht dankbar, wenn wir ihnen sagen, was gut war und was nicht so gut gelaufen ist“, sagt Norbert Peick. Er selbst wäre froh, wenn er mal wieder zum eigenen Schläger greifen könnte. Doch beim TEV Fellbach ist die Tennisanlage eben auch noch gesperrt.

Wann wird der Ball wieder geschlagen?

Im Spätsommer stehen derzeit noch einige Veranstaltungen auf dem Programm: ein neues ITF-Turnier in der Nähe von München, ein Seniorenturnier Anfang September in München und die Qualifikation fürs Davis-Cup-Finale. Noch ist unsicher, ob die ITF die Turniersperre verlängern wird. „Wir müssen froh sein, wenn überhaupt noch etwas stattfinden wird in diesem Jahr“, sagt Norbert Peick. Ansonsten wird er wohl weiterhin Radfahren oder auf Rasen Tennis spielen – in Klein-Wimbledon im eigenen Garten.