Ein Hornissennest hinter dem Oeffinger Rathaus wird auf Anweisung des Landratamtes Waiblingen besonders beschützt. Die Bürger müssen eine Absperrung in Kauf nehmen, denn die Hornissen zählen zu den besonders geschützten Arten.

Fellbach - Die Absperrgitter sind einige Meter entfernt von dem kleinen braunen Gebilde aufgestellt worden. Dazu warnt ein Schild mit deutlichen Worten: „Vorsicht Hornissennest!! Abstand halten!!“. Das Nest haben die Insekten hinter dem Oeffinger Rathaus eingerichtet, direkt hinter einer Parkbank, zwischen Efeu, der an der Mauer wächst. Schild und Barrieren hat die Stadt angebracht. Auf Anweisung des Landratsamtes Waiblingen.

 

Hornissen verteidigen ihr Nest

Dietmar Reiniger vom Geschäftsbereich Umweltschutz der Unteren Naturschutzbehörde ist Fachmann für Hornissen, die zur Gattung der Faltenwespen gehören. Er weiß, dass die Hornisse ein wehrhaftes Tier ist, wenn es darum geht, ihr Nest zu verteidigen. Die Gefährdung für Menschen und Haustiere werde in der Regel jedoch übertrieben. Das Sprichwort „Sieben Stiche töten ein Pferd, drei Stiche einen Menschen“ stimme nicht. „Für gesunde Menschen ist der Stich einer Hornisse sogar weniger schlimm als ein Bienenstich, außer man ist allergisch gegen Insektengifte.“

Ein Sicherheitsabstand wird empfohlen

Allzu nah sollte jedoch auch ein gesunder Mensch dem Nest in Oeffingen nicht kommen. Hornissen würden ihr Domizil verteidigen und seien empfindlich bei Erschütterungen, sagt Reiniger. „Ein Sicherheitsabstand von fünf Metern ist aber in der Regel ausreichend.“ Die Absperrung müssen die Oeffinger in Kauf nehmen, denn die Hornissen zählen zu den besonders geschützten Arten. Sie seien Jäger in den Abendstunden, sagt Reiniger, und besetzten damit eine wichtige Nische im Naturhaushalt. „Nachtaktive Schädlinge wie Spanner und Spinner haben nicht viele natürliche Gegenspieler, außer Hornissen und Fledermäusen.“

Das Landratsamt sorgt dafür, dass Hornissen nicht nur in Oeffingen in Ruhe ein- und ausfliegen können. „Vom Grundsatz her sollten Hornissennester immer dort bleiben, wo sie sind, nicht um die Betroffenen zu ärgern, sondern weil sie seltener geworden sind“, sagt Reiniger. Es gebe aber Ausnahmen. Nester in Kindergärten oder Krankenhäusern seien schwierig. Dann ist die Umweltschutzbehörde Ansprechpartner und prüft die Einzelfälle.

Ein strenger Winter tut den Brummern nicht gut

Gewöhnlich genießt die gefährdete Hornisse Priorität. Ihre Zahlen schwankten von Jahr zu Jahr, sagt Reiniger. Ein strenger Winter tut den Brummern nicht gut, aber ob es ein gutes Hornissenjahr wird oder nicht, entscheidet sich oft recht spät. Eine Königin sei am Anfang allein, um ein Volk zu gründen, gehe sie ans Limit, erklärt der Fachmann. „Wenn die Schafkälte zuschlägt, fallen viele Nester aus.“ Weil es im Juni recht warm war, sei die Zahl der Hornissen in diesem Jahr höher. „Wir hatten bisher rund 200 Meldungen von Wespen- und Hornissennestern im Kreis.“

Damit Menschen und Hornissen in Frieden miteinander leben können, setzen Reiniger und seine Kollegen auf Aufklärung. Hornissen seien beispielsweise keine Dauermieter. „In ein paar Wochen sind die Nester leer, und dann kommen sie auch nicht wieder, denn sie sind nur zur einmaligen Nutzung gedacht.“ Der natürlichste Ort für sie sei ein hohler Baum, aber auch in Mauern, Ritzen, unterm Dach oder in Rollladenkästen könnten sie vorkommen.

Feldwespen sind scheu

Reiniger macht sich auch für gewöhnliche Wespen stark, die nur allgemeinen Artenschutz genießen. Zuerst sollte überdacht werden, ob die Situation nicht vielleicht doch für eine Saison toleriert werden könne. Das gelte besonders bei Wespenarten mit frei hängenden, kugelförmigen Nestern und bei Feldwespen. „Diese Art ist scheu, bildet nur kleine Völker, die zudem früh im Jahr wieder absterben.“ Es gebe allerdings auch die aufdringlicheren Arten, die als Dunkelhöhlennister in Mauslöchern oder im Rollladenkasten große, fladenförmige Nester bildeten. „Das sind die, die wir vom Zwetschgenkuchen kennen, also die lästigeren Wespen. Aber auch die sind nur Mieter für maximal ein Jahr“, sagt Dietmar Reiniger.