Die Entscheidung, ob das evangelische Ferienwaldheim in Fellbach in diesem Sommer dort oben stattfinden kann, soll Anfang April fallen.

Drunten in der Ebene präsentiert sich Fellbach in bestem Licht. Der Schwabenlandtower glänzt im Sonnenschein, das Rauschen der Autos und Lastkraftwagen auf der Bundesstraße dringt den Hügel hinauf, Radfahrer mit elektrischer Unterstützung oder dank reiner Lungenkraft schnaufen den Berg hoch – was für eine beeindruckende Perspektive.

 

Doch den knapp 20 Akteuren auf dem Kappelberg steht am Samstagvormittag erst mal nicht der Sinn nach schönen Ausblicken. Im Schweiße ihres Angesichts rackern sie mit der Hand am Arm auf dem verwilderten oberen Parkplatz des Waldschlössles. Es sind Mitglieder des Lions Clubs Waiblingen, die fünf Stunden lang einen Dienst für eine gute Sache leisten. Zweimal pro Jahr sollte eine solche Aktion schon stattfinden, berichtet der Waiblinger Lions-Präsident Jürgen Kassel, was gerade in Zeiten der Pandemie ein recht schwieriges Unterfangen ist. Und immer mal wieder führt dann der Weg in die westliche Nachbarstadt. Auf Vermittlung ihres Fellbacher Mitglieds, des Wengerters und Kappelberg-Experten Gert Aldinger, und im Austausch mit den Rathausoberen hat sich der Club das Großreinemachen der Fläche beim Waldschlössle vorgenommen. Soll doch das dortige Traditionsgebäude bald in neuem Glanz erstrahlen und auch fürs evangelische Ferienwaldheim genutzt werden.

Parkplatz ist von Unkraut, Schlamm und Gestrüpp gezeichnet

Rund zehn Jahre lang wurde der Parkplatz nicht mehr gesäubert, sodass sich an den Rändern eine teils zwei Meter breite Schicht aus Unkraut, Schlamm und Gestrüpp gebildet hatte. In Jeans und Poloshirt macht sich der Lions-Trupp am Samstag gegen 9 Uhr ans Werk. Dazu gesellen sich auch Fellbachs Erster Bürgermeister Johannes Berner – der prompt nach dem Motto „Blut, Schweiß und Tränen“ eine durch eine Dorne verursachte Kratzwunde am Unterarm versorgen muss – sowie Jens Mohrmann, Geschäftsführer der Fellbacher Event- und Location GmbH („Feel“), die seit kurzem auch fürs Waldschlössle zuständig ist.

Lesen Sie aus unserem Angebot: Waldschlössle wird wachgeküsst

Der aus 47 Männern bestehende Lions Club Waiblingen möchte sich nach Kassels Auskunft nicht nur mit Geldspenden für Menschen, die Hilfe brauchen, einsetzen – so kamen zuletzt 22 000 Euro für die Lions-Stiftung Ukraine zusammen – sondern auch sinnvolle Aktionen organisieren. Dies ist beim Parkplatzeinsatz auf dem Kappelberg eindeutig der Fall – denn das Engagement erspart der Stadt den Einsatz eines eigenen Reinigungstrupps. „Vorsichtig gerechnet ist das ein Gegenwert von mindestens 3500 Euro netto“, erläutert Finanzbürgermeister Berner und spricht von einer „großartigen Hilfe“. Diese Summe soll nun für den verbesserten Ausbau des Freibereichs oberhalb des Waldschlössles eingesetzt werden.

Dieses Jahr wird das 75-jährige Jubiläum gefeiert

Beim zwischenzeitlichen Vesper, gestiftet vom Lions-Mitglied Björn Hansen, kommt das Gespräch dann auch auf die Zukunft des evangelischen Waldheims im Waldschlössle. Ob dies im Sommer dort oder doch noch ein weiteres Mal in der Wichernschule stattfindet, soll sich nach Berners Auskunft bis Ende dieser Woche im Gespräch zwischen Stadt, Kirche und Waldheim-Leitung klären. „Es wäre natürlich wunderbar, wenn es im Sommer zum 75-jährigen Bestehen des Waldheims hier oben klappen könnte“, äußert sich Berner vorsichtig optimistisch. Doch coronabedingte Personalengpässe sowie allgemeine Materialprobleme bei den Baufirmen hätten gewisse Verzögerungen im Baufortschritt verursacht. Am 5. April will die Rathausspitze im Gemeinderat die Entscheidung über den diesjährigen Austragungsort des Waldheims verkünden.