Der Fellbacher Harald Panzer setzt in der Relegation auf Werder Bremen. Kein Wunder, er ist mit seinem Unternehmen Wohninvest Namensgeber des Weserstadions. Die Ursprünge gehen auf einen Kneipenbesuch und einen Handball-Weltmeister zurück.

Sport: Jürgen Frey (jüf)

Stuttgart - Natürlich hätte Harald Panzer die Möglichkeit gehabt, live dabei zu sein. Aufgrund geschäftlicher Termine konnte er das 0:0 zwischen Werder Bremen und dem 1. FC Heidenheimer aber nicht vor Ort miterleben. Er schaute das Relegationshinspiel zur Fußball-Bundesliga mit Freunden in einem Lokal in Waiblingen auf dem Bildschirm an. „Furchtbar“ sei das Spiel gewesen, sagt er am Morgen nach der Partie im Gespräch mit unserer Redaktion. Aus Bremer Sicht versteht sich. „Heidenheim hat das wirklich gut gemacht, Werder kam spielerisch einfach nicht in die Gänge. Aber das Ergebnis lässt fürs Rückspiel alle Chancen.“

 

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An diesem Montag (20.30 Uhr/DAZN und Amazon Prime) steigt das zweite Duell in der Voith-Arena. Es geht um alles oder nichts. Der Urschwabe Panzer wird dann wieder den Norddeutschen die Daumen drücken. Aus gutem Grund: 2019 hat er mit seinem Immobilienkonzern Wohninvest die (Vor)-Namensrechte am Weserstadion erworben. Der spektakuläre Deal, gegen den die Werder-Ultras heftig protestierten, ist dem 56-Jährigen über einen Zeitraum von zehn Jahren 30 Millionen Euro Wert. Seit April diesen Jahres unterstützt sein Unternehmen bei Werder zudem nicht nur das gesamte Leistungszentrum, den Frauen- und Mädchenfußball, sondern auch die Sportarten Handball und Tischtennis sowie eSports.

Heimatclub SV Fellbach

Werder ist bodenständig, ehrlich, ein sympathischer Club, mit dem wir uns identifizieren können“, begründet Panzer das Engagement. Den Bekanntheitsgrad seines Unternehmens will er mit dem Sponsoring erhöhen, doch mit einem Augenzwinkern schiebt er hinterher: „Mit dem Hamburger SV wären wir die Partnerschaft nicht eingegangen.“ Fußballaffin war Panzer schon immer. Selbst reichte es für ihn bei seinem Heimatclub SV Fellbach als Mittelfeldspieler nur bis zur Bezirksliga. Außerhalb des Platzes dreht er am großen Rad. Schon lange besitzt Wohninvest auch Logen beim VfB Stuttgart, Mainz 05, Bayern München, früher auch in Dortmund.

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Doch Werder steht über allem. Weit über allem. Wie es dazu kam? Eine Verwandte und ein Handball-Weltmeister spielten dabei eine entscheidende Rolle. Und die Geschichte zeigt, wie Panzer Bauchgefühl und Betriebswirtschaft verbindet. Sie beginnt in einer Kneipe in Bremen. Dorthin hatte ihn vor ein paar Jahren seine Schwägerin gelotst, die in der Hansestadt lebt. Zu vorgerückter Stunde seien die beiden mit zwei tätowierten Werder-Fans ins Gespräch gekommen, erzählt Panzer. Man verstand sich prächtig. Am frühen Morgen stand eine Einladung zu einem Spiel nach Stuttgart in die Loge, daraus wuchs eine lose Freundschaft. Für Panzer stand spätestens jetzt fest: „Ich find’ Bremen gut.“

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Konkret Fahrt auf nahm das Projekt Werder mit Markus Baur. Panzer kannte den Handball-Weltmeister aus dessen Trainerzeit beim TVB Stuttgart, den Wohninvest bis heute als zweitgrößter Sponsor mit geschätzten 400 000 Euro pro Saison unterstützt. Baurs früherer Berater Sören Gerster wohnt in Bremen. Der lockte Baur und den ohnehin schon leicht vom Werder-Virus infizierten schwäbischen Geschäftsmann ins Weserstadion. Danach ging alles relativ fix.

Wohlüberlegte Entscheidungen

„Harald Panzer ist hat ein großes Herz ohne den Geschäftssinn außer Acht zu lassen. Alles, was er macht, ist wohlüberlegt“, beschreibt Markus Baur seinen Chef. Denn inzwischen arbeitet der 49-Jährige für Panzer als Projektmanager Sport und Gesundheit. Sein Unternehmen, das verstärkt auch in Kliniken für Psychotherapie, Psychosomatik und Psychiatrie investiert, war seit der Gründung 2005 heftig gewachsen. 300 Millionen Euro Jahresumsatz, 80 Mitarbeiter im Stammhaus, weitere 120 Leute bei diversen Immobilienprojekten. Im Raum Stuttgart gehören Panzer zudem mehrere Hotels, Restaurants (Ritzi, Speisemeisterei), Häuser besitzt er in Kitzbühel und auf Sylt.

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Selbst seine Kritiker attestieren dem gewieften Strategen eine soziale Ader. Vor kurzem spendierte Panzer für die Künstlersoforthilfe Rems-Murr 400 000 Euro. Seinem „Herzensverein“ SV Fellbach erfüllt er derzeit nicht für möglich gehaltene Spielerwünsche. Wächst da etwa ein zweites Hoffenheim heran? „Um Gottes Willen“, wiegelt Panzer ab, „die Verbandsliga reicht völlig, wenn es mal die Oberliga werden sollte, okay, dann wäre es auch nicht schlimm.“

Panzer tippt auf ein 1:1

Doch zunächst geht der Blick an diesem Montag nach Heidenheim. Diesmal wird Harald Panzer nicht im Lokal am Bildschirm zuschauen, sondern auf Einladung der Werder-Geschäftsleitung im Stadion sitzen und mit den Grün-Weißen mitfiebern. „Ich mag die Ostalb und die Heidenheimer mögen es mir verzeihen, aber das Spiel geht 1:1 aus“, meint Panzer. Dann wäre Werder gerettet. Und wenn nicht? „Hätte das auf unser Engagement keine Auswirkungen“, sagt Panzer. Ein geschäftstüchtiger Taktiker wie er kalkuliert eben auch Rückschläge ein.