Peter Hauser, bekannt als Jugendhausleiter und Theatermacher, ist im Alter von 66 Jahren plötzlich verstorben. Am Sonntag soll der in Osttirol geborene Arbeitersohn noch eine ausgedehnte Radtour gemacht haben, gefunden wurde er mit der Lesebrille auf der Nase und einem aufgeschlagenen Buch neben sich.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Im Gartenschaujahr 2019 war Peter Hauser noch mal richtig aufgeblüht. Die Aussicht auf Sommertheater in den Tropfkörpern im Weidachtal, eine zeitkritische Aufführung unter freiem Himmel, noch mal junge Leute um sich scharen – das war ganz nach dem Geschmack des Manns, der für das Fellbacher Jugendhaus in gut vier Jahrzehnten zu einer Institution geworden ist. Und deshalb nutzte Peter Hauser – obschon im Ruhestand – die Chance, das in knalligem Rot gestrichene Klärwerk zur Bühne zu machen. „Die Schöpfung“ nannte sich die Textcollage, gespielt von jungen Akteuren des Theaters im Polygon, erschaffen von einem Mann, der sich mehr als Künstler denn als Sozialpädagoge sah, und der noch viele Ideen und viele Pläne hatte.

 

Peter Hauser hat die offene Jugendarbeit in der Stadt geprägt

„Gott hat keine Hände auf Erden. Aber wir haben die Möglichkeit, die Welt zu verändern“, sagte er im Januar 2019 zum Abschied aus dem Jugendhaus über sich und seine Motivation. Jetzt hat ihn der Tod völlig überraschend aus dem Leben gerissen. Am Sonntag soll der in Osttirol geborene Arbeitersohn noch eine ausgedehnte Radtour gemacht haben, gefunden wurde er mit der Lesebrille auf der Nase und einem aufgeschlagenen Buch neben sich. „Die Nachricht von seinem Tod war ein Schock für alle, die Peter Hauser kannten. Wir haben einen außergewöhnlichen Menschen verloren, der eine große Lücke hinterlassen wird“, sagt die Fellbacher Oberbürgermeisterin Gabriele Zull. Peter Hauser habe Generationen von Fellbacher Jugendlichen auf dem Weg ins Erwachsenenalter ein Stück weit begleitet und die offene Jugendarbeit in der Stadt geprägt.

1975 hatte Hauser im Fellbacher Jugendhaus begonnen, als langhaariger Zivildienstleistender und mit Vorliebe in bunte Kaftans gekleidet. In Österreich hatte er eher aus Verlegenheit eine Ausbildung zum Apothekenhelfer absolviert, vier Semester Theologie studiert und die Fachschule für Sozialarbeit in Wien besucht. Am Innsbrucker Jugendzentrum John-F.-Kennedy-Haus lernte er den Jesuitenpater und Reformpädagogen Sigmund Kripp kennen, der erster Leiter des in einem zum Abriss bestimmten Gebäude in der Fellbacher Kirchhofstraße untergebrachten Jugendhauses wurde und den 22-jährigen Hauser aus landsmannschaftlichen Gefühlen an den Kappelberg lockte. „Ich habe das Jugendhaus gesehen, und mein Herz ging auf“, erinnerte sich Hauser einmal an seine Anfangszeiten in Fellbach. Das Provisorium mit Thekendienst in der Teestube, friedensbewegten Gesprächskreisen und Bandproben im Keller wurde 1977 durch den Einzug in den Neubau in der Esslinger Straße abgelöst, ein für die damalige Zeit bemerkenswertes Statement für die offene Jugendarbeit.

Peter Hauser nutzte die Ebersberger Sägemühle gern als Probenort

Nur zwei Jahre später kam als Außenstelle die Ebersberger Sägemühle in Oberrot hinzu, die Peter Hauser mit dem von ihm ins Leben gerufenen Jugendhaus-Theater gern als Probenort nutzte. Im Schauspiel hatte Hauser für sich einen Weg gefunden, mit den Jugendlichen ins Gespräch zu kommen, über Gott und die Welt zu diskutieren, Begeisterung zu wecken. Thematisch arbeitete sich der einstige Zögling einer Benediktinerschule, in der Prügelstrafen eine gängige Erziehungsmethode waren, an der Frage nach Autorität ab, auch mit Gewalt und der Suche nach dem Sinn des Lebens hatten seine Stücke oft zu tun. „Kunst hat immer eine Rolle, sie zeigt – unabhängig von schulischen Leistungen – die Stärken und Schwächen“, sagte er einmal über den pädagogischen Wert der Theaterarbeit. Dass der Bilderbuch-68er mit seiner direkten und oft bewusst unangepassten Art in Fellbach mitunter aneckte, änderte nichts an der Anerkennung, die Peter Hauser unterm Kappelberg entgegengebracht wurde. „Natürlich birgt offene Jugendarbeit immer auch Konfliktpotenzial. Aber Peter Hauser war durch seine Persönlichkeit quer durch unsere Stadtgesellschaft geschätzt“, drückt sich die OB in ihrer Würdigung des Verstorbenen aus.