Für 30 Millionen Euro will sich das Fellbacher Immobilienunternehmen jetzt die Namensrechte fürs Bremer Weserstadion sichern. Der Zehn-Jahres- Kontrakt soll ab Juli gelten.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach/Bremen - Beim Torschrei in der Bundesligakonferenz werden Radioreporter und Fernsehkommentatoren bei Treffern in Bremen künftig den Namen einer Fellbacher Firma im Mund führen. „Toooooor im Wohninvest Weserstadion“ wird es in den kommenden zehn Jahren heißen. Die Immobilienfirma hat sich für diesen Zeitraum die Namensrechte an der 42 000 Zuschauer fassenden Spielstätte gesichert. Die Imagewerbung im Norden der Republik ist Geschäftsführer Harald Panzer 30 Millionen Euro wert – der Vertrag soll in Kürze unterzeichnet werden.

 

Fellbacher hoffen auf Sympathiepunkte

Von dem Engagement verspricht sich das etwa 80 Mitarbeiter zählende Unternehmen nicht nur TV-Präsenz und einen steigenden Bekanntheitsgrad, sondern auch Sympathiepunkte. „Wir wollen in Norddeutschland stärker Fuß fassen“, bestätigt der bei Wohninvest fürs Marketing zuständige Michele Vulcano über die Verhandlungen in Sachen Namensrechte. Gerade Werder Bremen passe aber auch zur Firmenphilosophie der Immobilienfirma. „Die sind bodenständig und ehrlich, ein sehr sympathischer Club, mit dem wir uns identifizieren können“, sagt Vulcano.

Schon seit einem Jahr hat Wohninvest im Stadion mit den Plastiksitzen in Vereinsgrün eine Loge für den Kontakt mit Geschäftskunden, jetzt soll der Stadionname der Firma neue Türen öffnen. Das gute Verhältnis zum Klub spielt offenbar auch eine Rolle bei den Namensrechten. Statt auf eine „Wohninvest-Arena“ zu pochen, bleibt der Titel Weserstadion auch mit dem neuen Geldgeber erhalten.

Nur Gladbach und Hertha noch ohne Stadionsponsor

Den Bremer Fans, die schon an dem mit Trikotsponsor Wiesenhof getragenen Hähnchenkeulen-Image zu kauen haben, dürfte dieses Zugeständnis die Trauer über den Tabubruch erleichtern. In der Ära des früheren Managers und Aufsichtsratschefs Willi Lemke galt der Stadionname als unantastbares Gut. Mit Borussia Mönchengladbach und den zwei Berliner Klubs Hertha und Union war Werder Bremen im kleinen Kreis der Erstligisten, die sich den Luxus gönnten, auf einen Namenssponsor fürs Stadion zu verzichten. Allerdings: Verkauft waren die Rechte an der Weser durchaus – der Oldenburger Energieversorger EWE zahlte bisher ungleich weniger Geld, hatte aber auf die Umbenennung des Stadions verzichtet.

Die von Wohninvest künftig an die Weser überwiesenen drei Millionen Euro pro Jahr fließen übrigens nicht direkt an den Fußballklub, sondern an die Stadion-Gesellschaft. Sie gehört je zur Hälfte der Stadt und dem Verein und muss nach Darstellung norddeutscher Medien aktuell noch etwa 73 Millionen Euro aus dem bereits 2011 abgeschlossenen Stadionumbau abstottern. Versuche, die Lücken bei Zins und Tilgung mit Vermarktung der Flutlichtmasten und Crowdfunding-Projekten zu schließen, scheiterten offenbar. Und: Vergangene Saison musste Werder eine Einmalzahlung in Höhe von 1,2 Millionen Euro leisten, um eine finanzielle Schieflage der Stadion-Gesellschaft abzuwenden – Geld, dass der Klub verständlicherweise lieber in neue Spieler investieren würde.

Logen auch beim VfB in Frankfurt und Köln

Für Wohninvest ist der Auftritt auf sportlichem Parkett keine Premiere. Logen etwa hat sich die Immobilienfirma auch beim VfB Stuttgart, bei Eintracht Frankfurt und der Lanxess-Arena in Köln gesichert. Beim Sportsponsoring der auf die Entwicklung von Bürokomplexen und Einkaufszentren spezialisierten Firma (380 Millionen Euro Umsatz) sind die Unterstützung der TVB-Handballer oder auch der City-Run in Fellbach ein Begriff.