Wer in diesen Tagen durch die Geislinger Altstadt geht, hat gute Chancen Günter Küfers Fensterkunst zu sehen. Jedes Jahr im Advent lässt er sich dafür andere weihnachtliche Motive einfallen – doch das sind nicht seine einzigen Werke.

Digital Desk: Lena Hummel (len)

Stuttgart - Der Schnee fällt in großen Flocken vom Himmel, Kirchen- und Hausdächer sind von einem geschlossenen weißen Teppich bedeckt. Hase und Elch sagen sich in einer Winter-Weihnachtslandschaft, wie sie nur im Bilderbuch zu finden ist, Gute Nacht. Tatsächlich sind diese Bilder nicht echt, sondern Fenstermalereien, die in der Adventszeit die Geislinger Altstadt und das Seniorenheim in Kuchen schmücken. Pünktlich zum ersten Advent hat der Künstler Günter Küfer die Motive an die Innenfenster des Café Maxime, der Kneipe Spitze und des Kuchener Altenheims gemalt.

 

„Mit flüssiger Kreide“, sagt der 69-jährige Geislinger. Wie er auf die Idee gekommen ist, Fenster zu bemalen, weiß er nicht mehr. Schließlich macht er das schon eine ganze Weile. „In der Spitze, meiner Stammkneipe, bestimmt schon seit zehn Jahren“, schätzt er. Im Seniorenheim sei es das erste, im Café Maxime das zweite Mal. Wer seine Fenster bemalen lassen wolle, komme auf Küfer zu. „Das ist alles Mundpropaganda“, sagt er. Hausieren gehe er nicht. Der Preis für die Verschönerung der Fenster sei „mal so, mal so“. Gratis kann der Rentner den Service nicht anbieten, schließlich koste ein Kreidestift sieben Euro. Wie viel er genau verlangt, will er aber nicht verraten. Laut Thomas Müller, dem Inhaber der Altstadtkneipe Spitze, sei das Preis-Leistungsverhältnis aber „sehr angenehm“.

Die Bilder entstehen spontan

Wie Küfer erzählt, sind seine Fenstermotive immer weihnachtlich, aber nicht immer gleich. So habe er in den vergangenen Jahren Eiszapfen und Girlanden gemalt, in diesem Jahr schmückt er die Fenster mit Winterwelten und schneebedeckten Christbäumen. „Die Bilder entstehen eigentlich immer relativ spontan. Die Ideen gehen ihm nicht aus“, sagt Müller. Auch dem Geislinger Oberbürgermeister Frank Dehmer sind die bemalten Fenster aufgefallen: „Ich habe Herrn Küfer in der Fußgängerzone getroffen und ihm gesagt, dass ich die Idee schön finde.“ Dehmer würde es befürworten, wenn sich andere Gastronomiebetriebe und Geschäfte ein Beispiel nehmen würden und ihre Fenster ebenfalls bemalen ließen.

Außerhalb der Weihnachtszeit malt Küfer „aus Zeitvertreib alles Mögliche“: Menschen, Tiere, Landschaften. Mal als Aquarell, mal in Acryl, mal als Kreidezeichnung. Er gestaltet Weihnachtskarten, Kalender und malt ehrenamtlich mit den Schülern der Lindenschule und der Schubart-Realschule. „Ich male jeden Tag irgendwas. Ich brauche das, um mich entspannen zu können“, sagt er. Küfer hat Grafikdesign und Illustration im italienischen Padua studiert und währenddessen viel in Venedig gemalt. Bei der WMF und bei mehreren Stuttgarter Werbeagenturen arbeitete er als Grafiker, inzwischen ist er im Ruhestand.

Küfer setzt auf Mundpropaganda

Obwohl er in seiner freien Zeit viel zeichnet, hat er kein offenes Atelier. Seine Werke hat er immer mal wieder ausgestellt. „Bei den Kunstnächsten in Bad Ditzenbach und Bad Überkingen zum Beispiel. Und beim Geislinger Kunstfrühling“, sagt er. Wer sonst Interesse an einem Bild habe, könne anrufen. Alles laufe – wie bei seiner Fensterkunst – über Mundpropaganda. Tatsächlich scheint den Passanten zu gefallen, was sie da gerade in Geislingen und Kuchen sehen. „Die Menschen bleiben stehen und schauen zu, wenn ich meine Bilder an die Fenster male“ erzählt Küfer.

Natürlich weiß er, dass die Kreidezeichnungen „Geschmackssache“ und „nicht jedermanns Sache“ sind, er findet aber, dass sie für eine wärmere Atmosphäre sorgen. Auch Müller bestätigt: „Da ist es gleich viel heimeliger.“ Der positive Nebeneffekt: Ist die Weihnachtszeit vorbei und man hat genug von Schneeflocken und Christbäumen, lässt sich die Kreide ganz einfach im trockenen Zustand abkratzen.