Das Waldheim in Stuttgart-Riedenberg feiert am 21. August seinen 70. Geburtstag. Was macht die Freizeiten am Eichenhain aus?

Alle ausgeflogen. Auf dem Gelände des Waldheims in Riedenberg herrscht gähnende Leere. Der Donnerstag ist der Ausflugstag der Ferienfreizeit, die die evangelische Sarahkirchengemeinde veranstaltet. Eine Gruppe ist im Höhenpark Killesberg, eine andere auf einem Indoorspielplatz. Zum Abendessen aber wird es auf dem Areal am Eichenhain voll werden. 140 Kinder zwischen sechs und 14 Jahren besuchen den ersten von drei Abschnitten der Ferienfreizeit, hinzu kommen 30 ehrenamtliche Betreuer, 15 Küchenhelfer und das dreiköpfige Leitungsteam, bestehend aus Yann Kuhlen (21), Philipp Müller (33) und Felix Röther (22).

 

Das Trio steckt mit anderen Ehrenamtlichen in den Planungen fürs Jubiläum. Am 21. August wird von 16 Uhr an der 70. Waldheim-Geburtstag gefeiert. Beziehungsweise: der 71. Wegen Corona wurde das Fest nämlich verschoben. Angekündigt werden Filme, ein Kinderprogramm und ein Gottesdienst. Vor allem das gute Miteinander will man feiern. „Wir durchwandern ganze Generationen von Familien“, sagt Philipp Müller, ehemalige Teilnehmer würden später zu Betreuern. Yann Kuhlen und Felix Röther etwa sind als Sechsjährige zum Waldheim gekommen – und geblieben. „Die Verbundenheit ist groß. Man sieht die Leiter als Vorbild und will ihnen nacheifern“, sagt Felix Röther.

die ältesten Waldheime sind jetzt 100 geworden

Waldheime sind eine Württemberger Spezialität, erklärt Jörg Schulze-Gronemeyer, der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Evangelische Ferien- und Waldheime in der Landeskirche. „Es gibt auch in anderen Städten Stadtranderholungen. Hier ist die Situation aber so, dass sie öfter von den Kirchengemeinden veranstaltet werden.“ 31 Waldheime gibt es demnach in Stuttgart, 19 davon evangelisch, die anderen katholisch oder in der Trägerschaft der Awo. Zudem bieten mit den Jugendfarmen Süd/Etzelstraße und Elsental sowie der Diakonie Stetten drei weitere Träger Kinderfreizeiten nach den Kriterien der Stuttgarter Ferienwaldheime an. „Die ältesten sind jetzt 100 geworden“, sagt er und nennt etwa die Freizeiten in Untertürkheim oder im Feuerbacher Tal. 70 Jahre, das sei aber durchaus auch ein stolzes Alter.

Corona hat den Stuttgarter Waldheimen einen Dämpfer verpasst. Vor dem Start der Pandemie hätten 9500 Kinder pro Saison an den Freizeiten teilgenommen, in der Pandemie habe sich die Zahl auf 6500 reduziert, „jetzt sind wir mit etwa 8200 wieder gestartet“, sagt Jörg Schulze-Gronemeyer. Das habe zwei zentrale Gründe. Bisweilen fehlten Mitarbeitende, außerdem „habe ich den Eindruck, dass mache Eltern zögerlich sind“. Auch in Riedenberg wirkt sich das aus. Heuer sind 140 Kinder im ersten Abschnitt, früher sind es schon bis zu 190 gewesen. Im Abschnitt ab dem 22. August gibt es sogar noch Kapazitäten.