Junge Menschen haben trotz der Pandemie Chancen, in den Ferien eine Arbeit zu finden. Allerdings sieht es je nach Branche unterschiedlich aus. Wer in der Produktion arbeiten will, sollte mindestens drei Wochen Zeit mitbringen.

Göppingen - Endlich sind die Sommerferien da. Schüler freuen sich auf sechs Wochen ohne Mathe, Völkerball und Hausaufgaben, Studenten auf die vorlesungsfreie Zeit ohne Lernstress und Online-Seminare. Nur entspannen wollen viele junge Menschen aber auch nicht. Sie suchen sich einen Ferienjob, um Geld zu verdienen oder das Berufsleben kennenzulernen. So war es jedenfalls in den Jahren vor Corona. Nehmen Betriebe auch in der Pandemie Ferienjobber an? Wo lohnt sich im Kreis Göppingen eine Bewerbung?

 

Paketlieferungen, Lagerarbeiten, Promoting oder Nachhilfe – auf Karriereportalen im Internet sind verschiedene Ferienjobs ausgeschrieben. Nach einer Flaute sieht es auf den ersten Blick nicht aus. „Es gibt teilweise einen großen Bedarf an Ferienjobbern“, sagt auch Gernot Imgart, Leitender Geschäftsführer der IHK-Bezirkskammer Göppingen. Dieser unterscheide sich aber nach den einzelnen Branchen. „Einige suchen händeringend, andere teilweise oder gar nicht.“

Hoch spezialisierte Firmen suchen keine Hilfe

Traditionell bestehe im Kreis Göppingen der größte Bedarf in der Industrie, sagt Imgart. Dort gehe die Stammbelegschaft zeitweise in den Urlaub und es gebe Arbeitsplätze für angelernte Kräfte. Große Unternehmen suchten vor allem in den Bereichen Produktion, Maschinenbedienung, Montage und Verpackung. Das bestätigt auf Nachfrage auch Melanie Moeck, Personalerin bei der Firma Erni Electronics in Adelberg. Der Steckverbinder-Hersteller suche Ferienjobber in der Produktion und der Logistik. Vor allem in den letzten drei Wochen der Sommerferien herrsche noch Bedarf. 50 bis 60 Schüler und Studenten arbeiteten in den vergangenen Jahren pro Sommer bei Erni.

Eine Ausnahme in der Industrie stellen laut Imgart Unternehmen dar, die unter dem derzeitigen Rohstoff- oder Chipmangel leiden – eine „mittelbare Auswirkung der Corona-Krise“. Weil es an verlässlichen Lieferplanungen fehle, entfielen dort viele Ferienjobs. Außerdem kann ein hoch spezialisiertes Arbeitsumfeld dazu führen, dass keine Jobs an Schüler und Studenten vergeben werden. So wie bei der Schuler AG mit Sitz in Göppingen. „Wir bieten schon seit längerer Zeit keine Ferienjobs mehr an“, schreibt Simon Scherrenbacher, Pressesprecher des Pressen-Herstellers.

Gastronomie ist noch zurückhaltend

Gute Chancen haben Jobsuchende bei den Logistikunternehmen im Kreis Göppingen, sagt Imgart. Dort würden vorwiegend Ferienjobber fürs Lager gesucht. Weniger eindeutig ist die Lage in der Gastronomie und Hotellerie. Zwar bestehe teilweise Bedarf, sagt der IHK-Chef. Allerdings würden Fachkräfte bevorzugt. Er gibt außerdem zu bedenken, dass die Branche von den Folgen des Lockdowns weiter stark betroffen sei. Viele der Unternehmen seien wieder oder weiterhin in Kurzarbeit.

Auch für qualifizierte Tätigkeiten im Dienstleistungsbereich eigneten sich Ferienjobber eher weniger, sagt Imgart. Das gelte beispielsweise für IT-Firmen. Tatsächlich bietet das Software-Unternehmen Team Viewer aus Göppingen keine Ferienjobs an. „Tätigkeiten in unserem Unternehmen, zum Beispiel in der Software-Entwicklung, im Vertrieb oder im Customer Support, erfordern umfassende Vorkenntnisse, berufliche Erfahrung oder eine akademische Ausbildung“, so Pia Bartenschlager aus der PR-Abteilung des Unternehmens.

Mindestalter von 16 Jahren wird meistens erwartet

Ähnliches sagt Simone Rigl, Marketing-Abteilungsleiterin bei der Firma Heldele in Salach. Der Dienstleister habe derzeit keine Möglichkeit, Ferienjobber einzusetzen. Dies liege an den sicherheitstechnischen Anforderungen. Bedeutet: Die Corona-Hygienekonzepte sind mit ungelernten Kräften nicht einzuhalten. Grundsätzlich gilt bei der Ferienjob-Suche im zweiten Corona-Sommer also: Sich bei bestimmten Branchen bewerben, die trotz Pandemie Schüler und Studenten einstellen. Wer in der Produktion arbeiten möchte, sollte dafür mindestens drei Wochen Zeit mitbringen und kein Problem mit Schichtarbeit haben. Auch ein Mindestalter von 16 Jahren wird bei den meisten Firmen gefordert.