Die Fanta-4-Konzerte im Stadion und das Kessel-Festival sind abgesagt. Die Staatstheater warten auf weitere Anweisungen der Landesregierung. Was eine „Großveranstaltung“ ist, lässt der Ministerpräsident noch offen.

Stuttgart - Auf die Frage, ob schon entschieden sei, ab wie vielen Zuschauern man von einer Großveranstaltung sprechen könne, hatte Ministerpräsident Winfried Kretschmann bei der Regierungspressekonferenz am Donnerstagmittag eine ebenso knappe wie eindeutige Antwort. „Nein“, sagte der Grünen-Politiker dazu. Welche Kulturveranstaltungen also in näherer Zukunft wieder in Stadt und Land stattfinden können, bleibt zunächst noch offen. Was die „Großveranstaltungen“ betrifft, gelte, so Kretschmann, die am Mittwoch bereits verkündete Regel, dass sie bis zum 31. August untersagt sind. Dies sei ein so genannter „unbestimmter Rechtsbegriff“, und wie das Land den auslege, „darüber werden wir uns unterhalten müssen“.

 

Was kleine Kulturveranstaltungen oder für ein mittelgroßes Publikum ausgelegte Konzerte, Theateraufführungen und ähnliches betrifft, sind am Donnerstag keine neuen Anordnungen ausgesprochen worden. Das bedeutet, dass bis auf weiteres die Rechtsverordnung des Landes vom 17. März in Kraft bleibt, die jegliche Kulturveranstaltungen bis auf weiteres untersagt. Diese Rechtsverordnung tritt, was viele in der Öffentlichkeit nicht wissen oder aufseiten der Kulturveranstalter nicht wahrhaben wollen, offiziell erst am 15. Juni außer Kraft – es sei denn, sie würde zuvor vom Land widerrufen oder von einer neuen Rechtsverordnung abgelöst.

Eine neue Rechtsverordnung soll nun an diesem Freitag, voraussichtlich bis zum Abend, ausgearbeitet sein. Dass sie aber die Restriktionen für Kulturveranstaltungen lockern würde, scheint nach der Pressekonferenz vom Donnerstag ausgeschlossen. Sprich: alle Kulturveranstaltungen, ob im kleinen oder ganz großen Rahmen, bleiben bis auf weiteres untersagt.

Jetzt wird die Notbremse gezogen

Einige weitere Veranstalter haben – auch daraufhin – nun von sich aus die Reißleine gezogen. Alle großen deutschen Musikfestivals von Wacken bis Rock am Ring etwa sind abgesagt – darunter ist auch Baden-Württembergs größtes Festival, das Southside. Von sich aus haben auch die Fantastischen Vier am Donnerstag bekannt gegeben, dass ihre beiden Konzerte im Stuttgarter Stadion wie auch ihre ganze für den Sommer geplante Tournee abgesagt sind. Abgesagt ist jetzt auch das auf dem Wasen geplante Kessel-Festival. Der Veranstalter, die Stuttgarter Agentur C2 Concerts, rechnet damit, „dass bis zum 31. August gar keine Konzerte mehr stattfinden“, so der Geschäftsführer Christian Doll. Somit würden auch die von C2 geplanten Auftritte etwa von Limp Bizkit und Faith No More abgesagt.

Verschoben sind aktuell und noch ohne neuen Termin die beiden Konzerte der Toten Hosen in der Schleyerhalle (ursprünglich angesetzt für 12. und 13. Juni), das Konzert von Patti Smith auf dem Killesberg (neuer Termin vorerst: 21. August) sowie von Sunrise Avenue (in der Schleyerhalle nun erst am 30. April 2021). Der Veranstalter dieser Auftritte, die Firma Musiccircus, bittet für alle weiteren anstehenden Konzerte weiterhin um Geduld und erklärt, zunächst genauere Auskünfte der Landesregierung abwarten zu müssen.

Was die weiteren drei Stadionkonzerte (zwei Abende mit Rammstein und Iron Maiden) betrifft, sind am Donnerstag ebenso wenig Entscheidungen gefallen wie für die Jazz-Open, die KSK Open in Ludwigsburg sowie die Konzerte vor dem Bietigheimer Viadukt.

Staatstheater im Wartestand

Auch Marc-Oliver Hendriks, Geschäftsführender Intendant der Württembergischen Staatstheater in Stuttgart, wartet noch auf Anweisungen des Ministeriums: „Bis 19. April haben wir geschlossen, doch dass der Spielbetrieb am 20. April beginnt, halten wir für unwahrscheinlich.“ Die Cranko-Schule bleibt geschlossen, doch „die Eröffnung des Cranko-Schulbaus am 24. Juni ist derzeit noch nicht verschoben“, sagt Marc-Oliver Hendriks. Dass das „Ballett im Park“ als Großveranstaltung eingestuft und abgesagt werden wird, das hält Hendriks für möglich. Ob kleinere Spielstätten wie das Kammertheater bespielt werden können, bleibt abzuwarten. „Vorrang hat die Sicherheit und Gesundheit der Künstler und des Publikums, daher können wir aktuell keine Aussagen dazu machen, auch nicht darüber, wie der Saisonstart im Herbst stattfinden wird. Die Spielpläne für nächste Saison müssen wir überarbeiten und sind in ständigem Austausch darüber.“

Gearbeitet wird freilich weiter: „Im Haus haben wir pro Raum auf einen bis zwei Arbeitsplätze reduziert. Zudem haben wir 100 mobile Arbeitsplätze eingerichtet“, sagt Hendriks. „Lohn- und Finanzbuchhaltung, IT-Abteilung, Gebäude- und Betriebssicherheit, all das geht ja weiter. Und unsere Werkstätten für Bühnenbilder etwa sind so groß, dass da an Produktionen weiter gearbeitet werden kann.“ Wann sie zu sehen sein können, hängt davon ab, wie rasch die Krise endet.