Nur gut 3000 Fans haben das Konzert von Fettes Brot in der Stuttgarter Porsche-Arena gesehen. Schade – für die Band und all jene, die den Abend verpasst haben.

Kultur: Jan Ulrich Welke (juw)

Stuttgart - Es weihnachtet sehr. Bald ein dutzend Nordmanntannen steht am Donnerstagabend auf der Bühne der Stuttgarter Porsche-Arena, im Hintergrund strahlt in Panoramabreite der deutsche Wald. Auf der Bühne stehen derweil drei Jungs aus dem schönen Hamburg, mittlerweile auch ein wenig reifer geworden, die sich diese launige Dekoration ausgesucht haben und sich nicht in billigen Sprechgesangsposen ergehen müssen, obwohl die geschmeidig gedrechselte Poplyrik doch nach wie vor ihr Metier ist.

 

Sie können’s halt besser und vor allem vielschichtiger als andere, und deshalb stehen sie jetzt zwar nicht altersmilde, aber doch gereift in der zweitgrößten Konzerthalle Stuttgarts, um ihr neues Album „Teenager vom Mars“ vorzustellen, das einen nicht nur an alte Punkrockzeiten (das Lied „Teenagers from Mars“ von den Misfits, vermutlich namensgebend) zurückdenken lässt, sondern in der Tat auch daran, dass wir ja alle trotz der recht studentischen Anmutung des Publikums mit der Zeit nicht jünger geworden sind.

Ernst muss natürlich sein, so ganz kriegt man die Hintergedanken beim ersten Gedanken nach den Pariser Terroranschlägen doch nicht aus dem Kopf, Spaß allerdings ebenfalls, trotzdem nimmt man die auf der Bühne dargebrachte Gleichung „Frachise ist french Scheiß“ eher ambivalent hin.

Spaßvögel von der Waterkant

Die drei Spaßvögel von der Waterkant servieren sodann neben der gelungenen Vorstellung ihres Albums (vom ersten – eben „Teenager from Mars“ – bis zum letzten Stück, bezeichnenderweise „Das letzte Lied auf der Party“ tituliert) einen munteren Reigen ihrer schönsten Erfolge oder noch kommender Erfolge, das ganze hervorragend abgeklärt und mit launigen Ansagen gewürzt.

Obendrein präsentieren die „Brote“ ihre Klassiker nicht geschnitten, sondern am Stück lässig aneinandergereiht („Jein“ und „Nordisch bei Nature“) oder dezent im Ablauf versteckt („Emanuela“ ). Die Songs sind allesamt reich mit musikhistorischen Zitaten garniert oder kommen in einem komplett neuem Kleid daher. Fetzen oder Melodiebögen aus Funkstandards spielt die vierköpfige Begleitband, Reminiszenzen an die Ursprungstage des Hip-Hop, bisweilen fast schon in einen Big-Band-Modus abgleitend, ertönen dazu – alles in allem also eine extrem runde Sache.

Ein lockerfüßiger Spaß ist dieses Konzert somit. Die Songs von Fettes Brot sind zwar, wie das Material der auf der Bühne mit freundlichen Grüßen bedachten Kollegen von den Fantastischen Vier, eher leichtmatrosig denn schwer verdaulich – aber das darf ja auch mal sein.

Über die Bühne ging das Ganze allerdings nur vor kaum dreitausend Zuschauern. „Kein aktueller Hit von denen in den Charts“, meint dazu ein anwesender Kenner der Szene zur Begründung. Mag sein. Aber es lässt selbst die Porsche-Arena – alle Sitzplätze abgehängt – recht luftig aussehen. Ein paar mehr Besucher mehr hätte man der Band auf jeden Fall gewünscht.