An der Sigmaringer Straße soll mächtig gebaut werden. Die Feuerwache 5, die bislang in der Tränke war, ein Wohnquartier sowie der IT-Konzern AEB sollen sich dort ansiedeln. Doch nicht alle Projekte starten pünktlich.

Möhringen/Degerloch - Auf dem ehemaligen Areal der Firma Hansa an der Sigmaringer Straße lässt sich momentan noch nicht erahnen, dass hier in nächster Zeit mehrere große Gebäude aus dem Boden wachsen sollen. Einzig die vielen Bauzäune, Schutthügel und ein augenscheinlich fast fertiger Glaskubus geben einen Hinweis, dass sich dort etwas tut. Auf der noch brach liegenden Fläche sollen in den nächsten Jahren drei Bauprojekte verwirklicht werden: ein neues Gebäude für die Feuerwache 5, 175 Wohnungen und das neue Domizil des IT-Dienstleisters AEB.

 

Der Startschuss für den Bau von Feuerwache und Wohnquartier fällt allerdings später als ursprünglich vorgesehen. Die Feuerwache braucht sogar ein ganzes Jahr länger. Nur AEB konnte seine Zeitplanung einhalten.

Verunreinigter Boden kostet Zeit

Noch befindet sich die Feuerwache 5, auch Filderwache genannt, im Degerlocher Industriegebiet Tränke. Das Gebäude aus den 60er-Jahren ist baufällig; eine Sanierung vor Ort wäre unverhältnismäßig teuer. Daher soll der Umzug auf das 4,7 Hektar große Hansaareal erfolgen, eine Fläche in der Größe von mehr als sechs Fußballfeldern.

Der Bau beginnt voraussichtlich im Frühjahr 2018, wie die Stadt mitteilt. Der Termin hat sich nach hinten verschoben; ursprünglich sollten die Bagger ein Jahr früher anrollen. Wegen der industriellen Vornutzung – es ging um Galvanik – musste der Boden des Geländes erst untersucht werden, wie Peter Holzer vom Hochbauamt sagt. Das Ergebnis: eine Schadstoffsanierung und eine Überwachung des Grundwassers sind nötig. Außerdem stellte sich der Boden als wenig tragfähig heraus; auch hierfür müsse erst eine Lösung gefunden werden, sagt Holzer.

Für den Bau werden laut Informationen der Stadt aktuell 27,1 Millionen Euro statt wie anfangs 26,5 Millionen veranschlagt. Gerade arbeite man nach den Worten von Holzer an der Entwurfsplanung. Die könne das Kostenbild noch ändern. Im Frühsommer 2020 soll die Feuerwache 5 bezugsfertig sein, und die rund 100 Wehrleute können das alte Gebäude in der Tränke räumen. Klaus Rist, der Dienststellenleiter der Feuerwache 5, sieht die Verspätung gelassen: „Das ist der Lauf der Dinge.“ So oder so freuen sich die Wehrleute auf das neue Gebäude, vor allem weil es dort einen Aufzug geben werde.

Stadt gab falschen Baustart an

Auch der Baustart des neuen Wohnquartiers verspätet sich. 175 Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen und eine Kita sollen auf dem Hansa-Areal entstehen. Bisher wurde mit einem Baustart im Frühjahr 2017 gerechnet; diesen Zeitraum hatte die Stadt bis vor Kurzem auch auf ihrer Website angegeben. Tatsächlich ist ein Baubeginn im Frühjahr 2018 realistisch, wie Sven Ertinger, der technische Entwickler des Bauherrn BPD Immobilienentwicklung sagt. Dieses Datum steht auch auf dem Plakat, das vor der noch blanken Fläche auf dem Hansa-Areal den Bau ankündigt. Der Bauträger wollte eigentlich bereits im Herbst dieses Jahres beginnen. Der hohe Planungsaufwand habe den Prozess allerdings verlangsamt, sagt Ertinger. Zuerst müsse zusammen mit der Stadt ein Bebauungsplan entwickelt werden. Dieser ermögliche, dass auf dem bisher als Gewerbegebiet genutzten Areal Wohnungen entstehen dürfen. So ein baurechtliches Verfahren dauert, die Verzögerung seien nicht ungewöhnlich. Seitens der Stadt kann sich niemand die falsche Information erklären. „Wir werden die Angaben so schnell wie möglich korrigieren“, sagt Michael Hausiel vom Stadtplanungsamt.

Fertig werden soll das Quartier zwei bis drei Jahre nach Baubeginn, also frühestens im Frühjahr 2020. Für das Projekt sind Kosten von rund 55 Millionen Euro geplant. „Wir haben schon jetzt eine große Anzahl an Interessenten“, sagt Ertinger. Die Sorge, dass die benachbarte Feuerwache die Attraktivität des Standortes mindern könnte, versteht er nicht: „Lärm ist für uns kein Thema.“

AEB zieht bald um

Der IT-Dienstleister AEB kann als einziges planmäßig Einzug feiern. „Unser erster Arbeitstag im neuen Gebäude ist am 19. Juni 2017“, sagt Susanne Baldenhofer, die das Neubauprojekt leitet. Der Grundstein für das fünfstöckige Bürogebäude wurde bereits im Oktober 2015 gelegt. Bisher hat das Stuttgarter Unternehmen – ebenso wie die Feuerwache 5 – seinen Sitz in der Degerlocher Tränke in einem gemieteten Gebäude.

Im neuen Domizil, das nur gute 1,5 Kilometer entfernt liegt, haben bis zu 400 Mitarbeiter Platz. Beziehen werden es aber erst einmal nur 360, sagt Baldenhofer. Gerade wird am Innenausbau gearbeitet und der Vorplatz verlegt. Die Kosten von 32 Millionen Euro liegen noch im angesetzten Budget. „Je näher der Termin rückt, desto mehr freuen sich alle“, sagt Baldenhofer. Anfang Juli sei außerdem ein Tag der offenen Tür für die Nachbarschaft geplant. Vielleicht dürfen die Feuerwehrleute der Filderwache dann auch schon mal vorbeischauen und probeweise die Luft am Hansa-Areal schnuppern.