Der Feuerwehr-Bedarfsplan sieht keine Defizite bei der Denkendorfer Wehr. Neue Herausforderungen bieten die ICE-Trasse, der Klimawandel und Krisenfälle.

„Unsere Feuerwehr ist räumlich, technisch und personell gut aufgestellt.“ Dieses Fazit zieht der Denkendorfer Bürgermeister Ralf Barth aus dem Feuerwehr-Bedarfsplan für die Jahre bis 2028, der jetzt dem Gemeinderat präsentiert wurde. Er soll als Leitlinie dienen, welcher Bedarf an Personal und an technischen Hilfsmitteln besteht. Es werden die örtlichen Strukturen und die Ausstattung der Denkendorfer Feuerwehr ebenso aufgelistet und bewertet wie die bestehenden Risiken. So kann man nachlesen, wo die Feuerwehr in Denkendorf besonders gefordert ist: Nicht nur in Gewerbebetrieben und Schulen, Pflegeheimen, Flüchtlingsunterkünften und in Tiefgaragen, sondern auch an historischen Gebäuden oder an höheren Häusern, bei denen Menschen im Ernstfall über eine Drehleiter gerettet werden müssten.

 

Die Einsatzfähigkeit ist tags wie nachts gewährleistet

Untersucht wird auch, wie schnell und zuverlässig Hilfe geleistet werden kann. Dafür gibt es Zielvorgaben, etwa dazu, wie schnell die Helfer vor Ort sind. „Wir können diese Vorgaben immer erfüllen“, betonte Feuerwehrkommandant Frank Obergöker, der auch in der Fraktion der Freien Wähler im Gemeinderat vorsitzt. Die Einsatzabteilung hat 64 Mitglieder, die alle ehrenamtlich Dienst tun – eine laut Plan gute Anzahl. Sie sollte allerdings nicht unter 60 fallen. Nachts habe man gar keine Probleme, die Fahrzeuge zu bestücken und auch tagsüber, wenn viele Feuerwehrleute auswärts arbeiten, seien meist ausreichend Leute verfügbar, so Obergöker. „Der Grundschutz kann derzeit durch die Feuerwehr Denkendorf Tag und Nacht sichergestellt werden.“

Und wenn die Kapazität oder auch die Ausrüstung der Denkendorfer nicht ausreicht, gibt es Kooperationen mit benachbarten Feuerwehren. So verfügen die Städte Esslingen und Ostfildern anders als Denkendorf über Drehleitern, die immer dann angefordert werden können, wenn es um höhere Gebäude geht. Innerhalb von zehn bis zwölf Minuten sind diese dann zur Unterstützung vor Ort.

Das 1981 erbaute Feuerwehrhaus wurde seitdem erweitert, saniert und zuletzt auch die Funkzentrale für den Digitalfunk umgerüstet. „Es ist in funktional gutem Zustand“, so Obergöker. Allenfalls müsse man Erweiterungsmöglichkeiten prüfen, wenn dies die Fahrzeug- und Personalentwicklung erfordere. Weil das Gebäude an der Körsch jedoch zunehmend vom Hochwasser bedroht ist, sollen in den nächsten Jahren entsprechende Schutzmaßnahmen realisiert werden. Zumal dem Feuerwehrhaus im Rahmen der Notfallplanung der Gemeinde für Krisenfälle wie langem Stromausfall, Hochwasser oder anderen sogenannten Großschadensereignissen neben dem Rathaus eine zentrale Rolle zukommt.

Auch die Einsatzfahrzeuge und die technische Ausstattung sei dem Risiko entsprechend angemessen und zeitgemäß, so der Bericht. „Dies alles ist kein Selbstläufer. Deshalb müssen wir die Feuerwehr mit den Mitteln ausstatten, die sie für eine effektive Arbeit braucht“, betonte der Bürgermeister.

Die Zusammenarbeit mit benachbarten Wehren wird gepflegt

Obergöker erwartet, dass durch klimatische Veränderungen Naturkatastrophen zunehmen. Darauf müssten die Anforderungen für technische Hilfeleistungen stärker abgestimmt werden. Neu ist künftig die Zuständigkeit für den knapp 770 Meter langen ICE-Tunnel auf der Bahnstrecke Stuttgart-Ulm, der auf Denkendorfer Markung verläuft. Kommt es hier zu einem Unglück, ist eine besondere Einsatztaktik nötig. Es wurde bereits ein eigener Einsatzplan erstellt, in den auch die Nachbarkommunen Neuhausen und Ostfildern eingebunden sind. Auch gemeinsame Übungen wurden dort schon durchgeführt. Frank Obergöker macht klar: „Große Schadensfälle wie etwa ein Zugunglück könnten wir nie alleine bewältigen.“ Das gehe nur mit interkommunaler Zusammenarbeit.

Um Nachwuchs für die aktive Wehr zu gewinnen, setzen die Verantwortlichen in Denkendorf gezielt auf die Jugendarbeit. 24 junge Menschen zwischen neun und 17 Jahren treffen sich regelmäßig in der Jugendfeuerwehr, um von erfahrenen Feuerwehrleuten das Handwerk zu lernen. Und auch die alten Hasen bei der Denkendorfer Feuerwehr bilden sich kontinuierlich fort. So wurde jüngst eine Schulung zum Thema E-Mobilität durchgeführt.

Fakten zur Denkendorfer Wehr

Personal
 Die Freiwillige Feuerwehr Denkendorf verfügt über 119 Mitglieder. Davon gehören 64 Mitglieder zur Einsatzabteilung, 24 zur Jugendfeuerwehr, 21 zur Alters- und zehn zur Musikabteilung.

Fahrzeuge
Es gibt zwei Löschfahrzeuge, einen Einsatzleitwagen sowie drei weitere Fahrzeuge und ein Stromaggregat. Das erste dieser Fahrzeuge muss wahrscheinlich 2025 ausgemustert und ersetzt werden.

Einsätze
Im vergangenen Jahr rückte die Feuerwehr zu 58 Einsätzen aus. Davon waren 33 Einsätze technische Hilfeleistungen, acht Mal brannte es. Elf Mal war eine Brandmeldeanlage Auslöser für den Einsatz. Außerdem gab es drei Fehlalarme. Ein Ausrücken der Feuerwehr im Rahmen der Überlandhilfe – also an Orten außerhalb des vorgesehenen Einsatzgebietes – war im Jahr 2022 nicht nötig.