Augenzeugen eines Brandes haben daran gezweifelt, ob ihr Notruf zur Feuerwehr durchdringt. Sie legten auf und griffen zum Gartenschlauch. Ist ihr Zweifel begründet gewesen?

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Am Samstagabend haben ein paar Möhringer an der Feuerwehr gezweifelt: Als in der Oberen Brandstraße Feuer ausbrach, wählten sie die 112. Dort sei aber niemand rangegangen, berichteten sie tags drauf. Daher hätten die Anwohner zum Gartenschlauch gegriffen und versucht, den Dachstuhlbrand selbst zu bekämpfen. Die Feuerwehr kam aber und brachte den Brand unter Kontrolle.

 

„Dass ein Anruf an die 112 ins Leere läuft, das passiert nicht“, versichert Christopher Haigis, Sprecher der Feuerwehr Stuttgart. Wenn alle Leitungen belegt seien, würde der Anruf nicht unbeantwortet bleiben. „Dann hört der Anrufer eine Ansage, dass er die Nummer der Feuerwehr gewählt hat und nicht auflegen soll, bis ein Mitarbeiter frei ist.“ Die Feuerwehr spreche von einem Überlauf, wenn nicht alle Notrufe sofort von „echten Menschen“ angenommen werden können. 32 Leitungen laufen in der Leitstelle ein, sechs Disponenten nehmen die Notrufe entgegen. Wenn ein Feuer weithin sichtbar ist, gehen etliche Notrufe ein

Ein Brand wie der in Möhringen am Wochenende sei für einen Überlauf ein gutes Beispiel: Bei einem Dachstuhlbrand ist der Rauch weithin sichtbar, nicht nur die unmittelbaren Nachbarn bemerken das. Auch diejenigen, die etwas mehr Abstand zum Ort des Geschehens haben, sehen die Rauchsäule. „Dann kann es schnell passieren, dass mehr als 30 Zeugen anrufen. Man solle grundsätzlich nie davon ausgehen, dass die Rettungskräfte schon Bescheid wüssten, sondern anrufen.

Die Feuerwehr arbeite die Anrufe dann der Reihe nach ab. Nur weil es auf allen Leitungen gleichzeitig klingelt, heiße das ja noch lange nicht, dass tatsächlich alle wegen ein und desselben Zwischenfalls anrufen. „Wir machen dann im Gespräch eine sogenannte Plausibilitätsprüfung und klären ab, ob es sich um den gleichen Fall handelt“, erläutert der Feuerwehrsprecher. Wenn sich das herausstellt, dauere das Gespräch auch nicht lange. Man könne dann dem Anrufer erklären, dass die Feuerwehr bereits informiert sei und die Kräfte ausrückten. „Dann ist die Leitung schnell wieder frei für den nächsten Anrufer.“

Bei großen Unwetterlagen sitzen zusätzliche Disponenten in der Leitstelle

Wenn mit einem besonders hohen Aufkommen an Notrufen zu rechnen sei, richte die Feuerwehr in der Integrierten Leitstelle eine sogenannte abgesetzte Notrufannahmestelle ein. „Das ist ein extra Raum, in dem mehrere Kollegen die einkommenden Anrufe annehmen“, sagt Haigis. Das könne zum Beispiel bei einer großen Unwetterlage der Fall sein. Auf 18 Disponenten könne die Leitstelle aufstocken.

Im Möhringer Fall waren Bedenken übrigens unangebracht: Laut der Feuerwehr war der erste Notruf um 19.02 Uhr eingegangen, fünfeinhalb Minuten später sei die Feuerwehr schon dort gewesen.