Der Stromspeicher eines Produktionsfahrzeugs hat am Montag erneut einen größeren Einsatz bei der Mercedes-Tochter ausgelöst. Der entstandene Schaden ist aber gering.

Es ist Montagabend gegen 20.20 Uhr, als die Spätschicht bei Mercedes-AMG in Affalterbach die Produktion von Verbrennungsmotoren jäh unterbrechen muss: Aus dem Lithium-Ionen-Akku eines Förderfahrzeugs treten Gase und Flüssigkeiten aus, sie rufen beißenden Geruch hervor. Nur kurz später – gegen 20.26 Uhr – geht bei der Feuerwehr der Notruf ein. Sechs Minuten später erreichen die freiwilligen Brandretter aus Affalterbach nach eigenen Angaben das Werksgelände im Bittenfelder Weg.

 

Feuerwehr geht von einem technischen Defekt aus

Erst im November war ein Fahrzeugakku im Entwicklungsbereich in Brand geraten und hatte einen Großeinsatz sowie einen Schaden von rund 90 000 Euro verursacht. Soweit kommt es diesmal nicht: Die Lage wird mit einer Wärmebild-Kamera geprüft und das Gebäude belüftet. In einem Instandhaltungsraum der Motorenproduktion wird die Feuerwehr nach AMG-Angaben fündig. Dort ist im Obergeschoss ein Förderfahrzeug abgestellt, das normalerweise selbstständig Motoren und Teile durch die Produktion fährt. Dieses müsse man sich ähnlich einem Saugroboter vorstellen, so der Affalterbacher Feuerwehr-Kommandant Sascha Hänig am Tag nach dem Einsatz, den er selbst leitete. Allerdings misst der flache Wagen etwa zwei mal einen Meter und wiegt 450 Kilo. Vier Akkus versorgen den E-Antrieb des Transporters, jeder von ihnen etwas größer als der eines Autos. Alle vier seien deutlich erhitzt gewesen, einer zudem undicht. „Wir gehen von einem technischen Defekt aus.“

Die Spätschicht wird in den Feierabend geschickt

Mit Atemschutz bauen Feuerwehr-Leute die Stromspeicher aus dem Fahrzeug aus und tragen sie ins Freie. Dort hebt sie ein Teleskop-Ladebagger der Feuerwehr Ludwigsburg in den Spezialcontainer „Abrollbehälter-Hochvolt“, den AMG speziell für solche Fälle bereithält. In dem offenen Container können die Akkus keinen Schaden mehr anrichten. Alle halbe Stunde werden sie dort kontrolliert. „Die Kontrolle heute Morgen hat gezeigt, dass sie einem absolut unkritischen Zustand sind“, sagt Hänig. Auch das Förderfahrzeug selbst schafft die Feuerwehr zur Beobachtung ins Freie.

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Während des Einsatzes unterbricht AMG nach Auskunft der Firmensprecherin Melanie Cecotti die Motorenproduktion und räumt das Gebäude. Die Spätschicht wird schließlich nach Hause geschickt. Wie viele Beschäftigte davon betroffen waren, sagt Cecotti nicht.

Zwei Messfahrzeuge der Feuerwehr Ludwigsburg und des Landkreises kontrollieren weiter die Luft. Die Messungen hätten jedoch keinerlei erhöhte Werte ergeben, sodass laut Sascha Hänig zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für Beschäftige, Anwohner oder die Umwelt bestand. Welcher Stoff genau ausgetreten ist, soll nun eine eingehende Analyse zeigen, die noch aussteht. Auch die Ursache des Defekts wird noch ermittelt.

Fachberater für Chemie und Gefahrgut sind vor Ort

Die Feuerwehr Marbach hat zusätzlich ihren Rüstwagen nach Affalterbach geschickt, die Feuerwehren Ludwigsburg und Asperg jeweils ihre Fachberater für Chemie und Gefahrgut. „Es schwebt ja Gefahr in der Luft: Gase könnten austreten. Deshalb ist es gut, dass wir diese Fachleute haben und dann Entwarnung geben können“, erklärt Hänig. Insgesamt setzen die Feuerwehren bei dem Einsatz 36 Kräfte mit zehn Fahrzeugen ein. Eine Werksfeuerwehr gibt es bei AMG laut Hänig nicht. Hinzu kommen Sanitätskräfte des Rettungsdienstes und des Ortsvereins Affalterbach vom Deutschen Roten Kreuz sowie zwei Streifen der Polizei.

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Gegen 22.15 Uhr wird das Gebäude dann freigegeben, eineinhalb Stunden später ist der Einsatz beendet. Die Nachtschicht bei AMG nimmt die Produktion wieder auf. Den Schaden beziffert der Kommandant auf etwa 10 000 Euro. Alles in allem sei es diesmal „sehr unspektakulär“ verlaufen, so Hänig.

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