Von Donnerstag bis Samstag läuft der offizielle Verkauf des Silvesterfeuerwerks. Allerdings haben sich viele Böller-Begeisterte längst über andere Quellen eingedeckt. Das kann böse Folgen haben.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Stuttgart - Die Handchirurgen haben sich schon vorbereitet. „Auch dieses Jahr rechnen wir wieder mit Explosionsverletzungen und Verbrennungen der Hand“, sagt Dr. Thomas Ebinger, Chefarzt der Klinik für Hand-, Plastische und Mikrochirurgie am Karl-Olga-Krankenhaus. Die Klinik im Stuttgarter Osten gehört zu den wenigen Spezialkrankenhäusern im Land – und dort geht die Arbeit nicht aus: „Die Zahl der Patienten mit Sprengkörperverletzungen an der Hand ist unverändert hoch“, so Ebinger. Beim letzten Jahreswechsel mussten vier Verletzte behandelt werden. „Die Verletzungsschwere reicht in der Regel von oberflächlichen Verbrennungswunden bis zur Amputation ganzer Finger und Handabschnitte“, so der Chefarzt.

 

Dabei geht es nicht nur um das offizielle Silvesterfeuerwerk, das von Donnerstag bis Samstag in Kaufhäusern, Supermärkten und Einzelhandelsgeschäften gekauft werden kann. Besonders unberechenbar und gefährlich sind illegal erworbene Polen-Böller oder gar Selbstlaborate. Das Dunkelfeld ist groß – und flammt gelegentlich hell auf.

Immer wieder illegale Böllerbastelei

Wie vor einem Jahr in der Azenbergstraße im Stuttgarter Norden, wo ein unachtsamer 40-jähriger Böllerbastler seine Dachgeschosswohnung in Brand setzte. 50 Kilo Böller und Chemikalien hatte der Feuerwerksfreak gelagert, als beim Befüllen eines Knallkörpers alles außer Kontrolle geriet. Die Folgen: ein Schwerverletzter und 150 000 Euro Schaden.

Die illegale Böllerbastelei ist kein Einzelfall: Am vergangenen Sonntag musste die Feuerwehr in Wolfschlugen (Kreis Esslingen) zu einem Wohnhaus ausrücken, wo in einer Erdgeschosswohnung ein Rauchmelder angeschlagen hatte. Der 44-jährige Bewohner hatte ein Reagenzglas mit brisantem Inhalt auf einer Heizplatte vergessen. Die Feuerwehr entdeckte ein Arsenal an Chemikalien zur Herstellung von Pyrotechnik. „Gegen den Mann wird ermittelt – wegen Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz“, sagt Polizeisprecher Frank Natterer.

Die versteckten Böllerlabore sind indes kaum ausfindig zu machen. Immerhin müssen die Händler damit rechnen, von Experten der Gewerbeaufsicht überprüft zu werden. Nach Angaben des Umweltministeriums sind im letzten Jahr an zwei Tagen 531 Einzelhandelsgeschäfte im Südwesten unter die Lupe genommen worden, ob die Böller zugelassen und richtig gelagert sind.

Schlechtes Wetter beruhigt die Lage

Gelegentlich fliegen aber auch Händler auf, die nicht zugelassene Ware übers Internet verkaufen. Als ein Berliner dingfest gemacht wurde, hatte das auch für einen 18-jährigen Abnehmer in Backnang (Rems-Murr-Kreis) Folgen. Der musste 900 Euro Geldstrafe zahlen.

Laut Vorhersagen könnte es in Stuttgart schlechtes Wetter geben – und womöglich wie beim letzten Mal einen ruhigen Jahreswechsel. Die Feierlaune im Freien hatte sich bei nasser Witterung stark in Grenzen gehalten. So verzeichnete die Feuerwehr nur 76 Einsätze. Bei 35 Bränden war die Polizei mit am Einsatzort. Etwa kurz nach Mitternacht in Birkach, wo eine fehlgeleitete Silvesterrakete einen Balkonbrand ausgelöst hatte. Immerhin gab es kein Drama wie an Neujahr 2015, als Jugendliche in Neugereut mit einer Rakete eine Tiefgarage in Flammen gesetzt hatten. Damals entstanden zwei Millionen Euro Schaden.