Auf der Filderebene steigen die Übernachtungszahlen von Jahr zu Jahr an. Die Hoteliers sind erfreut, sie preisen die günstige Lage. Wie sonst lässt sich dieser für die Branche erfreuliche Trend erklären?

Lokalsport: Patrick Steinle (pst)

Filder - Hotels in und um Stuttgart sind immer stärker nachgefragt. Der Tourismus der Landeshauptstadt erfährt seit Jahren Aufschwung. Und das schlägt natürlich auch auf die Filderebene durch. Doch wer sind die Gäste der Hotels und wer besucht Gaststätten in der Umgebung? Welche unterschiedlichen Gründe haben sie, in die Region zu reisen? Auf diese Fragen lassen siche viele Antworten finden, weil man von der Filderbene aus viele Attraktionen in der Nähe gut erreicht.

 

Jedes Jahr steigt die Zahl der Übernachtungen in Stuttgart. Waren es im Jahr 2016 noch 3 706 017 Übernachtungen, gab es im vergangenen Jahr 3 781 564. Neben der Stadtmitte, wo die meisten Leute einkehren, reisen die Gäste aber auch sehr häufig nach Vaihingen (293 320 Übernachtungen 2017) und Möhringen (454 738). In Möhringen besuchen die Gäste sicherlich gerne das SI-Centrum mit vielfältigen, kulturellen Angeboten.

Lockruf mit Wellness

Anja Hermann ist die Regionaldirektorin der HR-Group. Sie leitet außerdem das Pullman-Hotel in Vaihingen. „Unsere Aushängeschilder sind unser Wellness-Bereich, aber vor allem auch die besondere Lage“, sagt die Gastronomin. „Von unserem Haus aus können die Gäste aufgrund der guten Bahnverbindungen schnell die Messe sowie die Innenstadt erreichen.“ Zudem fährt ein Bus nach Metzingen. Die Gäste sind größtenteils Geschäftsreisende, die wegen der Messe in Stuttgart sind. Auch die Anzahl der Nächte, die sie verbleiben, weisen auf dienstliche Reisen hin. „Unter der Woche bleiben unsere Gäste im Schnitt für 1,5 Nächte im Hotel“, erzählt Hermann.

Das Pullman stellt seinen Gästen viele und große Tagungsräume zur Verfügung. Dass Geschäftsreisende den größten Teil der Besucher ausmachen, ist offensichtlich. „Das ist unser Tagesgeschäft“, resümiert die Hoteldirektorin.

Bett statt Flieger

In Plieningen steigen nur wenige Reisende ab, die in die Innenstadt wollen. Der Großteil der 134 524 Übernachtungen im letzten Jahr können auf andere Faktoren zurückgeführt werden. Die Nähe zur Messe ist ein entscheidender Grund dafür, dass Geschäftsleute in Plieningen ein Hotel suchen. Nahezu alle Hotels werben dort mit der guten Lage. Es ist offensichtlich, dass sich viele Hotels in Plieningen darauf spezialisieren, Messe-Besucher bei sich zu beherbergen. Außerdem spielen Layovers eine große Rolle für die Unternehmen. Wenn ein Flug ausfällt, nehmen sie die Fluggäste auf. Auch Gäste, welche einen frühen Flug gebucht haben, reisen einen Tag vorher an und verbringen die Nacht in einem flughafennahen Hotel.

Der Landkreis Esslingen hat in den vergangenen Jahren den größten Zuwachs an Übernachtungen erfahren – sogar mehr, wie die Landeshauptstadt Stuttgart. Vor allem in Leinfelden-Echterdingen und in Filderstadt kommen viele Gäste unter. 2017 gab es in Leinfelden-Echterdingen 532 256 Übernachtungen, in Filderstadt 223 742. Im Landkreis Esslingen sind sie die Spitzenreiter.

Dinieren lieber draußen

Noch ein weiterer Trend in Sachen Torismus ist in der Region zu erkennen: Die Besucher buchen derzeit gerne Garni-Hotels. Dort übernachten die Gäste und erhalten ein Frühstück – das Abendessen fällt weg. Der Besitzer der Gaststätte Paulaner am Kirchplatz in Echterdingen beobachtet diese Entwicklung bereits eine ganze Weile. „In Leinfelden-Echterdingen gibt es viele Garni-Hotels“, sagt Jens Fischer. Die Gäste dieser Hotels buchen gezielt kein Abendessen, um die Zeit und den Ort frei wählen zu können. Das Abendessen auswärts im Restaurant ist dann oft einfach auch gleich Abendgestaltung.

Das Angebot ist dann groß, das Paulaner kann nicht über Gästemangel klagen. „Für das internationale Publikum erfüllen wir das Klischee der Wirtshauskultur in Deutschland“, erklärt Fischer das Konzept seiner Gaststätte. Vor 2008 führte er das Restaurant in einem spanischen, mexikanischen Stil. „Die Messeeröffnung war ein ausschlaggebender Punkt, das Konzept zu ändern“, sagt er.

Für Fischer sind die Gäste der Messe aber nicht das Hauptgeschäft. „Die Reisenden, die bei uns essen, kommen nicht nur wegen der Messe nach Stuttgart. Manche besuchen kulturelle Veranstaltungen in Stuttgart, andere sind da, um auf den Cannstatter Wasen zu gehen – das passt zufällig sehr gut zu unserer rustikal-bayrischen Küche“, erzählt der Besitzer der Gaststätte Paulaner am Kirchplatz.