Kürzere Öffnungszeiten für Individualgäste in den Stuttgarter Hallenbädern sparen auch Kosten. Aber lohnt sich das? Und in welche Freizeitvergnügen muss die Stadt außerdem noch Geld reinpumpen?

Klima und Nachhaltigkeit: Julia Bosch (jub)

Filder - Bei dem Vorstoß der Stadtverwaltung, die öffentlichen Nutzungszeiten in den Hallenbädern zu reduzieren, gehe es nicht zuvorderst ums Geld. Das betont Jens Böhm von den Stuttgarter Bäderbetrieben: „Unser oberstes Ziel ist es nicht, Kosten einzusparen, sondern für die drei relevanten Nutzungsgruppen – also Schulen, Vereine und Öffentlichkeit – praktikable und machbare Belegungslösungen anzubieten.“ Hintergrund sei die angestrebte Verbesserung der Schwimmfähigkeit von Kindern und Jugendlichen.

 

Worum geht es überhaupt? Die Stadt hat vor wenigen Tagen einen Vorschlag vorgelegt, wie die Öffnungs- und Nutzungszeiten in den Hallenbädern künftig gestaltet werden könnten. Dabei sollen vor allem Schulen und Vereine mehr Zeiten in den Becken erhalten. Der Grund dafür ist, dass immer mehr Grundschüler nicht schwimmen können: 2004 waren es noch 34 Prozent, mittlerweile sind es ganze 59 Prozent. Außerdem reichen den Vereinen die für sie reservierten Schwimmzeiten nicht aus. Und zugleich sind einige Bäder zu den öffentlich zugänglichen Zeiten nicht immer komplett ausgelastet: Im Plieninger Bad etwa, das nur freitags für die Öffentlichkeit geöffnet hat, kommen im Schnitt nur acht Badegäste pro Stunde. Auch deshalb gibt es die Überlegung, das Plieninger Bad und das Hallenbad in Bad Cannstatt überhaupt nicht mehr für die Öffentlichkeit zu öffnen und den Vereinen und Schulen mehr Zeiten zu geben.

„Das Einsparpotenzial wäre nicht sehr groß“, heißt es

In dem sogenannten Bäderentwicklungsplan wird aber auch deutlich, dass sich mit dem neuen Konzept Personalkosten einsparen ließen. So haben die Bäderbetriebe 2017 allein im Plieninger Hallenbad insgesamt 127 500 Euro ausgegeben für die Mitarbeiter an der Kasse, in der Aufsicht, im Service und für die Badleitung. Mit dem neuen Belegungsplan wären es nur noch rund 97 000 Euro. Im Sonnenberger Bad betrugen die Personalkosten 2017 insgesamt 982 600 Euro, mit den verkürzten Öffnungszeiten für Individualgäste wären es noch rund 900 000 Euro. Und in Vaihingen ließen sich rund 11 700 Euro einsparen: 2017 hat das Personal 251 700 Euro gekostet, mit den neuen Zeiten wären es rund 240 000 Euro. Rechnet man diese Einsparungen auf alle städtischen Bäder hoch, käme also eine gewisse Summe zusammen. Jens Böhm von den Bäderbetrieben meint dazu jedoch: „Wenn das Hallenbad Plieningen oder das Hallenbad Cannstatt komplett für die Öffentlichkeit geschlossen würden, fallen Personalkosten für die Aufsicht und Kasse weg. Da aber beide Bäder nur ein Mal in der Woche geöffnet haben, wäre das Einsparpotenzial nicht sehr groß.“

Dazu muss man wissen: Hallen- und Freibäder sind für die Städte immer ein Minusgeschäft. Die Eintrittsgelder reichen nicht ansatzweise aus, um die Kosten für Personal, Reinigung, Instandhaltung und Co. zu bezahlen. Ein Blick in die sogenannte Erfolgsübersicht der Bäderbetriebe zeigt die Ausmaße: Insgesamt wurde 2017 in allen Stuttgarter Mineral-, Hallen- und Freibädern zusammen ein Minus von rund zwölf Millionen Euro gemacht. Zwar wurden mehr als 18 Millionen Euro eingenommen – doch die Ausgaben waren mit gut 30 Millionen Euro deutlich höher. Allein das Personal hat die Bäderbetriebe 2017 mehr als 14 Millionen Euro gekostet.

Auch die Eiswelt macht kein Plus

Freilich sind die Hallen- und Freibäder nicht die einzigen Freizeitvergnügen, die die Stadt Stuttgart für ihre Bewohner finanziert: Die Eiswelt auf der Waldau etwa macht ebenfalls jedes Jahr ein Minusgeschäft. So wurden durch den Publikumslauf in der Eishalle im Jahr 2016 – aktuellere Zahlen liegen nicht vor – rund 368 000 Euro eingenommen. Die Ausgaben lagen in den vergangenen Jahren stets zwischen 1,5 und zwei Millionen Euro jährlich. 2016 hat die Eiswelt ein Minusgeschäft von 1,7 Millionen Euro erwirtschaftet.

Doch bei der Eiswelt ist – im Gegensatz zu den Hallenbädern – keine Einschränkung der öffentlich zugänglichen Zeiten geplant. Um diese neuen Öffnungs- und Belegungszeiten möglicherweise doch noch zu verhindern, hat bereits der Bezirksbeirat von Plieningen und Birkach einen entsprechenden Antrag gestellt, in welchem die Lokalpolitiker das Konzept grundsätzlich ablehnen. Nun folgt auch die CDU-Fraktion im Sillenbucher Bezirksbeirat: „Das Konzept ist nicht akzeptabel, da es keinen sinnvollen Interessenausgleich beinhaltet, sondern eher den Eindruck eines beginnenden Ausstiegs aus dem öffentlichen Bäderbetrieb hinterlässt“, heißt es. Aus Sicht des Sillenbucher Bezirksbeirats sei das Konzept dahingehend zu überarbeiten, dass die Zeiten für den öffentlichen Schwimmbetrieb sogar ausgeweitet werden. Auch in den Sitzungen der Bezirksbeiräte Möhringen (Mittwoch, 13. Februar) und Vaihingen (Dienstag, 19. Februar) stehen die Bäder auf der Tagesordnung.