Beim Feueralarm jüngst in der Filderklinik hat das Katastrophenkonzept des Krankenhauses gut funktioniert. Aber was genau ist das eigentlich?

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt - Der Feueralarm an der Decke schlägt an und fängt an zu bimmeln: Jetzt muss alles ganz schnell gehen. Jetzt ist keine Zeit, um nachzuhaken, wer denn für welche Aufgaben verantwortlich ist. Jetzt geht es um jede Sekunde.

 

Damit in Notfällen – wie bei dem Feueralarm am vergangenen Wochenende (wir berichteten) – alles wie am Schnürchen läuft, hat die Filderklinik ein sogenanntes Katastrophenkonzept. „Darin ist genau festgelegt, was in welcher Reihenfolge passiert, und wer welche Aufgaben übernimmt“, erklärt Florian Seidlitz, Facharzt für Anästhesie, ärztlicher Leiter der Intensivstation – und zudem Einsatzleiter beim Feueralarm am Samstag.

Das Konzept greift bei Vorfällen, die nicht zum täglichen Brot in der Klinik gehören – also beispielsweise eben der Ausbruch eines Feuers, oder das Auftreten einer Infektionskrankheit wie Ebola, oder ein Unfall in der Nähe, der dafür sorgt, dass eine große Zahl an verletzten Personen auf einmal in die Filderklinik gebracht wird.

Die Einsatzkräfte müssen wissen, wer den Hut auf hat

Zuallererst muss feststehen, wer die Einsatzleitung übernimmt. Das ist auch wichtig für die Feuerwehr und andere Ersthelfer wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das betont Jochen Thorns. Er ist Stadtbrandmeister und Chef der Freiwilligen Feuerwehr in Filderstadt. „Ein straffes Führungskonzept ist wichtig“, sagt Thorns. „Wir müssen wissen, wer den Hut auf hat, damit wir uns abstimmen können.“

Neben der Einsatzleitung bestimmt das Katastrophenkonzept weitere Abschnittsleiter an verschiedenen Stellen im Haus, erklärt Florian Seidlitz weiter. „Für jeden Posten gibt es eine Checkliste, die abgearbeitet wird, und insgesamt einen Ablaufplan, was in welcher Reihenfolge geschieht.“ Denn jede Sekunde zählt: „Man hat nur ganz wenig Zeit zu entscheiden, was gemacht wird“, sagt Seidlitz. Am Beispiel des Feueralarms musste entschieden werden: Evakuieren wir? Oder können wir die Patienten aus den verrauchten Gebäudeteilen auf andere Stationen verlegen? In diesem Fall ist Letzteres geschehen: „Wir haben die Situation überblickt und gesehen: Der Platz reicht. Intensivstation und Kreißsaal sind in die Notaufnahme verlegt worden“, sagt Seidlitz, „die Patienten von den normalen Stationen auf die internistische Station“. Im Falle einer Evakuierung wäre der Transport der Patienten in andere Kliniken organisiert worden.

Das Katastrophenkonzept ist von der Filderklinik erarbeitet worden, auch die Feuerwehr und das DRK haben die Pläne begutachtet und auf ihre Tauglichkeit geprüft. „Wir haben außerdem zwei große Feuerwehr-Übungen abgehalten“, berichtet Florian Seidlitz; auch dabei ist das Konzept getestet worden. Auch am Flughafen seien sie bei Notfallübungen dabei gewesen, „als einzige Klinik im Landkreis“, oder bei der großen Katastrophenschutzübung „Heißer Süden“ rund um den Naturpark Schönaich im Herbst 2017.

Zufrieden mit der Reaktion

Florian Seidlitz ist hoch zufrieden mit der Reaktion auf den Alarm, bei dem ein Wäschetrockner in der Hauswirtschaftsabteilung gebrannt hat. „Ich bin sehr glücklich, wie ruhig und geordnet alles gelaufen ist“, sagt er; das Katastrophenkonzept habe den Mitarbeitern die erforderliche Sicherheit gegeben, was zu tun sei. Das bestätigt Jochen Thorns von der Feuerwehr. „Ich bin alle Stationen abgelaufen und habe die Mitarbeiter gefragt, ob alles funktioniert hat. Das haben sie bestätigt“, berichtet Seidlitz. Die Rückmeldungen der Mitarbeiter fließen aber trotzdem in die ständigen Verbesserungen des Katastrophenkonzepts ein. Aktuell wird gerade an einem Ausbau des Konzepts für eine Grippewelle gearbeitet.