Auf dem Friedhof in Filderstadt-Bonlanden sind mehrfach Gräber verunstaltet worden. Alle Gedenksteine tragen andere Nachnamen, die Verstorbenen sind aber verwandt. Wer hat es auf die letzten Ruhestätten der Angehörigen der Familie Laux abgesehen?

Bonlanden - Hannelore Laux ringt sichtlich um Fassung. Sie zeigt abwechselnd auf unterschiedliche Gräber. Überall blühen Blumen in leuchtenden Sommerfarben. So prächtig wären ihre jetzt auch, sagt sie. Doch auf dem Grab ihrer Eltern sind die Eisbegonien dahin. Sechs, sieben Stauden hatte sie dort mittig gesetzt. Jetzt ist dort nichts mehr, außer einer Chrysantheme, die sie eingepflanzt hat, damit der große kahle Fleck nicht gar so groß und kahl wirkt. Vor etwa drei Wochen waren die Blumen von einem Tag auf den anderen dahin, und nicht nur sie. Auch die Pflanzen rechts und links wiesen braune Flecken auf. Hannelore Laux glaubt, dass jemand Unkrautvernichter oder eine andere Chemikalie draufgekippt hat.

 

Wieder ringt sie mit sich. „Ich rege mich schon wieder auf“, sagt die 76-Jährige. Denn nicht nur das Grab ihrer Eltern ist verunstaltet worden. Auch zwei weitere, die sie pflegt, das des Schwagers und der Schwiegermutter, wurden geschändet.

Kartoffeln auf dem Grab, dann ein Kothaufen

Angefangen hat es vor etwa einem Jahr, berichtet ihr Sohn Frank Laux. Da habe ein Unbekannter erst Kartoffeln aufs Grab der Schwiegermutter geworfen, später auch noch einige verbuddelt. Auf demselben Grab tauchte nach einiger Zeit ein großer Kothaufen auf, wie auf dem Präsentierteller mittig auf einer Grünlilie drapiert. Nun, vor drei Wochen, folgte der Anschlag auf alle drei Gräber. Überall waren Blumen verdorrt, wie verätzt. „Ich habe jedes Mal Angst, wenn ich raufkomme, was wieder ist“, sagt Hannelore Laux.

Die Familie weiß sich nicht mehr zu helfen. „Man muss was tun“, sagt Frank Laux, „ich stehe den Personen, die hier beerdigt sind, auch nah.“ Die Vorfälle habe sein Bruder bei der Polizei gemeldet, die habe aber wenig Hoffnung gemacht, den Täter überführen zu können. Auch im Rathaus sei man nicht weitergekommen. „Das Friedhofsamt hat wenig Interesse gezeigt, uns zu unterstützen“, betont Frank Laux. In ihrer Not hat die Familie eine Anzeige im Amtsblatt geschaltet, in der Hoffnung, dass sich entweder Zeugen oder weitere Betroffene zu erkennen geben. Sogar eine Belohnung wurde ausgesetzt. Tatsächlich hat sich eine Frau gemeldet. Eine Verwandte. Auf dem Grab, das sie pflegt, sind die Pflanzen regelrecht zerschnipselt worden.

Der Täter muss von der Verwandtschaft wissen

Auffällig ist, dass sämtliche Verstorbene andere Nachnamen trugen und auf unterschiedlichen Teilen des Friedhofs beigesetzt wurden. Auf keinem der Gedenksteine steht Laux. „Diejenige Person muss wissen, dass wir verwandt sind“, sagt der 45-Jährige. Im Kopf sei man schon durchgegangen, wer der Übeltäter sein könnte, ob einer es aus persönlichen Gründen auf die Familie abgesehen haben könnte. Einen konkreten Verdacht hege man nicht.

Bei der Stadtverwaltung ist man ebenfalls ratlos. Laut Ellen Schweizer, der Sprecherin, hat es in Bonlanden bisher keine ähnlichen Grabschändungen gegeben. Im Frühjahr seien zwar kleinere Vorfälle, umgestoßene Dinge und Diebstähle, registriert worden, was die Stadt veranlasst hatte, auf allen Friedhöfen im gesamten Stadtgebiet Aushänge anzubringen, aber mit einer Serie wie bei der Familie Laux habe man es noch nie zu tun gehabt. Frank Laux weiß, wie skurril die Geschichte klingt. „Eigentlich lacht man erst mal“, sagt er. Dennoch hofft er, dass die Schikane endlich aufhört. Schon allein wegen der 76-jährigen Mutter. Sie sagt: „Das belastet mich unheimlich.“