Was ist zu tun, um dem Wald zu helfen, heiße und trockene Jahre zu überstehen? Der Filderstädter Revierförster Eckhard Hellstern gibt dazu eine Einschätzung. Und die ist nicht gerade rosig.

Filderzeitung: Rebecca Anna Fritzsche (fri)

Filderstadt - Feuer in Australien, Hochwasser in Venedig: Die Folgen des Klimawandels sind deutlich zu sehen und zu spüren – auch hier auf der Filderebene. Das sagt der Filderstädter Revierförster Eckhard Hellstern. „Wir wollen den Wald erhalten“, sagt er. „Ich habe 1998 hier angefangen, und 2003 war das erste richtig trockene Jahr, mit einem ungewöhnlich heißen Sommer.“ Und seitdem ist das normal geworden: Es ist zu heiß, es regnet zu wenig.

 

„Wir haben gute Böden im Filderstädter Stadtwald“, sagt Hellstern, der jüngst Oberbürgermeister Christoph Traub und Vertreter des Gemeinderats in den Wald begleitet hat, um auf die Problematik aufmerksam zu machen. „Sie sind nährstoffreich, mit einem hohen Tongehalt.“ Solche Böden könnten gut und lange Wasser halten. „Das ist unser Glück“, sagt Hellstern.

Verletztes Wurzelwerk kann schlechter Wasser aufnehmen

Allerdings könne der Tongehalt im Boden auch einen Nachteil haben: Ist es über zu lange Zeit zu trocken, bekomme der Boden Spannungsrisse, berichtet Hellstern. „Einmal hatten wir sogar einen Riss von drei Metern Länge und einigen Zentimetern Breite.“ Wenn der Boden so aufbreche, beschädigt dies das feine Wurzelwerk der Bäume. „Das beeinflusst wiederum die Nährstoffe im Boden“, so Hellstern, „denn dieser Trockenstress bedeutet, dass die Pflanzen die Nährstoffe, die im Wasser aufgelöst sind, nicht so gut aufnehmen können“.

Und wie kann man den Wald auf das sich verändernde Klima einstellen? Zuallererst lautet die Antwort: sehr schwer und sehr langsam. Sofortmaßnahmen gibt es hier nicht, Bäume wachsen langsam, und sie reagieren langsam. „Der Wald reagiert über Generationen hinweg, nicht kurzfristig“, sagt der Filderstädter Oberbürgermeister Christoph Traub. „Die Zeichen sind so ernstzunehmen, dass wir heute reagieren müssen, sonst ist es zu spät.“ In der Verwaltung überlege man bereits, wie der Gemeinderat die Arbeit der Förster unterstützen könnte.

Eckhard Hellstern setzt seine Hoffnung auf das natürliche Baumwachstum. „Wenn Bucheckern und Eicheln, also der Samenanhang der Bäume, auf den Boden fallen, wachsen neue Bäume“, erklärt er. „Auf die setze ich: nämlich darauf, dass diese jungen Bäume trockenresistenter sind als ihre Elternbäume.“ Aber dies brauche eben seine Zeit. Damit der Baumnachwuchs auch Platz hat, sei es wichtig, regelmäßig bei der Durchforstung alte und kranke Bäume zu entfernen, „damit der Wald sich natürlich verjüngen kann“. Sicher könne man nachpflanzen, das werde teilweise auch bereits getan. „Aber das ist immer nur die zweitbeste Lösung“, sagt Hellstern.

Feuer im Wald ist „das Schlimmste“

Baumsetzlinge kämen aus Baumschulen, wo sie bereits mehrfach beschnitten werden, um das Wachstum zu fördern. „Das Wurzelwerk bildet sich aber an diesen Pflanzen nicht mehr so heraus wie im natürlichen Fall“, sagt der Revierförster Hellstern. In der Konsequenz sind diese Bäume weniger stabil bei Sturm und haben es schwerer, Nährstoffe aus dem Boden zu ziehen, weil das Wurzelwerk nicht so tief in der Erde verankert ist.

Und was ist mit nicht heimischen Baumarten, die Trockenheit besser verkraften können? Diese im Filderstädter Wald anzupflanzen, hält Eckhard Hellstern für „ökologisch schwierig. Es geht ja nicht nur um einen Baum, sondern um ein ganzes Ökosystem“. Jeder Baum habe eine eigene Flora und Fauna, die von ihm abhängen oder von denen er abhängt. Zum Beispiel der Fichtenkreuzschnabel: Diese Vogelart hat sich an die Fichte angepasst, gibt es keine Fichten mehr, hat der Vogel keine Nahrungsgrundlage mehr.

Und was kann jeder einzelne für den Wald tun? Hellstern sagt: „Ich begegne immer wieder Leuten, die im Wald rauchen, obwohl das von März von Oktober verboten ist.“ Feuer im Wald sei das Schlimmste, man solle sich umsichtig verhalten.