Seit zwei Jahren gibt es in Filderstadt den Gestaltungsbeirat. Er gibt Bauherren Tipps für die Optik ihrer Projekte. Meist tut er dies nicht öffentlich. Warum eigentlich?

Filderstadt - Die Ortskerne von Filderstadt sollen erhalten und aufgewertet werden. Damit sich Neubauten dort möglichst gut einfügen, wurde ein Gestaltungsbeirat gegründet, der beratend tätig wird und den Bauherrn Tipps zum besseren Aussehen ihres Gebäudes gibt. Bisher tagt das Gremium, in dem vor allem Stadtplaner und Architekten sitzen, aber meist unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

 

Nur zehn Prozent öffentlich

Die Bürger bekommen deshalb nicht viel mit von dem, was in ihrem Stadtteil neu gebaut werden soll. Von den rund 20 Projekten, mit denen sich der Gestaltungsbeirat seit seiner Gründung vor knapp zwei Jahren befasst hat, wurde nur ein Zehntel öffentlich beraten. „Wir wollen diese Zahl erhöhen“, sagt Stadtplanungschef Matthias Schneiders. „Wir versuchen, die Bauherrn zu überzeugen, damit es mehr werden.“ Die Stadt könne nämlich nur dann selbst über die Offenlegung entscheiden, wenn dem Projekt ein vorhabensbezogener Bebauungsplan zugrunde liege. Bei Vorhaben, die nach bestehendem Planungsrecht genehmigt würden, habe es der Bauherr in der Hand, ob der Gestaltungsbeirat öffentlich oder hinter verschlossenen Türen tagt.

So geschehen bei dessen jüngster Sitzung, als auf Betreiben des Bauherrn die Öffentlichkeit eingeladen wurde. Ulrich Ruckh stellte seine Pläne zu einem Gebäude mit sieben Wohnungen vor, das an der Klingenstraße in Bonlanden entstehen soll. Die Architektin Bärbel Hoffmann vom Gestaltungsbeirat stellte fest, dass der Neubau mit seinen drei Geschossen nicht höher werde als der benachbarte historische Schafhof. Sie lobte außerdem, dass das Gebäude im Vergleich zur ersten – übrigens nicht-öffentlichen – Beratung schmäler geworden sei und jetzt statt einem Flach- ein Satteldach bekommt.

Bauherr Ruckh, der selbst Architekt ist, fand mit der Absicht, für jede Wohnung zwei Stellplätze in einer Tiefgarage bereitzustellen, großen Anklang. Auch seine Idee, vor dem Haus einen schwäbischen Bauerngarten anzulegen, wurde begrüßt. Der Bauherr wurde dafür gelobt, dass er sein Projekt öffentlich vorstellte.

Regeln für Nachverdichtung gefordert

Man dürfe vom Gestaltungsbeirat jedoch nicht zu viel erwarten, sagt Wilhelm Kirschner von der Initiative Aufbruch Plattenhardt. Er würde es für sinnvoller halten, wenn für die Nachverdichtung in den Ortskernen klare Regeln aufgestellt würden. „Man könnte eine Gestaltungssatzung erlassen oder aber mehr Bebauungspläne aufstellen“, sagt der Stadtplaner. Dann gäbe es für die jeweiligen Bereiche Richtlinien, die einzuhalten seien. Diese könnten im Übrigen auf die Eigenart eines bestimmten Gebietes zugeschnitten werden.